dies und jenes

Samstag, 7. September 2013

Herbstdepression

Die Nachrichtenlage in diesen Tagen gibt reichlich Anlass schwermütig zu werden. Ein zum Hoffnungsträger hochgejubelter Präsident setzt jenseits des Atlantiks die sattsam bekannte US-Politik der Gewaltandrohung und Kriegstreiberei seines Vorgängers nahtlos fort und keine Lüge ist zu blöde zur Rechtfertigung illegaler Aggression. Die Geheimdienste der westlichen Hemisphäre scheren sich einen Dreck um Grundrechte und gesetzliche Vorschriften und die zuständigen Politiker geben sich ahnungslos. Statt sich der illegalen Schnüffelei und dem Überwachungswahn entgegenzustellen, statt die Bürger zu schützen, wird verharmlost und gelogen. Das alles ist misslich, aber wenn zu diesem ganzen Elend dann noch die Vorstellung weiterer vier Jahre geballter Inkompetenz als „beste Regierung“ aller Zeiten die Zukunft trübe und grau erscheinen lässt, so schlägt das gewaltig auf’s Gemüt.

Dagegen muss was unternommen werden und, warum eigentlich nicht, schau ich mal was es im Fernsehen gibt. Was zur Entspannung, lockere Unterhaltung im „Ersten“, und die wird uns in der ARD-Programmvorschau u.a. wie folgt angepriesen:

„…lädt er in das Berliner Ensemble für acht neue Folgen "Krömer - Late Night Show". Live und vor Publikum wird Kurt Krömer seinen investigativen Journalismus von der Leine lassen, seinen Gästen Antworten entlocken, von denen sie selbst noch nicht wussten, und tief in das Innerste seiner schwarzen Seele blicken lassen…“

Interessant, schau ich mir an. Das Berliner Emsemble, ein sehr schönes, klassisches Theater, ist vollbesetzt und auf der Bühne – nichts, d.h. der eiserne Sicherheitsvorhang ist unten und darauf wird nun ein Filmchen projeziert, in dem der Protagonist Kurt Krömer sein Intro - na ja, „singt“. Dann macht dieser Krömer das Maul auf, mimt den Berliner Proleten, ruft „Eh Du“ und öfter mal „Scheisse“ und, witzig ist da aber gleich gar nichts, das Publikum im Theater lacht. - Ja, über was eigentlich? Wenn’s nicht so unendlich billig, grauenhaft und primitiv wäre, hätte ich längst ausgeschaltet, aber nun will ich’s auch bis zum Ende wissen. Irgendwas muss doch da noch kommen. So eine geballte Ladung Müll ist doch ungenießbar. Aber da liege ich wohl falsch. Irgendein Programmverantwortlicher der ARD muss eine ziemlich merkwürdige Weltsicht haben, denn wie anders soll ich mir oben zitierte ARD-Programmankündigung erklären. „Investigativer Journalismus“ – ne, is klar! Krömer (Orginalton: "Eh, Roberto, wedelst Du Dir wieder einen von Palme?") und seine Gäste flegeln und proleten 45 Minuten sinnentleert auf dem Niveau pubertierender Halbwüchsiger und am Ende darf eine Larifari Band noch ein Liedchen trällern. Das wars - und mir zieht’s wegen dieser Peinlichkeit die Kopfhaut zusammen. Möglicherweise ist so ein Blick in die ARD-Unterhaltungslatrine aber auch faszinierend und, wer mag, darf sich hier jetzt selber ein Bild machen:



Wie bin ich noch darauf gekommen? Ach ja, ich erhoffte mir ein Antidepressivum. Da war diese „Unterhaltung“ wohl eher kontraproduktiv. Aber - was soll’s? Jetzt wird’s’s hier Frühling und der vertreibt bekanntlich mit seinem blauen-Band-Geflatter alle trübsinnigen Gedanken. Für die Nordhalbkugel allerdings sieht’s finster aus. Weitere vier Jahre unter der Inkompetenzknute des Merkels ächzen – keine erfreulichen Aussichten.

Donnerstag, 5. September 2013

Das Nazischwein

Pink Floyd Schwein"Antikolonial, pro freiheitlich, pro Dialog, pro Frieden, antiautoritär und antifaschistisch," so beschreibt Pink Floyd-Frontmann Roger Waters seine Neuauflage des Bühnenspektakels „The Wall“, welches vor wenigen Stunden im Berliner Olympiastadion aufgeführt wurde. Eine recht zutreffende Beschreibung sollte man meinen, denn die 1979 erschienene Doppel-LP und die auf diesem Album basierende Show kennt man ja nun schon einige Jahrzehnte. „Nein“, empören sich jetzt die jüdische Gemeinde Berlin und im Gleichklang auch noch das American Jewish Committee (AJC), „die Show ist ANTISEMITISCH, weil auf dem Plastikschwein, welches über die Zuschauer fliegt, ein Davidstern zu sehen ist“.

Ein Davidstern auf einem Schwein, noch dazu im Olympiastadion, dem NS-Bauwerk schlechthin, dazu die anderen Symbole, Shell-Muschel (Kapitalismus!?) oder Hammer und Sichel (Kommunismus!?) – welch eine antisemitische Provokation! Die Sprecherin des AJC begründet Ihre Empörung und die Forderung, die Show im Olympiastadion nicht zu erlauben, sehr überzeugend. Das Schwein provoziere, weil für Juden der Verzehr von Schweinefleisch verboten sei und mit den Kapitalismus- und Kommunismussymbolen würden Juden verantwortlich gemacht für die Urheberschaft und die negativen Auswüchse dieser Systeme. Gut, dass uns das erklärt wurde, denn wir dachten in unserer Naivität, die dem Schwein aufgemalten Symbole würden auf prominente Mauererbauer gestern und heute verweisen.

So kann man sich irren und unser trotzig gebrülltes: „We don't need no education...“ war völlig fehl man Platze, denn Roger Waters hat dazugelernt. Er hat, so wurde vor kurzem berichtet, das Schwein vorhin ohne Davidstern fliegen lassen und - weg war jeglicher Antisemitismus. Allerdings nur für diese Show, denn wenn der Antisemitismus wirklich verschwände, käme das für so manchen Antisemitismusexperten, Hendryk M Broder zum Beispiel, einer existenziellen Katastrophe gleich und - uns würde was zum Lachen fehlen.

Sonntag, 4. August 2013

NSA: Al-Qaida-Alarm an diesem Wochenende!

Da kann man doch mal sehen, wie nützlich und effektiv dieses ganze NSA-Lausch- und Speichersystem ist. Al-Qaida gibt es wirklich und genau für dieses Wochenende sind grausame Terroranschläge geplant. Sagen die Amis, bzw. sagt die NSA und wenn die das sagen, dann darf man das getrost glauben. Jetzt müssten sich alle, die in den letzten Wochen so empört auf die Amis eindroschen, eigentlich kleinlaut in die Ecke stellen und schämen.

Ich auch, obwohl ich schon seit Wochen nix mehr schreibe. Aber ich gestehe, dass ich, wenn auch nicht in Worten und Werken, so doch in Gedanken gefehlt habe. Für meinen primitiven Antiamerikanismus bitte ich hiermit um Vergebung. Ich weiß natürlich, dass der lange Arm der US-Gerechtigkeit weit reicht, gehe aber davon aus, dass so ein bisschen primitiver Antiamerikanismus noch keine Auslieferung rechtfertigt. Falls ich aber doch irgendwann mal der US-Justiz überantwortet werden sollte, so möchte ich mich jetzt schon vorsorglich auf die schriftliche Zusage an Edward Snowden berufen und auch nicht gefoltert werden. Ich nahm bisher zwar an, dass die USA ein zivilisierter Rechtstaat sei, in welchem Folter absolut ausgeschlossen ist. Eine schriftlich Zusage von oberster Stelle, auf Folter zu verzichten, beseitigt aber eventuelle Zweifel und stärkt das Vertrauen in die amerikanischen Freunde natürlich ungemein.

Es ist jetzt gerade Sonntagmittag und bis Mitternacht ist zwar noch einige Zeit hin, aber es wäre schön für das Vertrauen in die Orakelfähigkeit der NSA, wenn Al-Qaida mit dem angekündigten Terroranschlag nun langsam zu Potte käme. Am Ende muss die CIA das noch selbst übernehmen. Die können das, das wissen wir, und für schöne Verschwörungstheorien sind wir doch alle von Herzen dankbar.

PS: Ursprünglich hatte ich beabsichtigt, dieses Posting mit schwarzer Schrift auf schwarzem Grund ins Netz zu stellen, einfach um die NSA-Rechner zu verwirren. Das sei ja wohl völliger Quatsch, meinte die Angetraute, denn dann könne das ja niemand außer dem NSA-Computer lesen. Irgendwie hat sie wohl recht.

Mittwoch, 10. Juli 2013

Merkwürdige Logik

Nachterstedt Unglücksort

Dies Foto zeigt den 2009 abgerutschen Hang am Concordiasee bei Nachterstedt. Der Hangabbruch riss in den frühen Morgenstunden des 19. Juli 2009 einige Siedlungshäuser in die Tiefe und 3 Menschen fanden dabei den Tod. Jetzt nach 4 Jahren wurden die Gutachten zu dem Unglück veröffentlicht, wie uns die Nachrichten von ARD und ZDF meldeten. Die Gutachten kommen zu den Schluss, dass unvorhersehbare Grundwasseraktivitäten in Zusammenhang mit dem Untergrund aus aufgeschüttetem Bergbauabraum das Unglück ausgelöst hätten. „Unvorhersehbar“ heißt es und das mag ja noch angehen. Wenn aber dann beide TV-Kanäle wörtlich die Behauptung kolportieren:

„…beide Gutachten widerlegen jedoch die These, dass frühere Bergbauarbeiten als Unglücksursache in Frage kommen“

zeigt uns das wieder einmal überdeutlich, dass Nachrichtenredaktionen heutzutage Agenturmeldungen unreflektiert übernehmen. Logik ist deren Sache nicht, denn selbstverständlich ist nix widerlegt. Hätte der frühere Bergbau nicht vorher dieses Loch gebuddelt, dann wäre da kein See und somit kein Hang, der abrutschen konnte. Da wäre nur plattes Land und das Grundwasser könnte verrückt spielen wie es mag, alle Häuser ständen sicher und festgemauert in der Erden. Logisch? Aber ja doch.

Sonntag, 16. Juni 2013

26.000 Fußballfelder!

Das ist viel, sehr viel, denn, so erzählt es mir der Tagesschau-Reporter ( oder war’s der vom ZDF?), diese Fläche sei vom Hochwasser der Elbe überspült. Er hätte natürlich auch 185 qkm sagen können, oder 18.500 Hektar oder eine Fläche etwa halb so groß wie das Kölner Stadtgebiet, aber 26.000 dieser riesigen Fußballfelder – ach du meine Güte!
hochwasser1042-_v-videoweblNun will ich mich über die Probleme der von den Wassermassen Getroffenen nicht lustig machen. Die eigenen vier Wände unter Wasser zu sehen, voller Schlamm und evtl. irreparabel zerstört, ist sicher kein Spaß und selbstverständlich muss der Staat da umgehend und umfassend helfen. Ob dies dann aber auch so unbürokratisch geschehen wird, wie es die anbiedernden politischen Stimmenschleimer vor Ort vollmundig in jedes verfügbare Mikrofon seierten, darf man getrost bezweifeln. Kaum sinkt der Pegel ein wenig, da beginnt schon das Gefeilsche, wer, Bund, Land oder Gemeinde, und wie viel jeder beizusteuern hätte. Von 8 Milliarden ist die Rede. Lächerliche Peanuts, um den legendären Ausdruck des Deutsche-Bank-Kopper zu missbrauchen, verglichen mit den Hunderten von Milliarden, die innerhalb Stunden zur Rettung eben besagter und anderer Geld-“Institute“ locker gemacht wurden. Getrickst wird auf jeden Fall, denn Landwirte, deren Felder zur Entlastung der Städte bewusst geflutet wurden, erhalten beispielsweise ihre verlorene Ernte nur zu 50% vom Staat ersetzt.

Na, und dann ist da noch diese geradezu unerträgliche Solidaritätslobhudelei. Wie sind wir doch ein einig Volk von Sandsackfüllern! Und alle, die jetzt nicht Sand schaufeln, die können sich ihren Ablasszettel im Spendenmarathon verdienen. Wahnsinn – da sind doch, so hörte ich vor ein paar Tagen, bereits 2 Millionen zusammengekommen. Schön, denke ich, aber warum wird diese Summe nicht sofort verdoppelt, verdrei- und vierfacht. Wo sind denn die ca. 850.000 deutschen Geldvermögensmillionäre (lt. Statista). Keine Lust? Wenn jeder von denen auch nur 1000 Euro spenden würde, natürlich auch noch steuerlich absetztbar, wäre sofort fast eine Milliarde beieinander, aber soweit geht die Solidarität dann doch nicht, da ruht der See dann plötzlich ganz still. Es sind ja genügend Omas da, die sich belabern lassen und 30 Euro von ihrer kärglichen Rente abknapsen. Ich denke da nicht im Traum dran. weil hier Winter ist, Trockenzeit und von Hochwasser weit und breit keine Spur... Obwohl – Na gut – Aber nicht mehr, als 30 Euro...

Mittwoch, 15. Mai 2013

Eine mysteriöse Geschäftsidee

„Carglas repariert - Carglas tauscht aus!“ Mit dieser süßlichen gesungenen Botschaft informiert die Firma „Carglas“ mittels TV-Werbespots die Bevölkerung, dass sie bereit steht, zerborstene Autofenster zu reparieren oder auszutauschen. Interessant, da diese Geschäftsidee doch wohl auf einen Massenmarkt zielt, d.h. dass es jede Menge zersplitterte Windschutzscheiben, Seiten- und Heckscheiben geben muss, weil sich doch sonst so eine kostspielige TV-Werbung gar nicht lohnen würde.

Das macht mich stutzig, denn in meinem nunmehr fast fünfzigjährigen Autofahrerdasein war es nur zweimal notwendig, eine Seitenscheibe meines Autos zu erneuern. Zweimal war eine Scheibe in der Nacht zum Zwecke des Autoradiodiebstahls eingeschlagen worden. Da bin ich dann jeweils am nächsten Tag in die Werkstatt meines Vertrauens gefahren, die Scheibe wurde ersetzt und gut war’s. Auf die Idee, einen „Carglas“-Mann anzurufen, wäre ich, auch wenn’s die schon gegeben hätte, im Leben nicht gekommen.

Wann gehen Autofenster zu Bruch? Bei Unfällen normalerweise, aber dann wird der zerdepperte Wagen üblicherweise in eine Reparaturwerkstatt geschleppt und dort gerichtet, das Blech und halt alles was kaputt ist, einschließlich der Verglasung. Ich nehme mal an, dass die Werkstätten wohl kaum den „Carglas“-Mann anrufen werden, zum Reparieren oder Austauschen. Nach meiner Erfahrung prallt selbst ein vom vorausfahrenden Wagen aufgewirbelter Stein schadlos von der Windschutzscheibe ab und ohne heftige Gewalteinwirkung hält die Autoverglasung ein Autoleben lang.

Der aufkeimende Verdacht, dass die Firma „Carglas“ evtl. ihr eigenes Arbeitsbeschaffungs-programm installiert hat und nächtens eine Armada von Aushilfskräften ausschwärmt, um auf 400-Euro-Basis bundesweit Autofenster einzuschlagen, verbietet sich selbstredend als hanebüchene Verschwörungstheorie. Die Frage bleibt allerdings: Wie kann eine Firma „Carglas“ Geld verdienen? Die Frage treibt mich jedes Mal um, wenn ich die oben genannte Werbung sehe und ich kann’s mir nicht erklären.

Samstag, 11. Mai 2013

Radiodays

Radioskala 1952
Beromünster, Stavanger, Hilversum – schwach erleuchtete, geheimnisvolle Namen auf der Senderskala des Radios und für mich als Kind in den frühen Fünfzigern des letzten Jahrhunderts der Inbegriff der weiten Welt. Immer wieder las ich diese Namen, von Orten, von denen ich nicht wusste, wo und evtl. in welchem Land sie zu finden wären, was meine Phantasie allerdings um so mehr beflügelte. Drehte ich am Skalenknopf auf diese Namen, so hörte ich am Tage, außer einem diffusen Rauschen, gar nichts. Am Abend jedoch, bei Dunkelheit, plötzlich Stimmen oder Musikfetzen, undeutlich, unverständlich und dennoch faszinierend. Stimmen oder Musik von weit her, direkt in unsere kleine, provisorisch ausgebaute Mansardenwohnung direkt unter dem Dach, in der auch tagsüber das elektrische Licht eingeschaltet werden musste, da, ansonsten fensterlos, einzig ein Oberlicht in der Decke ein wenig Tageslicht einfallen ließ.

Das Radio war damals das Medium, das den Tag und die Woche strukturierte, das, ähnlich dem späteren Fernsehen, die Menschen zu Millionen vor den Rundfunkgeräten vereinte bei einem Hörspiel oder einem „Bunten Abend“ mit Peter Frankenfeld am Wochenende. Wir Kinder wurden jeden Dienstag, Donnerstag und Sonntag mit dem Kinderfunk bedient, wobei mir die „Kalle Blomquist“- Hörspiele nach den gleichnamigen Astrid-Lindgren-Büchern in besonders lebhafter Erinnerung sind und während ich dies schreibe, erwachen der Meisterdetektiv Kalle, seine Freundin Eva-Lotta oder Onkel Einar, der freundlichen Polizist, in meinem Kopf zu neuem Leben.

Unverzichtbar war auch der Schulfunk. Er wurde werktäglich am Vormittag ausgestrahlt und Nachmittags wiederholt und wurde immer mit der Arie des Papageno aus der Zauberflöte als Erkennungsmelodie eingeleitet. Wenn ich wegen einer Krankheit das Bett hüten musste, war der Mumps, die Masern oder die profane Grippe sofort leichter zu ertragen, sobald die Zauberflöte angespielt wurde. Dann lauschte ich gebannt, was es „Neues aus Waldhagen“ gab, oder den kleinen Hörspielen über berühmte Entdecker und Forscher, oder über wichtige Ereignisse aus der Geschichte. Ich hörte fasziniert und mit Grausen die Reiseberichte Heinz Helfgens, der mit dem Fahrrad die Welt umradelte und in Tibet oder der Mongolei immer Tee mit ranziger Butter oder sonstige grauenhaft vergorene Yakmilch trinken musste. Ich erinnere mich noch genau, dass mir bei der Vorstellung, solche Köstlichkeiten zu mir nehmen zu müssen, regelrecht schlecht wurde, aber da täuscht mich wohl meine Erinnerung. Schlecht wurde mir wohl eher durch die verabreichte Medizin, deren ekelhafter Geschmack sich wohl kaum von den von Helfgen so plastisch beschriebenen Getränken unterschieden haben dürfte..

Dem Schulfunk folgte dann der Landfunk, danach die Wasserstandsmeldungen für Rhein, Mosel, Main, Neckar, Donau, Weser, Ems und Elbe, d.h. für jedes irgendwie schiffbare Gewässer in Deutschland und, man ahnt es schon, - das zieht sich. Genauso, wie der anschließende Suchdienst des Roten Kreuzes, der auch Jahre nach Kriegsende noch immer endlose Kolonnen von Namen verlas, von Menschen, die nach ihren verlorenen oder vermissten Angehörigen suchten. Anschließend die Presseschau, gefolgt von den Nachrichten und dann war Mittag und das hieß: Sendepause! Sendepause, weil ja, ist doch klar, die Leute vom Rundfunk auch mal zum Mittagessen wollten. Sendepause bedeutet eine Stunde Funkstille, einzig unterbrochen durch die Monotonie der minütlichen Senderkennung Da-da-di-da-da-da", was unsere Mutter mal mit „ Ist- der- Rund-funk-be-zahlt?“ übersetzte. Diese Deutung stammte im Original wohl von dem damals sehr populären Gesangstrio "Die 3 Peheiros", dessen Parodien bekannter Schlager oder Nonsensliedchen ("Wasser ist zum Waschen da, fallerie und fallera...") in keiner Samstagabendunterhaltung fehlen durften.

Unsere Welle war die Mittelwelle, der NWDR auf 971 KiloHertz, der dann ab 1956 gesplittet wurde in WDR und NDR. Gleichzeitig wurde nun auf Ultrakurzwelle, UKW, gesendet, was uns mit unserem uralten Mittelwelleempfänger abhängte. Wir waren arm und konnten uns einen modernen UKW-Empfänger nicht leisten. Krimi-Hörspiele von Francis Durbrigdge, Plattenaufleger wie den Amerikaner Mal Sandock oder den Engländer Chris Howland, oder lokale Nachrichten „Zwischen Rhein und Weser“ kannte ich nur vom Hörensagen. Bei uns zu Hause öffnete einmal in der Woche immer noch „Herr Sanders seinen Plattenschrank“, klassische Musik zum Gähnen, und dann kurbelte ich nachts durch den Äther und plötzlich erwischte ich da ein „Radio Caroline“, einen Piratensender, der von einem Schiff in der Nordsee, vor der holländischen Küste, aber in internationalem Gewässer, die englische und amerikanische Rock- und Popmusik sendete, die in den deutschen Sendern einfach nicht vorkam. Deutsche Radiosender sendeten in deutscher Sprache und hörte sich das englische Original auch tausendmal besser an, es wurde eingedeutscht auf Teufel komm raus und klang dann auch entsprechend - grauenhaft. Vor Jahren hatte ich schon mal einen Aspekt dieser Zeit beschrieben. Radio Caroline und später dann das englischsprachige Programm von Radio Luxemburg, „Your station o-hoff the stars!“, veränderten mein Weltbild und mehr und mehr verweigerte ich mich diesem Peter Alexander- Gesummse der offiziellen deutschen Radiostationen.

Die haben es natürlich nach einiger Zeit auch gemerkt, dass ihnen die Hörer abhanden kamen und mutierten über die Jahre nach und nach zum Dudelfunk, kürzen nun Wortbeiträge, die Hörer für Idioten haltend, auf eine Maximallänge von 90 Sekunden, unterlegen Nachrichten mit rhythmischen Geklapper, um Grenzdebile bei der Stange zu halten und plärren anschließend, dass sie nun aber sofort wieder die ultimativen Mega-Super- Hyper-Hyper-Hits abnudeln würden. Meinetwegen – wer’s denn braucht!

Vielleicht liegt’s am Alter, aber ich glaube, es liegt auch zu einem erheblichen Teil an der Prägung aus er Kindheit. Ich liebe das altmodische Radio, also das streng nach Kästchenschema gegliederte Programm, mit möglichst hohem Anteil von Wortbeiträgen. Mit Dudelfunk a la Bayern 3 oder Klassik-Radio konnte ich noch nie was anfangen. Bei längeren Autofahrten nerven die mich regelrecht. In Deutschland hörte ich gerne den Deutschlandfunk (DLF), auf Langewelle LW in ziemlich dürftiger Tonqualität, aber mit großer Reichweite. Die Kinder fanden das nicht so toll, „Langeweile 207“ stöhnten sie dann, bezugnehmend auf die Senderkennung LW 207 im Display des Autoradios.

Noch ein paar Worte zu einem Aspekt, der heute für Auswanderer wie uns eine wichtige Rolle spielt. Sie sind ja noch nicht so lange her, die Zeiten, da man sich mit einem Kurzwellenempfänger ausrüsten musste, wollte man sich z.B. im Urlaub irgendwo auf der Welt über den aktuellen Nachrichtenstand in der Heimat informieren. Selbst in Europa, in Übersee sowieso, musste man bis in die frühen Neunziger auf den Sonnenuntergang warten, bevor dann mit zunehmender Dunkelheit die Deutsche Welle mit an- und abschwellenden Fading hörbar wurde. Wie wohlig-heimelig wurde es einem dann ums Herz, wenn nach dem ganzen unverständlichen Gebrabbel des ausländischen Umfeldes endlich das vertraute Idiom zu vernehmen war und selbst der alltäglichen Staumeldung vom Kamener Kreuz, vom Kölner Ring oder vom Irschenberg wurde andächtig gelauscht.

Das ist heute vorbei und das deutschsprachige Radioprogramm der Deutschen Welle wird sicher nur noch von ein paar Einsiedlern in völlig abgelegenen Regionen ohne Internetzugang genutzt, im Urwald von Papua-Neuguinea etwa, oder mitten in der Sahara oder der Antarktis. Ansonsten kann man inzwischen alle Radiosender über das Internet weltweit ganztägig in bester Qualität empfangen und dieser Umstand trägt entscheidend dazu bei, dass das früher so gewinnbringend von Freddy Quinn beschnulzte Gefühl „Heimweh“ bei Menschen fern der ursprünglichen Heimat kaum noch eine oder gar keine Rolle mehr spielt. Vielleicht verallgemeinere ich da jetzt unzulässigerweise, für uns aber, und andere Exilanten hier, stimmt das sicher.

Übrigens, so was wie den Deutschlandfunk gibt es hier nicht. Hier plärrt ein East-Coast-Radio seinen Müll in den Äther. Ist es da ein Wunder, dass wir auf Radios für unsere Autos verzichtet haben? Ehrlich, da fehlt uns gar nichts, aber den Deutschlandfunk, morgens beim Frühstück, den möchte ich nicht missen.

PS: Warum ist dieser Beitrag so endlos lang? Na, weil ich Euch wochenlang verschont hatte und da darf's dann wohl ein wenig mehr sein. Man muss es ja nicht lesen - Pfff!

Sonntag, 21. April 2013

Verzockt!

Er hat es gewusst, hat in jeder Talkshow vor den linken Gleichmachern gewarnt und nun werden seine schlimmsten Befürchtungen bittere Wahrheit. Weil dieses Sozipack das Deutsch-Schweizer-Steuerabkommen im Bundesrat scheitern ließen, auf dass er so gesetzt hatte, muss Uli Hoeneß nun auch wie alle anderen Steuern zahlen. Unverschämtheit, wo er sich doch für uns über Jahre den Arsch aufgerissen hat. Da hat er jahrelang fleissig Millionen und Abermillionen am Finanzamt vorbei in der Schweiz gebunkert und nun soll er wieder was rausrücken, ja, wandert vielleicht sogar wegen massiver krimineller Energie in den Bau. Mist, 5 Millionen sind jetzt schon mal futsch und das schmerzt, das schmerzt. Waren es aber, wie kolportiert wird, "Hunderte von Millionen" (AZ-München), die Hoeneß über die Jahre Beiseite schaffte, man mag das gar nicht glauben, dann wird er wohl noch erheblich mehr zurückgeben müssen - nicht auszudenken!


Natürlich stellt sich auch noch die Frage, wie man das schafft, wie rafft man Hunderte von Millionen und schafft sie unversteuert in die Schweiz? Mit einer Wurstfabrik wohl kaum, so blind ist doch selbst ein bayerisches Finanzamt nicht. Aber mit Wettmanipulationen möglicherweise, oder mit über die Jahre schwarz abgezweigten Transfermillionen in die eigene Tasche? Reine Spekulation - ja doch, aber das Schwarzgeld ist ja wohl Realität. Unglaublich! Und dann dieses aufgeblasene Saubermanngehabe in den Talkshows. Mein Gott, was für ein begnadeter Heuchler.

Spezln

Natürlich wäre die Vorstellung eines im Knast einsitzenden Hoeneß DER Traum eines jeden aufrechten FC Bayern-Feindes, nicht nur eines Christoph Daum. Höchstwahrscheinlich aber wird die Warnung der bayerischen Staatsregierung noch termingerecht zur Selbstanzeige eingetroffen sein, Söder und Seehofer wussten ja wohl schon seit Längerem Bescheid, Stoiber war bestimmt auch nicht ahnungslos, sodass uns dieser Genuss wohl vorenthalten bleibt. Aber auf eins dürfen wir uns dennoch freuen: Das wirklich dummdreiste Hoeneß-Gelaber wird uns nun wohl für einige Zeit erspart bleiben. Halleluja!

PS: Und wenn die Bayern gegen Barcelona jetzt auch noch rausflögen, wäre die Schadenfreude bei mir vollkommen.

Mittwoch, 17. April 2013

Die Sendung mit dem Klaus

„Gutten Aabend!“ so begrüßt Klaus Kleber die Zuschauer des ZDF-Heute-Journals normalerweise und irgendwie bin ich bei dieser Überbetonung immer ein wenig irritiert. Aber meinetwegen, denn anschließend redet er ja einigermaßen normal weiter. Am Montagabend aber ging dann mit ihm doch der Gaul durch. Das Heute-Journal eröffnet mit Fast-Livebildern vom Chaos nach den Bombenanschlägen in den USA und Kleber erklärt dazu, dass dies Bilder aus dem Zielraum des "Boston-Märäzons" seien, wobei er das „Märäzon“ auch noch durch heben der Stimme besonders betont. Hää, Boston –Märäzon? Einen Moment stutze ich, aber dann dämmert es mir: Ach so, der Boston-Marathon! Aber warum sagt er das dann nicht auf Deutsch, so dass ihn jeder verstehen kann? Ok, Kleber hat höchstwahrscheinlich vor der Sendung noch CNN angeschaut und die Amis sprechen halt so.

Wie auch immer, Kleber weiß auch noch nicht viel mehr als wir jetzt und fragt deshalb seine Amerikakorrespondentin Heike Slansky, die dann aus dem Studio in Washington ( ein schriftliches Insert nennt übrigens New York) ebenfalls zum „Boston-Mär..“ ansetzt, aber dann „..Marathon“ vollendet, wohl erkennend, dass sie für ein deutschsprachiges Publikum berichtet. Natürlich auch hier nur vage Spekulationen, verständlicherweise, denn die Explosionen ereigneten sich ja gerade erst ein paar Minuten zuvor. Allerdings war Klebers Klaus nun so verwirrt, dass er sprachlich völlig aus den Fugen geriet und jetzt gar vom „Bästen-Marathon“ sprach. Oder vielleicht vom „besten Marathon“ aller "Boston-Märäzons"? Wer weiß, bzw. wer will das bei soviel aufgeblasenem Anchorman-Gehabe eigentlich noch wissen?

Donnerstag, 11. April 2013

Was macht eigentlich – Ronald Pofalla?

„Pofalla, Pofalla“, das niederrheinische Idiom nachäffend, reagiert der Kabarettist Urban Priol noch heute, sobald der Name dieses verhaltensauffälligen Menschen erwähnt wird. Z.Zt. ist es merkwürdig still um diesen Gnom, dessen abstruse Erklärungen und dessen quäkendes Auftreten als CDU-Generalsekretär eher als Kabarett erlebt wurden. Nach der erfolgreichen Bundestagwahl 2009 wurde Pofalla aus der Schusslinie genommen und in den Innendienst beordert. Er leitet nun das Kanzleramt als Bundesminister für besondere Angelegenheiten und ist seitdem unsichtbar, na ja - fast, denn mit seinem ziemlich rüden Ausfall gegen seinen Parteifreund Bosbach hat er sich kurzzeitig aus der Deckung gewagt und peinlich in Erinnerung gebracht.

merkel,pofalla

Was aber macht eigentlich so ein Kanzleramtsminister im täglichen Arbeitsleben? Nun, in erster Linie ist sein Aufgabenbereich wohl die Entlastung der Kanzlerin. Er darf ihre Aktentasche tragen, muss Kaffee kochen, Fusseln vom Blazer bürsten und ihre vom Wind zerzauste Frisur richten, kurz, er umschwirrt seine Herrin wie ein emsiges Bienchen und ist für alle persönlichen Zuwendungen zuständig. Das füllt den Tag aus, aber nebenbei koordiniert er dann noch die Ministerien, die Koalition und die Bundes- und Länderparlamente, kümmert sich um die Nachhaltigkeitstrategien der politischen Entscheidungen und selbstverständlich unterstützt Pofalla auch noch seinen Studiumssponsor aus Kleve, einen Mülltandler, bei der Erweiterung seines Unternehmens. Nicht zuletzt ist Pofalla Oberboss des BND und, falls er noch etwas Zeit erübrigen kann, für die die Koordinierung der Geheimdienste zuständig.

Bei der Fülle der Aufgaben bleibt es natürlich nicht aus, dass selbst einem so dynamischen Macher wie Pofalla mal die eine oder andere Kleinigkeit nicht ganz so zur Zufriedenheit gerät. Die Koalition und die Ministerien erscheinen dann nach außen eher unkoordiniert und nachhaltig wirken einzig die Krisen, durch die sich die Regierung nun seit Jahren wurschtelt. Dass die Koordination der Geheimdienste gelungen sei, kann man angesichts des NSU-Debakels auch nicht gerade behaupten, aber eins leistet Pofalla zuverlässig: Die Kanzlerin hat die Haare immer schön und ihre Blazer sind bunt und fusselfrei.

Tief im Süden

afrikanische Impressionen

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Kontakt:

hukbeilhartz@mweb.co.za

Aktuelle Beiträge

Offtopic
twoday schließt. Wie geht es denn hier weiter? Wäre...
Gregor Keuschnig - 4. Apr, 10:40
Der große Bruder, nicht...
Der große Bruder, nicht du, sondern der im Keller,...
dauersauer - 25. Aug, 13:16
Der Videobeweis
Gegen den Videobeweis ist ja prinzipiell nichts einzuwenden....
blackconti - 23. Aug, 21:08
so eine straßenschlacht...
so eine straßenschlacht ist besser als jedes fitnessprogramm.
bonanzaMARGOT - 1. Aug, 06:17
Ja, auf unsere Demonstranten...
Ja, auf unsere Demonstranten ist Verlass. Da staune...
dauersauer - 15. Jul, 20:47

Zufallsbild

Ballack in Dresden

aktuelles Wetter

Suche

 

Status

Online seit 6725 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 4. Apr, 10:40

Credits

vi knallgrau GmbH

powered by Antville powered by Helma


xml version of this page
xml version of this topic

twoday.net AGB


bloggen
dies und jenes
Erinnerungen
erlebtes
Fussball
hier
lustig
Meinung
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren