Bei FOCUS.de legt Chefredakteur Helmut Markwort besonderen Wert auf Netiquette und löscht selbstverständlich jeden Kommentar, der sich eines unsachlichen Stils befleißigt bzw. den Respekt vor anderen Meinungen vermissen lässt. Natürlich werden dort auch demagogische oder diskriminierende Äußerungen gegen
ihn andere nicht geduldet.
Höchstwahrscheinlich hatte der Presseclub der ARD heute Mittag solche Benimmregeln nicht, denn als Markwort den Links-Partei-Vorsitzenden Oskar Lafontaine in aller Unsachlichkeit als Ekelpaket bezeichnete, kam weder vom Moderator eine Bitte um Mäßigung, noch regte sich einer der Mitdiskutanten darüber auf. Höchstwahrscheinlich gibt es da mittlerweile eine amtliche Sprachregelung, die es jedem hergelaufenen Arsch erlaubt, über die Linkspartei und deren führende Mitglieder herabsetzend und beleidigend zu quatschen.
Nun trifft es sich natürlich gut, dass auch ich hier im Blog keiner Netiquette unterliege und deshalb gebe ich unumwunden zu, dass ich im Vergleich mit Lafontaine den fetten Markwort für das weit unangenehmere Ekelpaket halte. Einen bigotteren Heuchler als diesen vollgefressenen Strumpf vermag ich mir kaum vorzustellen und in Abwandlung seiner dämlichen FOCUS-Reklame gebe ich es Markwort gerne schriftlich:
Fuck you! Fuck you! Fuck you!
blackconti - 10. Aug, 15:45
Sydney ist „gefühlt“ doch kaum vorbei, da schwimmen, schießen, rennen, hauen und stechen sie schon wieder. Diesmal in Peking (oder muss ich jetzt „Bejing“ sagen?) und genauso wie ich mich spontan an nichts mehr von der Sydney-Olympiade erinnere, genauso schnell wird auch Peking wieder vergessen sein. Kein Wunder bei der inflationären Vermehrung der sogenannten Sportgroßereignisse.
Vor Sydney gab’s die Spiele in Athen und ohne ins Lexikon zu schauen fällt mir auch dazu spontan nichts ein. Davor gastierte Olympia in Atlanta , wovon bei mir einzig die Begriffe Coca-Cola-Spiele und ein Bombenanschlag hängen geblieben sind und mit Barcelona 1992 assoziiere ich allein Monteserrat Cabale` und Freddy Mercury, obwohl das böse AIDS Letzteren schon ein Jahr vorher dahingerafft hatte. Ja, und davor Seoul 88: Großartige Bilder phantastisch aufgepumpter Athletenkörper von Ben Johnson, Carl Lewis, Florence Joyner-Griffith u.v.a. Seoul - DIE Dopingspiele der Neuzeit.
Los Angeles 84 und davor Moskau 1980 waren ja keine richtigen olympische Spiele, weil sich, zuerst in Moskau und dann vier Jahre später in Los Angeles, Kapitalisten und Kommunisten gegenseitig boykottierten. Zu Los Angeles fällt mir einzig „der Raketenmann“ ein und zu Moskau gar nichts, da im deutschen Fernsehen nur eine tägliche Kurzzusammenfassung der Ergebnisse gezeigt werden durfte. Von der Olympiade 1976 in Montreal ist mir einzig erinnerlich, dass den Kanadiern das Geld für den Stadionbau ausgegangen ist und die Spiele deshalb in einem unvollständigen Provisorium durchgeführt wurden.
München 72 ist natürlich noch sehr präsent, zum einen weil diese Spiele in Deutschland stattfanden und zum anderen wegen des Entsetzens, den der brutale Überfall eines palästinensischen Terrorkommandos auf israelische Sportler und das blutige Ende des Geiseldramas weltweit ausgelöst hat. Aber auch an die sportlichen Ereignisse erinnere ich mich noch recht genau und Namen wie Mark Spitz, Heide Rosendahl, Ulrike Mayfarth, Heinz Wolfermann oder Wilfried Dietrich ( „Kran von Schifferstadt“) fallen mir bei „München72“ sofort ein.
Komischerweise werden die Erinnerungen an olympische Spiele immer intensiver, je weiter ich in die Vergangenheit zurückblicke. Möglicherweise liegt das am Alter, weil mit beginnender Demenz das Kurzzeitgedächtnis rapide nachlässt, lange zurückliegende Ereignisse aber immer klarer aus dem Nebel des Vergessens hervortreten. Daran allein aber liegt es nicht, dass ich mich an die an die Olympiade in Mexico-City 1968 so lebhaft erinnere. Nein, es waren die guten Fernsehbilder aus Mexiko, welche die Menschen faszinierten. Direkte TV-Übertragungen aus Übersee waren erst seit wenigen Jahren möglich und das Farbfernsehen war gerade mal seit einem Jahr in Deutschland eingeführt. Außerdem wurden auf Grund der Höhenlage von Mexico-City ( 2300 m ü.M) außergewöhnliche sportliche Ergebnisse möglich. Weltrekorde in fast allen Leichtathletik-Wettbewerben, die Jahrzehnte bestand hatten. Z.B. der unglaubliche Weitsprungweltrekord ( 8,90 m) des Amerikaners Bob Beamon oder der Sieg mit Weltrekordhöhe des US-Hochspringers Dick Fosbury, dessen, neuer Sprungstil, der „Fosbury-Flop“ den Hochsprung revolutionierte. Und dann waren da noch die hochgereckten, schwarz behandschuhten Fäuste der beiden schwarzen US-Läufer, die auf dem Siegerpodest gegen die Rassendiskriminierung in den USA und für Black Power demonstrierten.
Auch die Spiele in Tokio 1964 wurden bereits via Satellit übertragen, jedoch waren die Bilder noch etwas getrübt und das ist auch meine Erinnerung an diese Olympiade. Allerdings ist der Zehnkampfsieg von Willi Holdorf samt den Bildern des, am Ende des abschließenden 1500m-Laufs, völlig erschöpft über die Ziellinie wankenden Athleten immer mit Tokio 64 verbunden.
Die Spiele in Rom 1960 habe ich intensiv im Radio verfolgt. Ein Fernsehgerät besaßen meine Eltern noch nicht. Aber den Siegeslauf von Armin Hary über 100 m, die gazellenhafte Leichtigkeit des Laufstils der Wilma Rudolpf über 100 und 200m habe ich dennoch live bewundern können, denn in unserer Nachbarschaft gab es Freunde, deren Eltern sich schon einen Fernseher leisten konnten.
Zu jener Zeit war auch die Wochenschau, die Fox tönende tärätätä tä tä, die im Vorprogramm jeder Kinovorstellung lief, ein wichtiges Informationsmittel, wo natürlich auch über die olympischen Spiele berichtet wurde, und Bilder von der Olympiade in Melbourne 1956 bekam man nur dort zu sehen. Da war ich aber erst zehn Jahre alt und deshalb kann ich mich an Bilder nicht mehr erinnern. Einzige Ausnahme, der unter Schmerzen zum Sieg reitenden Hans Günther Winkler auf seiner legendären Stute Halla. Den Ritt habe ich mehrfach gesehen, aber höchstwahrscheinlich erst Jahre später. Hier spielt mir die Erinnerung bestimmt einen Streich. Dass die Reiter 1956 statt in Australien in Stockholm, in Schweden, geritten sind, ist aber auch noch so eine Besonderheit, die mir zu Melbourne 56 spontan einfällt.
Zu Helsinki 1952 fallen mir nur 2 Namen ein, Emil Zatopek und Herbert Schade, beides Langstreckenläufer, der erste Tscheche der zweite ein Deutscher, und ich erinnere mich dass wir als Kinder oft Zatopek gegen Schade spielten. Wie weit dies auf die Olympiaberichterstattung im Radio zurückzuführen war, kann ich beim besten Willen nicht mehr beurteilen.
Ich gehe jede Wette ein, dass trotz Rundumversorgung mit Fernsehbildern aus Peking nach den Spielen kein einziger Name eines Sportlers im kollektiven Bewusstsein verankert sein wird. Niemand, von Fachleuten abgesehen, wird sich schon eine Woche nach der Abschlussfeier noch an irgendeinen Sieger erinnern können. Und ganz sicher werden nach den Spielen nirgendwo auf der Welt Kinder „Phelps“ gegen „van den Hoogenband“ spielen.
blackconti - 10. Aug, 01:50