Das Aus im Morgengrauen

Vielleicht ist es ja dem Ein oder Anderen in Deutschland bekannt, dass seit gut einem Monat in Neuseeland die Rugby-Weltmeisterschaft läuft. Die Gruppenphase wurde Anfang der letzten Woche abgeschlossen und die Favoriten haben sich ausnahmslos für das Viertelfinale qualifiziert. Schon in der Gruppenphase gab es einige Überraschungen und allein das ist überraschend, denn im Rugby kann sich ein schwächer besetztes Team kaum gegen ein stärkeres durchsetzen. In Neuseeland, in Australien, in Südafrika und, mit Abstrichen, in England und Frankreich ist Rugby professionalisiert, alle anderen WM-Teilnehmer treten mit Feierabendprofis oder reinen Amateuren an. Da ist es schon eine kleine Sensation, wenn wie geschehen, Irland gegen Australien gewinnt und sich vor denen als Gruppenerster für das Viertelfinale qualifiziert. Das wusste Südafrika noch nicht, als sie sich durch einen Try kurz vor Spielschluss gegen die erstaunlich spielstarken, schnell und athletisch agierenden Waliser mit 17 : 16 durchsetzten. Ein Pyrrhussieg, wie sich erweisen sollte, denn nun traf man bereits im Viertelfinale auf Australien, einen der Mitfavoriten des Turniers. Keine Überraschung war dann der klare Sieg der „All Blacks“, also der Neuseeländer, gegen Argentinien, aber verblüffend war, wie sang- und klanglos die Engländer gegen Frankreich mit 12 : 19 eingingen. Die schon gegen Südafrika hervorragenden Waliser gewannen gegen die Iren leicht mit 19 : 10 und das letzte Viertelfinale bot dann mit den Wallabies (AUS) vs. Springbocks (ZA) ein vorgezogenes Finale.

Bryce LawrenceUm es kurz zumachen: Hier in Südafrika waren am Sonntagmorgen um 7.30 Uhr die Sportkneipen mit den Großbildschirmen gerammelt voll und die enthusiastisch mitgehenden Zuschauer sahen aus Wellington ein packendes Kampfspiel, sahen überlegene, ständig angreifende Springbocks und aufopferungsvoll verteidigende Wallabies. Und, sie sahen einen sehr merkwürdig pfeifenden Schiedsrichter, einen Neuseeländer, der alles daran setzte, den offensichtlich schwächeren Aussies zum Sieg zu verhelfen, was letztlich auch gelang. Kurz vor Spielende gingen die Aussies durch einen dubiosen Penalty mit 2 Punkten in Führung und danach wurde jeder südafrikanische Angriff konsequent durch haarsträubende Fehlentscheidungen unterbunden.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie diszipliniert die so martialisch agierenden Rugbyspieler jede noch so falsche Entscheidung des Referees akzeptieren. Das beim Fußball übliche Lamentieren, Meckern und Bedrängen des Schiedsrichters gibt es einfach nicht. Grund dazu hätte es einigen gegeben, denn am Ende gewann Australien mit 11 : 9, Südafrika war ausgeschieden und der Schiedsrichter Bryce Lawrence ist nun der Buhmann in den südafrikanischen Medien. Verständlich ist das schon, aber wer aus 60 % Ballbesitz und 80 % Raumbeherrschung, wer bei eindeutigem Vorteil in allen Statistiken wärend der gesamten Spielzeit nicht einen Try, also einen Durchbruch bis zur Endzone schafft, der darf sich über so eine unnötige Niederlage nicht beschweren.

Im Halbfinale kommt es nun zu den Paarungen Neuseeland - Australien und, überraschend, Wales – Frankreich. Mein Endspieltipp ist Neuseeland –Wales, wobei Neuseeland zwar Favorit ist, Wales aber für eine weitere Überraschung sorgen könnte. Am Wochende geht's weiter und auch wenn Südafrika wieder in der Heimat ist, die Übertragungen aus NZ schau ich mir weiter mit viel Genuss an. Wo anders, als bei diesem rauhen Sport kann man schon beim Zuschauen spüren, wie schön es ist, wenn der Schmerz vergeht?

Ach, übrigens, einen überaus beeindruckenden Bocktackle kann man hier bewundern.



Freerange-Rugby at it's best. A genuine South African experience!

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