Die Lohnslaven - Was ist Arbeit in Deutschland wert?

Unter diesem Titel strahlte die ARD vorhin einen 45-Minuten-Beitrag aus und beschreibt in der Programmvorschau den Inhalt wie folgt:

Nick R. hat einen Stressjob. Jeden Tag, acht Stunden, stellt er für den Berliner Senat die Behördenpost zu, wie zum Beispiel Bußgeldbescheide. Am Ende des Monats bekommt er dafür rund 800 Euro netto - zu wenig, um sich, seine Frau und das Baby zu ernähren. Vielen Menschen geht es noch schlechter als Nick R. Zwischen zwei und vier Millionen arbeiten - nach unterschiedlichen Hochrechnungen - schon heute für Löhne, die das Existenzminimum nicht abdecken. Und das, obwohl sie es sich bequem machen und Hartz IV beantragen könnten. Diese Menschen sind oft hoch motivert, fleißig, aber auch verzweifelt darüber, wie es sein kann, dass man in Deutschland unter Umständen nicht mehr von seiner Hände Arbeit leben kann.
Mit welchen Tricks setzen Arbeitgeber die Löhne auf ein solches Niveau? Betroffen von Hungerlöhnen von zum Teil nur 2 Euro 50 ist vor allem der Dienstleistungsbereich, z. B. Mitarbeiter von Wachdiensten, Friseure, Floristen, Hotelangestellte, Beschäftigte in der Fleischbranche oder private Briefzusteller. Der Film geht den Ursachen des Lohndumpings nach und untersucht die Folgen, die solch niedrige Löhne für die Betroffenen, aber auch für die Betriebe haben. Die Autoren stellen auch die Frage, ob die derzeit diskutierten Modelle - einschließlich Mindestlöhne - überhaupt die Probleme lösen können oder ob sie zu Missbrauch und Umgehungstatbeständen einladen.
Anhand von eindrücklichen Beispielfällen aus unterschiedlichen Branchen gibt der SWR-Film einen Einblick in die bedrückenden Lebensumstände von Menschen, die für einen Hungerlohn arbeiten. Und das, obwohl Hartz IV ihnen oft genauso viel Geld brächte und leichter zu bekommen wäre. Der Film beleuchtet aber auch die andere Seite, stellt dar, wer die Profiteure dieses Systems sind.


Nun will ich hier gar nicht den bedrückenden Film nacherzählen, will gar nicht weiter darauf eingehen, dass besonders deutlich wurde, dass die Politik die Fakten seit Jahren genau kennt, aber nichts unternimmt außer Fensterreden, will mich nicht über all die schmierigen „Geschäftsleute“, Manager, privaten Arbeitsvermittler und Arbeiterverleier aufregen, die in diesem Film ihre widerlichen Methoden als „marktbedingt“ verteidigten, bereits bestehende Mindestlohngesetze clever und skrupelos umgehen und aus der Existenznot der Menschen schamlos ihren Profit ziehen. Das ist heute halt so.

Mich beschäftigt vielmehr die Frage, warum die ARD so einen Beitrag erst spät in der Nacht ausstrahlt. Erster Termin 23.15 Uhr, Wiederholung 2.40 Uhr ! Jetzt haben die TV-Macher, die jeden Börsenscheiß vor, in und nach der Tagesschau um 20.00 Uhr senden, bestimmt wieder ein gutes Gewissen. Sie packen auch heiße Eisen an! Natürlich erst dann, wenn die, die’s betrifft schon längst vor Müdigkeit umgefallen sind. Mit Absicht, oder Methode hat das natürlich nichts zu tun.

Einen Satz aus dem Film, und er wurde mehrmals wiederholt, wies darauf hin, dass die schwächelnden Gewerkschaften nicht in der Lage wären, wirkungsvolle Gegenmaßnahmen gegen diese Lohndrückerei zu unternehmen. Das ist wohl wahr und es rächt sich jetzt mehr und mehr, dass die Arbeitnehmerschaft in Deutschland über Jahrzehnte der antigewerkschaftlichen Propaganda der CDU/CSU/FDP, der Arbeitgeberverbände und der Springerpresse auf den Leim gegangen ist.
So selbstverständlich, wie fast jeder Arbeitgeber in einem Branchenverband und somit auch im Arbeitgeberverband organisiert ist, so selbstverständlich müsste jeder lohnabhängig Beschäftigte einer Gewerkschaft angehören. Leider ist das nicht mehr so und daher ist die o.a. Situation zum erheblichen Teil selbstverschuldet.
Gregor Keuschnig - 26. Apr, 08:15

Drei Anmerkungen

Den Film habe ich nicht gesehen. Den Sendezeitpunkt finde ich auch eine Katastrophe, aber die Zeit, als in der ARD noch Dokumentarfilme zur besten Sendezeit (20.15 Uhr) gebracht wurden, ist wohl endgültig vorbei. Das ist nicht zuletzt eine Konzession an den Massengeschmack - aber das wäre ein anderes Thema.

Gewerkschaften
Die Gewerkschaften haben einen grossen Anteil an der Misere. Ich will gar nicht vom eher medikoren Personal anfangen zu erzählen (man denke aktuell an Figuren wie Sommer und Bsirske) - ich rede von strategischen Fehlern, und diese sind seit Jahrzehnten zu beobachten. Kurz gesagt: Sie haben sich immer nur um die Privilegien der in Arbeit befindlichen Klientel gekümmert - und allzu selten gesamtwirtschaftliche Verantwortung übernommen. Statt sich in prestigeträchtigen Arbeitskämpfen zu verlieren (die im Vergleich zu anderen Ländern der EU natürlich sehr selten stattfanden), hätte man lieber dafür sorgen sollen, dass die Tarifpartner mehr Leute einstellen bzw. Personal länger halten. Stattdessen wurden tolle Mitbestimmungsprojekte implementiert - die Auswirkungen sieht man jetzt - die Arbeitnehmerseite dient als Feigenblatt oder wird gleich gesammelt "eingekauft".

Der grösste Fehler der Gewerkschaften ist aber, dass sie bis heute auf eine zentralistische Organisation besteht und sich damit der Flexibilität beraubt, die sie ein Stück weit stärken könnte. Dabei haben sie vergessen, dass die Aufgaben von Gewerkschaften sich gewandelt haben - es geht schon lange nicht mehr um Arbeitsbedingungen wie bspw. vor 80 Jahren.

Ein Missgriff war die Argumentation der 35-Stunden-Woche, dass die "gesparte" Arbeitszeit zu Neueinstellungen führt. Zu spät hat man erkannt, dass die Automation schneller fortschreitet und immer noch mehr Arbeitskräfte "überflüssig" werden.

Lohnniveau
Das Lohnniveau wurde viel zu lange der heiligen Kuh "Tarifautonomie" überlassen. Der Staat lässt es zu, dass Lohnersatzleistungen in Einzelfällen einen besseren oder ähnlichen Lebensstandard garantieren als feste Arbeit. Mindestlöhne galten (und gelten) als ideologisch befrachtet.

Als Rot/Grün als eine der ersten "Amtshandlungen" die (geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse (ich glaube, das waren damals 620 Mark) abschaffte, ging ein Sturm der Entrüstung durch die Wirtschaft. Man hatte sich so schön mit diesen Jobs engagiert - etliche Unternehmen stellter lieber zwei Leute mit je rd. 600 Mark ein als einen Festangestellten. Viele Firmen fanden danach nichts dabei, die Leute als "Schwarzarbneiter" zu führen. Was geschah? Etwa ein Kampf gegen diese Schwarzarbeit? Nein; man wartete einige Jahre und errichtete dann 400-Euro-Jobs. Welch' ein Unsinn.

Bildung
Das Kernproblem wird in solchen Filmen meist nicht angesprochen - ich weiss nicht, ob es hier zur Sprache kam: Das "Problem" der Bildung. Bis in die 70er Jahre hinein gab es in Deutschland auch für nicht so kluge Leute genug Arbeit - die dann allerdings nicht besonders qualifiziert war. Diese Hilfsarbeiter kamen aufgrund der damaligen Situation sehr wohl finanziell "über die Runden"; einige brachten es zu bescheidenem Wohlstand und konnten sich mit der Zeit in ihren Firmen etwas hocharbeiten .

Seit ungefähr 25 Jahren werden aber gerade diese Art von Arbeiten immer mehr durch Automaten ersetzt. Der "Hilfsarbeiter" hat entweder keinen "Markt" mehr - oder muss in schlecht bezahlte Dienstleistungssegmente (Putzdienste; Gebäudereiniger).

Statt mit einer entsprechenden Bildungsoffensive dafür zu sorgen, dass die Qualifikationen insgesamt erhöht werden, wurde jahrzehntelang nichts getan. In den sozialdemokratisch regierten Ländern wurden Gesamtschulen implementiert. Man konnte leichter einen Realschulabschluss oder gar das Abitur machen - denn parallel dazu wurde das Niveau gesenkt. So hatte man "offiziell" bessere Zahlen (mehr Abiturienten) - die Abgänger waren aber nicht unbedingt klüger. Das Ergebnis ist heute, dass ein Abitur beispielsweise aus NRW oder Bremen schlecht angesehen ist.

Statt Lehrer verstärkt einzustellen und sich um die Bildung der Leute zu kümmern - und Bildung auch gesellschaftlich als Wert stärker zu verankern, hat man aufgrund der demographischen Gegebenheiten Lehrerstellen gestrichen. Statt besonders "prekäre" soziale Schichten eine möglichst grosse Bildungsperspektive zu bieten (das ist sehr personalintensiv), hat man die Leute aus falscher Toleranz in Ruhe gelassen.

Alles steht und fällt mit der Bildung in den ersten Jahren (nicht unbedingt erst ab der Universität). Wenn jetzt um die Finanzierung von Krippenplätzen gestritten wird, dann vergisst man wieder das wesentliche.

Fast alle politischen und gesellschaftrlichen Eliten haben bei diesem Thema jämmerlich versagt. Wie es aussieht, wird dieser unheilvollen Tradition nicht entgegen gesetzt.

blackconti - 26. Apr, 21:19

Alle Ihre Anmerkungen, lieber Herr Keuschnig, sind richtig und müssen in einer ernsthaften Diskussion auch berücksichtigt werden, keine Frage. Der Anlass aber für meinen Beitrag, war eigentlich nur mein Ärger darüber, dass ein Film, der die Realität in einem Sektor der Erwerbsarbeit ziemlich ungeschminkt und vielleicht auch parteiisch für die Ausgebeuteten darstellt, zu so nachtschlafender Zeit ausgestrahlt wird.
Ich bin ziemlich sicher, dass der späte Sendetermin nicht nur eine Konzession an den Massengeschmack ist, sondern wohlbedacht gewählt wurde, um Ärger mit den einschlägigen Wortmeldern aus Politik und Wirtschaft zu vermeiden. Dass die Bedenkenträger in den Sendern auch eine gewisse aufrührerische Wirkung in dem Film ausgemacht haben könnten und somit zur Vorsicht geraten haben, kann ich mir jedenfalls auch vorstellen.
Selbstverständlich ist bessere Bildung die Voraussetzung für eine Verbesserung der Lebensbedingungen „prekärer“ sozialer Schichten. Was nutzt aber diese Bildung, wenn für die Tätigkeit, die ja erledigt werden soll, für dies aber keine Maschinen gibt, gar keine Bildung nötig ist? Der Film lieferte schöne Beispiele.
Der Film handelte einfach von Ausbeutung, primitiv und skrupellos, und er ließ die Ausbeuter zu Wort kommen, arrogant, zynisch, dümmlich grinsend.
Gegen diese Ausbeutung hilft nur altmodische Solidarität und wo anders, als in den Gewerkschaften, sollten sich Arbeitnehmer solidarisieren? Das ist für mich eine prinzipielle Frage, bei aller Kritik an den Gewerkschaften, die Sie völlig zu recht vorbringen.
Gregor Keuschnig - 27. Apr, 08:27

Ich will ja kein Besserwisser sein, aber gestatten Sie mir noch ein paar Bemerkungen:

Sendezeit
Ich habe das zugegebenermassen ein bisschen leichtfertig behandelt. Aber wenn man (wie ich) seit Jahren die Programme speziell des öffentlich-rechtlichen Fernsehens (und auch des Radios) verfolgt, so ist doch eine Terminierung der "wirklich interessanten" Sendungen auf nach 23.00 Uhr nicht mehr die Ausnahme, sondern fast die Regel. Der Grund liegt darin, dass man seit Jahrzehnten den Sendeauftrag mit Füssen tritt und sich der Banalisierung und Trivialisierung, welches die Privatsender vormachen, rückgratlos anschliesst. Sicher, vor den schlimmsten Auswüchsen ("Big Brother"; "DSDS") blieb man bisher verschont - aber schon die so viel gelobten "investigativen" Magazine und Dokumentationen sind meist nur einseitige, effekthascherische Meinungsprothesen, in den sich die Journalisten meist hartnäckig weigern, das Ganze zu sehen und sich nur das für ihre These gerade passende heraussuchen und auswalzen.

Ich wäre allerdings was die Wirkung eines solchen Beitrages angeht immer ein bisschen skeptisch. Wer schaut sich sowas wirklich noch an? Diejenigen, die es betrifft? Sie erleben es tagtäglich in der Realität (ein Koch schaut sich auch keine Kochsendung mehr an). Diejenigen, die ausbeuterisch agieren? Die haben "besseres" zu tun. Der Mittelstand, der vielleicht mittelfristig von einer ähnlichen Entwicklung bedroht ist? Der schaut nicht hin, weil er vielleicht keinen Ausblick in die eigene Zukunft wünscht.

Bleibt die Hand voll Interessierter, die um 23.15 Uhr auch noch wach sind (und nicht an nächsten Tag um 06 Uhr oder so 'rausmüssen). Die könnten es noch auf Video aufnehmen (das habe ich beispielsweise nicht gemacht)...

Bildung
Natürlich wird es immer Beschäftigungen geben, die nicht automatisiert werden können. In den 90er Jahren sprach man ja vollmundig von dem stetig wachsenden Dienstleistungsbereich; man rief Deutschland gar zum "Dienstleistungsland" aus. Aber Dienstleistung bedeutet eben mehr als nur putzen oder im Supermarkt Regale auffüllen. Ein Callcenter-Mitarbeiter mit Hauptschulabschluss und bröckeligem Deutsch ist chancenlos.

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Die Arbeitslosigkeit grassiert hauptsächlich dort, wo Menschen mit geringer Qualifikation auf dem "Markt" sind. Diese Leute bekommen wesentlich schlechter neue Jobs (die Langzeitarbeitslosigkeit ist dort exorbitant hoch) und werden - vor allem - nicht in ökonomisch besseren Zeiten vom "Markt" wieder aufgenommen.

Es wird immer EInzelfälle wie den arbeitslosen Ingenieur mit 60 Bewerbungen oder den taxifahrenden Lehrer geben. Grundsätzlich aber rächt sich jetzt die Ignoranz der politischen Klasse (zu denen auch die Gewerkschaften gehören), dass auch eine umfassende Bildung von Menschen kein Wert gelegt wurde.

Grundsätzlich
Wie bereits oben erwähnt: Es gibt trotz Banalisierung auch der öffentlich-rechtlichen Medien immer noch eine Fülle von Möglichkeiten, sich über journalistische Beiträge über die Lebenswirklichkeit auf halbwegs seriöse Weise im Fernsehen zu informieren. Was mich aber stört und mir in der letzten Zeit diese Betrachtung der Filme ein bisschen verleidet hat, ist die blosse Wiedergabe einer Realität, die dann beim Zuschauer einen Affekt auslösen soll.

Ein kurzes Beispiel: In "panorama" gab es vor einigen Wochen mal einen Beitrag über Eltern, welche die Gremien der lokalen Schule derart drangsalieren und mit prozessualen Mitteln bedrohen, dass die Lehrer dort kaum noch eine Notengebung einer Klassenarbeit vornehmen möchten. Es wurde gezeigt, wie Eltern Lehrer einschüchtern, verunsichern und sogar beschimpfen - nur weil sie ihrem Sprössling eine schlechte Note gegeben haben bzw. dies droht. Es wurden - wenn ich mich recht erinnere - zwei Fälle gezeigt - immer im Wechsel. Am Ende des Beitrages war man erst einmal schockiert und hatte Mitleid mit den Lehrern, die dem ausgesetzt waren. Die Moderatorin meinte dann in der Abmoderation, man könne sicherlich auch mal einen Beitrag verfassen, in dem das Gegenteil thematisiert wird, etwa die "Verwahrlosung" und Ignoranz von Eltern den Leistungen ihrer Kinder in der Schule gegenüber..

Mit anderen Worten: Wenn immer nur ein Segment herausgearbeitet wird oder bei dieser Betrachtung wesentliche Tatbestände schlichtweg nicht erklärt werden, dann ist die "Abbildung" der Realität schlichtweg einseitig. Bezogen auf den Film (den ich ja gar nicht gesehen habe), soll das nichts bedeuten. Aber wäre es nicht einmal an der Zeit, einen Film zu machen, der die Notwendigkeiten aufzeigt, die von politischer (und gesellschaftlicher) Ebene zu leisten sind, um solche Verhältnisse zu minimieren?

Es ist natürlich Unsinn, einem Kochbuch über Salate vorzuwerfen, dass es keine Süssspeisen aufführt, aber sagen Sie mir doch einmal bitte, in welcher Fernsehsendung ich etwas über Ulrich Becks Thesen zur Globalisierung von Sozialstandards gehört habe oder wo in den letzten Monaten seriös über die verschiedenen Modelle zur negativen Einkommensteuer diskutiert wurde. DAS würde ich mir wieder ansehen. Auch um 23.15 Uhr!
blackconti - 28. Apr, 03:03

Gestatten? Nur zu gerne und wenn sie etwas besser wissen, bin ich der Erste, der Ihre Anmerkungen sehr aufmerksam liest und bedenkt. In dieser Hinsicht brauchen Sie bei mir keine negative Einstellung zu befürchten.
Nochmal zur Sendezeit: Natürlich gibt es eine uninteressierte Masse, die anstatt die Tagesschau, um 20.00 Uhr lieber Big Brother, DSDS, GZSZ oder sonst eine Abartigkeit einschaltet. Trotzdem ist die Tageschau noch ein Quotenhit der ARD, d.h. dass es noch eine Menge Menschen gibt, die sich seriös informieren möchten. Genau diesen aber wird durch die späte Sendezeit der Zugang zu interessanten Informationen zumindest erschwert. Einen Werbetrailer, wie sonst für jeden Dreck produziert und tagelang vorher stündlich gesendet, gibt es für den in der Überschrift genannten Film natürlich nicht. Ich kann’s nicht beweisen, aber ich bin sicher, dass das kein Zufall ist. Hier hatten wir schon mal so einen Fall und der ist in den letzten Tagen plötzlich wieder aktuell geworden.

Sie haben den Beitrag ja leider nicht gesehen, aber ich versichere Ihnen, dass er mit den Betroffenheitsfilmchen a la Panorama o.ä. nichts zu tun hatte, schon deshalb weil einfach mehr Zeit zur Verfügung stand. Das war nicht holzschnittartig, sondern äußert nüchtern wurden Menschen porträtiert, die ausgebeutet werden und andere die ausbeuten. Sie kamen alle zu Wort, so sie denn wollten. Die übelsten Typen wollten selbstverständlich nicht, weil skrupelloses Ausnutzen Schwächerer nun mal mies ist und da möchte man doch lieber anonym bleiben.
Letztendlich war der Film eine Anklage eben an die Politik, dass sie diese asoziale Verhaltensweise der Ausbeuter zulässt, ja, durch die Gesetzgebung geradezu befördert.

Mein erster Gedanke, wenn ich Menschen sehe, die für Löhne arbeiten, von denen sie nicht leben können, ist immer, dass ich dem entsprechenden „Arbeitgeber“ sagen würde, er solle seinen Scheiß doch allein machen. Das halte ich für die einzig angemessen Reaktion. Aber da ich niemals in einer Situation war, entweder so eine mies bezahlte Arbeit oder keine zu haben, kann ich leicht reden. Heutzutage sieht’s wohl anders aus. Deshalb ist hier der Gesetzgeber gefragt und dieser muss Mindestlohnstandards festlegen, die nicht unterschritten werden dürfen, auch nicht durch windige Verträge, wie es, so der Film, bei den Gebäudereinigern ( hier gibt’s den gesetzlichen Mindestlohn) gang und gäbe ist.
Ach, ich könnte schon wieder so eine Wut kriegen.
PS: bedeutet "medikores" Personal soviel wie "mittelmässig"? Ich kannte diese Wort bislang noch nicht und finde es weder beim Googlen oder Dudeln :-).
Gregor Keuschnig - 30. Apr, 08:17

Naja, ich habe den Fehler gemacht über etwas zu schreiben, was ich letztlich nicht gesehen habe. Nehmen Sie's als Frustationsschreiben für etliche Beiträge, die ich mir ab und an nach 23.00 Uhr noch angeschaut habe und nachher der 45 Minuten meiner Nachtruhe nachgetrauert habe. Ich bin sicher, irgendwann wird der Beitrag mal auf Phoenix gezeigt werden - danach meld' ich mich dann noch mal.

Tatsächlich hat sich die Situation am Arbeitsmarkt verändert. Die Gründe liegen teilweise in dem, was ich oben skizziert hatte. Das Privileg, dem Arbeitsgeber den Kram vor die Füsse zu werfen, haben nur noch wenige. Im Prinzip ist heute jeder ersetzbar.

Zu den Gewerkschaften ist mir noch eingefallen, dass deren Aktionen für einen Mindestlohn ein bisschen heuchlerisch sind. Die Tariflöhne speziell in Ostdeutschland für bestimmte Berufe (Friseure; Reinigungsberufe) sind dort teilweise deutlich unter den jetzt geforderten 7,50 Euro. Das heisst, dass die Gewerkschaften diesen Löhnen zugestimmt haben! Wenn sie jetzt Mindestlöhne fordern, dann bedeutet das streng genommen einen Eingriff in die von den Gewerkschaften selber so hoch gehaltene "Tarifautonomie". Letztlich: Man kommt in den Verhandlungen nicht selber klar und bemüht dann den Staat...

Zu "medioker": Das Wort haben Sie nicht gefunden, weil ich Idiot es falsch geschrieben hatte; sorry. Die Bedeutung hatten Sie aber richtig benannt; s. hier.

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