Fussball

Sonntag, 1. Dezember 2013

Feigheit- Von denen und von mir auch!

Bayer04-ManU-0-5
„Typisch, jetzt, wo sich seine doch ach so „geliebte Werkself“ mal wieder bis auf Knochen blamiert hat, da schweigt der Herr Blackconti, dem beim FC-Bayern-Bashing keine Verbalinjurie zu blöd ist, plötzlich fein still.“ Nein, niemand hat sich dergestalt bei mir beschwert. Aber möglicherweise kam dem ein oder anderen meiner verbliebenen Restleserschaft ( 4-5?) so ein Gedanke, wenn er hier vergeblich nach meiner überaus fundierten Meinung zu diesem 0 : 5 Heimdebakel gegen ManU suchte. Vielleicht war es ja auch pures Mitleid, die den ein oder anderen davon absehen ließ, meine verletzte Seele noch zusätzlich zu quälen. In diesem Fall möchte ich mich für die Rücksichtnahme herzlich bedanken, obwohl sie wirklich nicht nötig gewesen wäre. Ich selber habe bereits am Mittwochabend, noch unter dem Schock des peinlichen Geschehens in der BayArena stehend, meinem Unmut Luft wie folgt gemacht:

Bayer04 hatte heute Abend zwar 10 Trikotträger auf dem Feld (Leno nehme ich mal aus, der konnte einem nur leid tun), aber ich weigere mich zu glauben, dass in den Trikots die uns bekannten Bundesligaspieler steckten. Die sahen zwar wie Kießling, Castro, Bender usw. aus, aber das waren bestimmt Doppelgänger, Amateure ohne jegliche fußballerische Vorkenntnisse.

Wie? Das waren die Originalspieler des Tabellenzweiten der Bundesliga? Oh Gott, wie peinlich! Welch eine Blamage! Haben die Spieler vorher Schlaftabletten genommen? Hatten sie evtl. Bleieinlagen im Schuhwerk und dann auch noch rechts und links vertauscht? Ja, wie anders soll man sich denn erklären, dass 90 Minuten lang jede Ballannahme verspringt und jeder Pass, zu 90% unbedrängt aus dem Stand, beim Gegner landet? Warum liefen die Spieler von Manchester United, teilweise doppelt so alt wie die Werkself-Kicker, durch die Bank wesentlich schneller und wesentlich mehr? Warum spielte die Werkself heute Abend zwar mit 11 Mann, aber ohne Abwehr, ohne Mittelfeld und selbstverständlich auch ohne Angriff? Fragen, auf die ich gar keine Antwort hören möchte, weil jede Erklärung einfach nur lächerlich klingen würde.

Das 1: 7 in Barcelona seinerzeit war schlimm, aber irgendwie auch noch verständlich. Was aber die Werkself heute Abend geboten hat, war die groteske Karikatur eines Champions-League-Teilnehmers. Über den Hohn und Spott, der ab morgen aus aller Welt auf Bayer04 niederprasseln wird, braucht sich niemand zu beschweren. Es ist absolut verdient.


Hach, das hat mir gut getan und die Verantwortlichen der BayerAG, der UEFA und der FIFA, denen ich diese durch und durch sachliche Analyse zukommen ließ, haben daraus wohl wichtige Erkenntnisse gewonnen. Schon 3 Tage später, gestern, gegen Nürnberg dauerte das Gruselgekicke der Werkself nur noch 30 Minuten. Dann fiel das 1 : 0, übrigens erstaunlich ansehnlich, und dann war der Rest nur noch Formsache. Nach diesem Heimsieg über den Tabellenvorletzten sehe ich mich denn auch in der Position, noch mal auf den hochnotpeinlichen Mittwochabend einzugehen. Da ich hier im südafrikanischen ManU-Fan-verseuchten Umfeld über 3 Tage nur verhöhnt wurde, wollte ich mir dergleichen hier auf TiS erst mal ersparen. Aber jetzt darf wer mag. Es wird wieder, wie gehabt, von mir abprallen, denn ich bin mit meiner geliebten Werkself wieder im Reinen, einigermaßen jedenfalls und höchstwahrscheinlich nur bis Mittwoch gegen Freiburg oder nächsten Samstag gegen den BVB. Schaun wir mal.

Samstag, 19. Oktober 2013

Das Runde war im Eckigen

Gab es Proteste? Nöö, der Ball war drin, liegt noch im Tor. Kießling selber konnte es kaum glauben. Wir sehen die Wiederholung in Zeitlupe und wissen Bescheid. Die Akteure auf dem Spielfeld haben keine Zeitlupenwiederholung, sehen nur den Ball im Tor und - akzeptieren klaglos.



Viele meinen ja nun, dass das Spiel wiederholt werden müsste. Ich nicht, denn wenn der Ref „Tor“ entscheidet, dann ist’s ein Tor. Ich denke da z.B. an das Lampard-Tor der Engländer bei der letzten WM. Der Ball war klar drin, aber der Schiri gab’s nicht. Also kein Tor – so what? Fehlentscheidungen passieren an jedem Spieltag – dutzendweise – und solange der Videobeweis nicht zugelassen ist, gilt die Tatsachenentscheidung des Referees. Spielwiederholung? Ganz sicher nicht!

Und außerdem würde das Wiederholungsspiel ja sowieso gewonnen. It’s Hoffenheim, it’s the "Lieblingsgegner". Die können gegen meine geliebte Werkself nicht gewinnen, denn wie sonst ist der doppelte Pfosten nach dem, von Leno großartig parierten, Elfer zu erklären. Im Übrigen waren es ja wohl die Hoffenheimer, die das löchrige Netz aufgehängt haben.

Yippiee – Tabellenführer – und wenn’s auch nur für ein paar Stunden ist ;-)

Sonntag, 6. Oktober 2013

Ich bin wütend, sooo wütend…

John Cleese wütend mit KriegsverletzungDer Bayern-Dusel, ein thematischer Dauerbrenner im professionellen Fußball, hat auch gestern Abend in der BayArena in Leverkusen wieder, jeglichem Gerechtigkeitsempfinden hohnsprechend, seine schützenden Schwingen über dem FC Bayern ausgebreitet. Über 93 Minuten durfte man sich in der Illusion wiegen, der Bayern-Dusel hätte das „n“ vergessen und wäre zum Bayer-Dusel mutiert. So eklatant überlegen erspielten sich die Bayern klarste Torchancen, die normalerweise für 3 Spiele ausgereicht hätten. Sie trafen aber nur einmal und dieses Tor wurde dann sofort im Gegenzug durch den einzigen Angriff der Werkself in der 1. Hälfte ausgeglichen, was, da völlig unverdient, schon einem Wunder gleichkam.

Auch die 2. Hälfte brachte keine Änderung im einseitigen Verlauf dieses „Spitzenspiels“. Bayern spielte die Werkself an die Wand, welche zwar in der Abwehr aufopferungsvoll kämpfte, aber dennoch hochkarätige Bayern-Torchancen im Minutentakt nicht unterbinden konnte. Einzig der bärenstarke Torhüter der Werkself, Bernd Leno, verhinderte mit seiner erstklassigen Leistung ein Debakel. So blieb es bis zur letzten Minute der Nachspielzeit beim 1 : 1 und endlich konnte der sattsam bekannte Bayern-Dusel sein segensreiches Wirken für die verhassten Lederhosen unter Beweis stellen.

Letzte Spielminute, Konterangriff der Leverkusener durch Heung-Min Son über links. In der Mitte sprintet Hegeler, in Erwartung des Son-Passes, in den Strafraum – und wird vom hinter ihm her eilenden Ribery von hinten gestoßen und zu Fall gebracht. Ein klarer Strafstoss, aber der Referee weiß um den Bayern-Dusel und fürchtet seine Rache. Kein Foul, weiterspielen, und dann ist das Spiel aus. Das Unentschieden allein ist schon ein Witz, ein Sieg der Werkself durch Elfmeter in der letzten Sekunde wäre dem Spielverlauf nach völlig absurd und eine schreiende Ungerechtigkeit. Dennoch, ein klares Foul im Strafraum wird mit Elfmeter geahndet. So sehen es die Regeln vor, unabhängig vom Spielverlauf und Spielstand. Dass der Schiedsrichter seinen Ermessensspielraum nach dem Motto: „Och, dass wäre jetzt aber total ungerecht gegenüber der besseren Mannschaft!“ einsetzt, ist eigentlich eine Unverschämtheit.

Diesmal aber will ich’s klaglos akzeptieren und den unverdienten Punkt für meine geliebte Werkself still, verschämt, aber innerlich frohlockend feiern. Obwohl - ein 2 : 1, durch Elfmeter in der letzten Sekunde, absolut unverdient - ja, das wär’s doch gewesen. An den konsternierten, wütenden oder bedröppelten Gesichtern der Bayern-Vorstände, besonders ihres kriminellen Präsidenten, hätte ich mich gar nicht satt sehen können. Je länger ich darüber nachdenke - mein Gott, dieser Schiedsrichter - was für ein erbärmlicher Feigling. Jetzt, beim Schreiben, werde ich richtig wütend, sooo wüütend - aaah, meine Kriegsverletzung…

Sonntag, 26. Mai 2013

Geld schießt halt doch Tore

Bleiben wir sachlich, auch wenn’s schwerfällt. Ein gutes, zeitweilig hochklassiges Endspiel fand in den Bayern einen verdienten Sieger , weil sie in der 2. Halbzeit einfach einen Tick druckvoller, schneller und in Summe mit teurerem Personal bestückt waren. Ein Favoritensieg und insofern keine Überraschung, der allerdings auch wieder ein Geschmäckle aufweist. Dem italienischen Schiedsrichter wurde ja allseits eine gute Leistung bescheinigt, was man so sehen kann, wenn man das „beide-Augen-zudrücken“ als Ermessensspielraum wertet. Die Bayern hätten sich nicht beschweren dürfen, wenn sie das Spiel nur mit 9 Spielern beendet hätten. Riberys Ellenbogenschlag in der ersten Halbzeit war eine offensichtliche Tätlichkeit, die der Referee auch gesehen hat. Unter normalen Umständen wäre Riberys Arbeitseinsatz postwendend beendet worden, aber statt „Rot“ gab’s nur ein paar ermahnende Worte. Ok, das Spiel war noch jung und trotz des hohen Tempos und der Einsatzbereitschaft der Akteure sehr fair. Einzig Dante holte sich einmal eine gelbe Karte ab, aber die hätte dann später auch seinen Ausschluss bedeutet, denn für seinem elfmeterreifen Tritt gegen Reuss hätte er zwingend ein weiteres mal „Gelb“ sehen müssen, womit auch für Dante Feierabend gewesen wäre. War’s nicht, weil für die Bayern immer ein paar Sonderregeln gelten. Zur Not, Schalke erinnert sich leidvoll, wird statt signalisierten 2 auch mal 7 Minuten nachgespielt, so lange halt, bis doch noch ein Tor für den ewigen Deutschen Meister fällt.

Ribery Lewandowski CL-Final 2013

Aber ich wollte ja sachlich bleiben, was mir offensichtlich schon beim Schreiben des Wortes „Bayern“ erhebliche Mühe bereitet. Dabei habe ich im Moment allen Grund, den Dortmundern ihre Niederlage von ganzem Herzen und aus tiefster Seele zu gönnen. Ach, was Steinbrück als Siegertyphaben sie gejammert, was werden sie jetzt noch jammern. Erst holen die Bayern ihren Götze und nun auch noch den Lewandowski und schwupps – Bayern hat jetzt gefühlt hundert Nationalspieler auf der Reservebank, der Konkurrent Dortmund ist geschwächt und geht wieder zurück auf „Los“. Aber gemach, Mitleid ist da nun wirklich nicht angebracht, denn Dortmund hat auch Geld. Nicht so viel wie die Bayern, bei denen ja der Uli Hoeneß immer etwas von seinem Schweizer Sonderkonto abheben kann. Aber Dortmund hat jedenfalls genug, um unterschriftsreife Verträge meiner geliebten Werkself Bayer04 mit den Bremer Spielern De Bruyne und Sokratis locker um ein paar Milliönchen zu überbieten und statt in Leverkusen spielen die beiden nächste Saison nun in Dortmund. Dass die Dortmunder auch noch am Kießling zerrten, da allerdings auf Granit bissen, macht es nun wohl vollends verständlich, dass ich dem gestrigen Finale ziemlich distanziert zugeschaut habe, wie übrigens alle Südafrikaner hier. Beim vorher von 19.00 – 20.45 Uhr übertragenen Super15-Rugby Sharks vs. Bulls (19 –21) war’s jedenfalls richtig laut im Pistols, beim anschließenden Fußball war’s ich allein, der sich lauthals aufregte – über den Schiedsrichter (s.o.) – die dumme Sau.

Donnerstag, 28. Juni 2012

Italia, Italia!

Mario Balotelli

1. Waren die Italiener die klar bessere Mannschaft.

2. Ging mir das deutsche: „ Wie schlagen wir die Spanier im Endspiel?“ sowieso schon gewaltig auf den Keks.

3. Freue ich mich auf die Neuauflage des einzig guten Fußballspiels dieser langweiligen EURO 2012, Spanien vs. Italien. Spanien wird’s wohl wieder machen, leider, weil zwar effizient, aber auch langweilig. Den Italienern würde ich’s gönnen, denn deren faszinierend präziser Konterfußball war bisher nicht nur erfolgreich, sondern sah auch noch, incl. Balotellis Frisur, gut aus.

Dienstag, 12. Juni 2012

Euro 2012

Blenden wir einfach mal die Euro- und Finanzkrise aus. Vergessen wir das dilettantische Lavieren, die unglaubliche Unfähigkeit der Politik, den sogenannten „Märkten“ endlich die Fesseln anzulegen, die einzig den Zusammenbruch ganzer Volkswirtschaften und Staaten noch verhindern könnten. Jetzt ist wieder Sommermärchen, jetzt läuft die Euro 2012 in Polen und in der Ukraine und da ist bekanntlich Fußball unser Leben.

Der erste Spieltag ist abgeschlossen und nachdem sich alle Teams vorgestellt haben, kann es eigentlich nur eine Endspielpaarung geben: Spanien gegen Italien. Die Begegnung dieser beiden war echter Fußballgenuss zum Zungeschnalzen, schnell, technisch erstklassig und hochspannend bis zur letzten Minute. Alle anderen Partien waren dagegen eher langweilig, wenn man mal von den Russen absieht, deren 4 : 1 Sieg gegen eher schwache Tschechen ziemlich souverän aussah.

Auffällig ist der durchgängige Versuch aller Teams, entweder das spanische Erfolgsrezept oder die Chelsea-Mauertaktik zu kopieren. Ballbesitz hat Vorrang und Kurzpassspiel feiert fröhliche Urständ, praktiziert allerdings meistens von Spielern, deren Schnelligkeit und technische Fertigkeiten Lichtjahre von den spanischen Könnern entfernt sind. Das Resultat: Das Spiel wird immer langsamer und endet nach 20 brotlosen Quer- und Rückpässen an der Mittellinie in einem Fehlpass aus dem Stand in die doppelte Viererkette vor dem Strafraum des Gegners. Da juckt die Fernbedienung in den Händen, denn selbst der harmlose Stubbe-Krimi im anderen Programm erscheint gegen dieses Ballgschiebe ein Ausbund an Hochspannung.

Die deutsche Mannschaft machte da keine Ausnahme und das eher schmeichelhafte 1 : 0 gegen die Portugiesen zeigte deutlich, dass das Bayerngerüst der Mannschaft mehr ein blutleeres Gerippe ist, leblos und klapprig. Lahm und Müller rennen zwar an den Außenlinien rauf- und runter, können dann aber in 90 Minuten nicht eine einzige verwertbare Flanke schlagen. Schweinsteiger steht auf dem Platz, ist aber nicht vorhanden. Boateng ist und bleibt ein Unsicherheitsfaktor und immer für einen Elfmeter gut, auch wenn diesmal seine Grätsche gegen Ronaldo Rettung in höchster Not bedeutete. Gomez macht das, was er kann. Er wartet halt an oder im Strafraum, dass ihm ein Ball zufällig möglichst auf den Kopf oder, aber besser nicht, vor die Füsse fällt. Ja, und dann bleiben noch Badstuber und, mit Abstrichen, Neuer, die hinten meist solide agieren. Wenn die Portugiesen nicht das Pech an den Stiefeln und Hummels nicht so einen guten Tag gehabt hätte, die Deutschen hätten sich trotz 60% Ballbesitz nicht über eine Niederlage beschweren dürfen. Gefährlicher schienen die Portugiesen bei jedem ihrer Vorstöße und in dem letzten Minuten schien der Ausgleich nur noch eine Frage der Zeit, aber zum Glück wurde rechtzeitig abgepfiffen.

Fazit nach dem 1. Spieltag: Spanien ist wieder der Favorit, aber Italien ist unbedingt zu beachten. Deutschland wird jetzt wohl die Vorrunde überstehen, kann Titelambitionen aber vergessen und auch Holland, England und Frankreich haben gegen Spanien kaum eine reelle Chance.

Aus Erfahrung weiß ich natürlich, dass meine Prognosen bisher noch nie gestimmt haben und außerdem ist der Ball rund und das Spiel dauert 90 Minuten. Schaun wir mal...

Sonntag, 13. Mai 2012

Lol!

BVB-Lahm
Eigentlich mag ich solche SMS-Kürzel nicht, aber hier scheint mir diese Überschrift passend. „Wir waren 90 Minuten die bessere Mannschaft…“ analysierte Phillip Lahm gerade messerscharf die 2 : 5-Pleite seiner Bayern gegen die Dortmunder. Wie bitte soll man ein Getränk im Munde behalten, wenn eine solche Expertise völlig überraschend das Zwerchfell trifft und selbst die fußballabstinente, und normalerweise desinteressierte Frau Blackconti half verständnisvoll beim Wegwischen der verprusteten Flüssigkeit auf dem vorgelagerten Tisch und Teppich.

Teil 2 des Projekts Vizebayern ist also erledigt und jetzt muss der FC Bayern nächsten Samstag gegen Chelsea nur noch einmal in ähnlicher Weise „über 90 Minuten die bessere Mannschaft“ sein, um endlich mit meiner geliebten Werkself Bayer04 gleichzuziehen. Aus leidvoller Erfahrung weiß ich, dass so ein Triple-Vize Häme und Spott auf Jahre garantiert und diese Erfahrung sei den Bayern besonders in der Arroganz-Arena von Herzen gegönnt. Komme mir nun nur niemand mit nationalem Interesse. Bei jedem anderen deutschen Club gerne, aber niemals beim FC Bayern.
PS: Sagt sich so leicht, aber ich kenn mich, am Ende siegt dann doch wieder der Chauvinismus.

Dienstag, 3. April 2012

Zu spät!

„Ich gehe jede Wette ein: Dutt erlebt das Saisonende nicht in Leverkusen!“ schrieb ich vor einigen Monaten mal in einem Kommentar, nachdem Bayer04 wieder die in dieser Saison gewohnt indiskutable Leistung abgeliefert hatte. Nun ist es soweit und ich kann nur sagen: „Endlich - aber zu spät!“

Vor genau 5 Monaten wandte ich mich hier an den Vorstand der Bayer04-Fußball GmbH (kleiner Scherz!) und beschrieb minutiös meinen Frust über die grausame Vorstellung der Werkself in Freiburg. Für mich war es schon da höchste Zeit, Dutt abzulösen, denn seine Distanz zur Mannschaft, seine fehlende Ausstrahlung waren da auch für einen Außenstehenden schon mit Händen greifbar.

Dutt ist ein Technokrat, möglicherweise sogar ein fachlich hochversierter, aber Emotionen sind seine Sache nicht und somit ist er als Motivator ein Totalausfall. Fußball lebt aber von Emotionen, ist ohne sie eigentlich zum Gähnen langweilig. Ein guter Coach findet genau diese Balance zwischen nüchtern-taktischen Überlegungen und der notwendigen Emotionalität und kann dies der Mannschaft vermitteln. So erzeugt er den notwendigen Willen zum Gewinn eines Zweikampfes, zu dem einen Schritt Vorsprung vor dem Gegenspieler, der zum Ballgewinn und letztlich zum Sieg gegen qualitativ gleichwertige Gegner notwendig ist. Dutt konnte das nicht.

Die wenigen Spiele der Werkself, in denen die Mannschaft überzeugte, gab es gegen qualitativ höher eingeschätzte Gegner, Valencia, Chelsea, zumindest eine Halbzeit, gegen Barcelona und gegen die Bayern, weil sich die Mannschaft selbst motivieren konnte, nach dem Motto: Wir haben keine Chance, nutzen wir sie. (Das 7 :1 –Debakel in Barcelona war für mich keine Katastrophe, sondern absolut nachvollziehbar. Warum sollte man Kräfte an einer sowieso verlorenen Sache verpulvern.)

Dutts Ende begann dann nach 20 furiosen Anfangsminuten in Wolfsburg. Bayer führte 1 : 0, hatte weitere 100%-tige versiebt, schaltete nun in den Trabe-Modus und Dutt schaute zu. Nichts kam von ihm. Hilflos stand er, fein gewandet, mit verschränkten Armen an der Seitenlinie und er wusste genau, dass es nun vorbei ist, dass er die Mannschaft nicht erreicht, weder jetzt , noch in der Pause noch in den nächsten Spielen. Nach dem Wolfsburg-Spiel spätestens hätte die Reißleine gezogen werden müssen.

Wie’s aussieht ist es jetzt schon zu spät. Ein Platz unter den ersten 6 der Liga ist nun hochgradig gefährdet, denn das die Werkself gegen die, gegen den Abstieg kämpfenden Teams, in der momentanen Verfassung noch mal zulegen kann, ist schwer vorstellbar.

Haben einige Spieler gegen Dutt gespielt? Bewusst vielleicht nicht, aber irgendwo im Hinterkopf stecken da dann doch einige Vorbehalte und verhindern z.B. schnelleres Laufen. Einige Spieler sind mittlerweile so von der Rolle, Schürrle, Augusto, die gesamte Hintermannschaft, dass es längerer Therapie bedarf, um sie wieder bundesligatauglich zu machen. Dass dies dem neuen Trainer- Team kurzfristig gelingt, kann ich mir wünschen. Wahrscheinlich ist es nicht.

Dienstag, 1. November 2011

Der Offenbarungseid

Ich weiß natürlich, dass die laienhafte und unmaßgebliche Meinung eines Bayer04-Anhängers aus Südafrika nicht sonderlich interessiert, aber da ich bereits vor 50 Jahren im Ullrich-Haberland-Stadion für Manglitz, Torner, Biskup oder Klimaschefski mein, von der Mutter genähtes, Bayer-Fähnchen schwang, kann ich nun nicht mehr an mich halten. Ich muss meinem Unmut Luft machen, sonst platze ich, und das "Tief im Süden"-Blog scheint mir ein geeigneter Ort, weil evtl. der ein oder andere Bayer04-Verantwortliche hier mal reinschaut. --Nein? Oh, bitte, lasst mir doch meine Illusionen. Also los:

Gewonnen – ja, aber Woche für Woche immer nur Fremdschämen macht einfach keinen Spaß mehr. Freiburg ist Tabellenletzter. Wohl zu Recht, weil die Breisgauer trotz spielerischer Überlegenheit, bei 25 zu 3 (nennenswerten) Torschüssen, bei 80% Ballbesitz dennoch kein Tor erzielten. Die Bayer-Elf allerdings leistete in diesem Spiel den Offenbarungseid. Ein glückliches Tor nach 2 Minuten und anschließend 90 Minuten lang bangen und hoffen, dass der Gegner, trotz besserer Spielanlage und ununterbrochenen Angriffsbemühungen, den Ball nicht im Tor unterbringt. So ein Grottengekicke, wie es die Werkself z.Zt. vorführt, hätte schon aus rein ästhetischen Gründen mit 2-3 Gegentoren geahndet werden müssen. Das Rumgestolpere am Ende auch noch zu gewinnen, ist einfach nur peinlich.


Die Werkself als Team, aber auch die meisten Bayer-Spieler, sind momentan von allen guten Geistern verlassen. Technische Basisfähigkeiten wie Ballannahme geraten mittlerweile bei fast jedem Spieler zum Experiment mit ungewissem Ausgang, meist zur Lachnummer, und selbst, wenn dieses Problem einmal bewältigt wurde, so folgt dann postwendend ein Fehlpass, der nur noch fassungsloses Kopfschütteln auslöst. Spielaufbau und Angriffsbemühungen finden im „System“ der Werkself nicht mehr statt. Aber wie sollte auch, wenn die Sicherheitsphilosophie gebietet, im Zweifel, d.h. eigentlich immer, rückwärts zu spielen? So werden selbst zaghafteste Angriffsversuche vor dem gegnerischen Strafraum abgebrochen und mit 2-3 Rückpässen landet der Ball wieder beim eigenen Torhüter, der dann notgedrungen den Ball nach vorne drischt - zu 99% zum Gegner. Super, ein tolles System, welches auch noch im Rückwärtsspielen durch himmelschreiende Fehlpässe Torchancen kreiert – für den Gegner, selbstverständlich. Das so einem Fehlpass folgende, hektische Gegrätsche um den eigenen Strafraum, das planlose Gebolze - nur weg mit dem Ball – sieht dann zwar sehr lustig, aber kaum noch nach Bundesliga-Fußball aus.


„Ein schmutziger Sieg.“ so benannten es die Bayer-Verantwortlichen. Sicher, diese Spiele gibt es und solche Siege braucht man auch, wenn man am Ende erfolgreich sein will, aber solche Spiele sollten eine Ausnahme darstellen. In Leverkusen aber ist das mittlerweile die Normalität. Seit Wochen spielt die Werkself absolut unansehnlich, ja geradezu lächerlich schlecht. Da kann auch die ein oder andere Einzelleistung, z.B. das Derdiyok-Tor-des-Jahres, nicht drüber hinweg täuschen. Die unglücklichen Freiburger waren ja geradezu eine Augenweide in Sachen Spielaufbau, Passgenauigkeit und Laufbereitschaft, verglichen mit der behäbig trabenden Spielverweigerung der Werkself.


Das müsste eigentlich auch dem Sportdirektor Völler, aufgefallen sein, aber der redet bei Sky das Desaster auch noch schön, fabuliert was von „... auf diesem Level..“ und „...Qualität...“ wo genau davon bei der Werkself aber so gar nichts mehr zu sehen ist. Nach jedem Spiel der letzten Wochen denkt man, dass es schlimmer nicht ginge, aber – falsch gedacht – es geht, wie gegen den Tabellenletzten mit Entsetzen zu bestaunen war.


Robin Hood - ääh- Dutt leitet jetzt seit ca. 4 Monaten das Training und er hat ganze Arbeit geleistet. Er hat die Mannschaft ordentlich verunsichert und den Spielern akribisch irgendwann mal zweifellos vorhandenes Potential und techischen Fertigkeiten ausgetrieben. Noch nicht 100%-ig, denn sonst wären die Tore nach herausragenden Einzelleistungen ( Derdiok, Sam, Schürle) vermieden worden. Aber bereits in Freiburg war auch von Einzelleistungen nichts mehr zu sehen. Man sieht, es geht voran.


Übrigens, die hier in Südafrika teilweise live übertragenen Bayer04-Spiele habe ich noch vor wenigen Wochen meinen hiesigen Freunden als Programmtipp ans Herz gelegt. Das hat mir dann, verständlicherweise, nur noch Hohn und Spott eingetragen. Heute empfehle die Übertragungen immer noch, aber nicht an Fußballenthusiasten, sondern an Freunde lustiger Stolper-Clips - Hoppala!

Sonntag, 31. Juli 2011

Erfahrung und Weitsicht

Nach dem Schlusspfiff brachen alle Dämme. Die Dresdener Zuschauer lagen sich wegen einer „Pokalsensation“ in den Armen und wieder einmal ergießen sich Spott und Häme kübelweise über meine geliebte Werkself und über Michael Ballack im Besonderen. Oberflächlich betrachtet kann man das ja auch nachvollziehen und auch mir blieb zunächst nur ungläubiges Kopfschütteln. Da spielt eine hochüberlegene Bayer 04-Truppe einen komfortablen 3 : 0-Vorsprung heraus, spielt 66 Minuten erstklassigen Fußball gegen hoffnungslos überforderte Dresdener, deren Dynamo wenig dynamisch agiert und dann darf Michael Ballack aufs Feld. Zur Ergebnisverwaltung für die letzten 24 Minuten, wie wir unbedarften Laien glauben. Wir ahnen natürlich nicht, dass Michael Ballack in geheimer Mission aufgelaufen ist und auch den Dresdener Anschlusstreffer, 2 Minuten nach Ballacks Einwechselung, verbuchen wir unter der Rubrik: Schönheitsfehler. Erst beim 2. Gegentreffer, nur weitere 2 Minuten später, begriff ich plötzlich die geniale Strategie des Leverkusener Trainers Robin Dutt und mit Michael Ballack hatte er den perfekten Spieler zur Umsetzung eingewechselt.

Robin Dutt in DresdenBallack in Dresden

Ballack leidet bis heute an der bitteren Erfahrung der Saison 2001/2002, als er auf 3 Hochzeiten gleichzeitig tanzend, im Pokal, in der Meisterschaft und in der Championsleague, jeweils die Endspiele erreichte und in allen drei Wettbewerben nur „2. Sieger“ wurde. Bayer 04 führt seit damals mit besonderem Stolz den Ehrentitel „Vizekusen“ als eingetragenes Markenzeichen. Dessen eingedenk agierte Michael Ballack, der „Capitano“, in Dresden mit Erfahrung und Weitsicht. Nie wieder sollte in 3 Wettbewerben gleichzeitig die Kraft verpulvert werden und der Pokal ist da am entbehrlichsten. Faszinierend zu beobachten, mit welcher Leichtigkeit es Ballack gelang, innerhalb von Minuten die stabile Bayer-Abwehr in einen lethargisch herumstolpernden Hühnerhaufen und das, zum Zeitpunkt der Ballack-Einwechselung zum Gähnen (M. Ballack!) langweilige Gekicke, in ein „sensationelles“ Pokalspiel und ein Medienereignis zu verwandeln, welches mir nun jede Nachrichtensendung des Wochenendes wieder und wieder genüsslich unter die Nase reibt.

Ich bin begeistert, Hohn und Spott tropfen an mir ab wie Teflon am Merkel (oder so ähnlich), denn nachdem ich die weitsichtige Absicht hinter diesem Scheindebakel erkannt habe, ist mir um den weiteren Verlauf der neuen Saison nicht bange. Meisterschaft und Championsleague - zwei grosse Ziele - und dank so weitsichtiger Strategen wie Michael und Robin dürfen wir meiner geliebten Werkself in der neuen Saison alles zutrauen - ja, wirklich alles. (Räusper…äähmm.. Hüstel…)

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