Gregor Keuschnig - 1. Feb, 22:12

Vor einigen Tagen...

war ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung über die Situation.

In einem möchte ich Ihnen widersprechen: Ich glaube, dass es nicht besonders spannend ist, den Niedergang eines Staatswesens zu erleben. (Kennen Sie Doris Lessings' "Memoiren einer Überlebenden"?)

Demzufolge wäre die Malaise um die Stromversorgung ja nur der Anfang. Suchen Sie schon?

blackconti - 2. Feb, 02:31

Doch, doch, das ist schon spannend, weil ja überhaupt noch nicht klar ist, wie diese Gesellschaft damit umgeht. Richtig angekommen ist das jedenfalls noch nicht. Bisher herrscht ziemliche Gleichmut, aber die ersten Anzeichen einer wirtschaftlichen Krise sind zu vermerken. Der südafrikanische Rand wird täglich schwächer, was wiederum die Inflation, z.Zt. bei ca. 7 %, anheizt.
Die "Memoiren..." von Doris Lessing kenne ich nicht, habe aber mal ein wenig gegoogeld und eine Art Inhaltsangabe gefunden, was mich aber in Bezug auf die aktuelle Situation hier nicht weiter brachte.
Was meinten Sie mit " Suchen Sie schon?" Ein anderes Ausland, to settle down? Nein, nicht wirklich, weil ich letztendlich doch optimistisch bin und was Besseres als unsere Southcoast gibt es auf der ganzen Welt sowieso nicht mehr.
Gregor Keuschnig - 3. Feb, 21:23

Ja,

DAS meinte ich. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, es irgendwann noch anregend zu empfinde, wenn sich so etwas wie ein Staat aufzulösen beginnt. Das Lessing-Buch ist eine Art Endzeit-Erzählung; es gibt keine politischen und gesellschaftlichen Strukturen mehr, die noch funktionieren; die Infrastruktur ist zerstört. Vandalismus und umherstreunende Banden terrorisieren den Rest der Bevölkerung. Das ist beklemmend geschrieben.
blackconti - 3. Feb, 22:08

Da hatte ich Sie ja richtig verstanden und meine Antwort kennen Sie ja schon. Mit dem Ausdruck „spannend“ meinte ich auch eigentlich, dass ich mich jetzt mehr für die hiesige
Innenpolitik interessiere, ja, interessieren muss, um evtl. rechtzeitig reagieren zu können. Merkwürdigerweise aber sind meine im ersten Augenblick geäußerten Befürchtungen mittlerweile einer mehr zuversichtlichen Einschätzung gewichen, einfach weil nun die Zeitungen hier wie oben beschrieben ziemlich unverblümt die Regierung attackieren. Erst wenn dies nicht mehr der Fall sein sollte, wäre es Zeit über einen Standortwechsel nachzudenken, denn dann wäre das doch sehr demokratische System hier zusammengebrochen und dann könnte das Land für uns gefährlich werden.
Gregor Keuschnig - 4. Feb, 11:10

Stimmt.

Solange noch - auch in dieser reichlich plakativen Art (aber das ist ja auch in Grossbritannien gelegentlich ähnlich) - berichtet wird, braucht man sich etwas weniger Sorgen zu machen.
pathologe - 7. Feb, 13:41

Nigeria

existiert immer noch - mit all seinen Nachteilen. Dort sind Stromabschaltungen Usus, der dringend notwendige Ausbau der Versorgungsnetze wurde zwar angeschoben, aber aufgrund finanzieller Engpässe ist er wieder zum Erliegen gekommen. Die angesprochenen Probleme - Vandalismus, umherstreunende Banden und Zusammenbruch der Wirtschaft - sind vorhanden, werden aber auf "typisch afrikanische Art" kompensiert. Zum Einen dadurch, dass sich die Bewohner Nigerias gerade in den größeren Städten mittels Mauern und Stacheldraht selbst einsperren, zum Anderen dadurch, dass gerade die Industrie (aber nur diejenigen, die es sich durch gewisse Zahlungen auch leisten können) Strom zur Produktion bekommt. Kleinere Unternehmiungen sind auf Generatoren angewiesen und sind, bedingt durch die hohen Spritkosten, nicht mehr konkurrenzfähig. Banden marodieren hauptsächlich im Süden des Landes, dort, wo der Unterschied zwischen arm und reich besonders auffällig ist. Hier die eingezäunten, bewachten Camps der Ölförderfirmen, dort die ursprüngliche Bevölkerung, die nichts vom Kuchen abbekommt und zusätzlich in einer verseuchten Umgebung leben muss. Hoppla, Pipelinebruch! Wen interessiert da die Umgebung und die Schäden, solange nur das Loch wieder gestopft wird. Und danach? Wieso? Funktioniert doch alles?

In so fern wird es nie so schlimm wie man befürchtet. Der Mensch ist doch sehr anpassungsfähig. Vor allem geistig.
blackconti - 7. Feb, 15:01

Ja sicher, weiterexistieren wird Südafrika schon, aber das Überraschende hier, ja man kann schon sagen Schockierende, ist die plötzliche Wahrnehmung von Veränderung und zwar zum Schlechteren. Seit dem Ende der Apartheidsregierung 1994 gab es kaum Verschlechterungen für die weiße Bevölkerung und gleichzeitig doch Verbesserungen für viele Schwarze. Die Wirtschaft boomte, vom Ausland wurde Kapital investiert, die Infrastruktur wurde instandgehalten oder sogar ausgebaut. Das größte Problem war die wachsende Kriminalität, besonders verschärft noch durch Millionen illegaler Einwanderer aus den nördlichen afrikanischen Staaten, insbesondere auch aus Nigeria. Für diese Zuwanderer erscheint Südafrika wie ein Paradies und die Hoffnung auf ein besseres Leben. Die Sicherheitsvorkehrungen hier sind mit den von Dir beschriebenen vergleichbar.
Durch die Stromabschaltungen wird aber plötzlich deutlich, das die Regierung elementare Grundbedingungen einer geordneten Staatsführung nicht beachtet, nämlich vorausschauende Planung. Wohl selbst erschrocken über das eigene Missmanagement und das angerichtete Chaos, gab sich die Regierung in den ersten Tagen kleinlaut und bat das Land um Entschuldigung. Mittlerweile allerdings wurde die neue Verteidigungslinie gefunden:
Ja, es wurden Fehler gemacht, aber schuld ist die Apartheid, weil damals einfach ignoriert wurde, dass auch die Schwarzen Stromanschlüsse brauchten, was die neue Regierung nun verstärkt geändert hat. Daher wurden schon damals zu geringe Kraftwerkskapazitäten errichtet. Außerdem ist die Energiekrise ein Beweis für den Erfolg der Regierungsarbeit, denn würde die Wirtschaft nicht so boomen, brauchte man auch weniger Strom. Zur Überwindung der Krise müssten jetzt alle zusammenstehen und die kritischen Äußerungen der Opposition oder der (Print)Medien, das südafrikanische Fernsehen SABC ist da ganz handzahm, sind geradezu unerhört. Die Arroganz mancher ANC-Vertreter ist kaum zu überbieten. Auf diverse Leserbriefe, welche sich in den hiesigen Zeitungen über die zunehmende Verwahrlosung der Straßen, Schlagloch reiht sich an Schlagloch und nichts wird repariert, beklagen, lautet die Antwort der Bezirksregierung lapidar: Man solle froh sein, überhaupt geteerte Straßen zu haben, da so was in den ländlichen (sprich: schwarzen) Gebieten so gut wie nicht vorhanden sei.

Vielleicht ist Südafrika nun auf dem Weg zu einem ganz normalen afrikanischen Land, im schlechtesten Sinne des Wortes.
( Übrigens, lieber Pathologe, irgendwie kann ich Deine Blogg.de – Seite nicht öffnen. Es erscheint immer eine Fehlermeldung.)
pathologe - 7. Feb, 15:22

Hoppla!

Mit der Fehlermeldung, das wundert mich. Ich weiß, dass es da einige Werbemüllteile gibt, die viel Ladezeit fressen. Aber ansonsten lässt sich die Website aufrufen.
Wie es natürlich von SA aus ist, weiß ich nicht. Ich hatte allerdings schon mal selbst Probleme, wenn ich Freenet-Mails von Nigeria aus versenden wollte. Ging überhaupt nicht, obwohl der Server in Deutschland steht. Hmm.

Zum Text: man sieht aber mal wieder, dass alles zwei Seiten hat und man sich nur die für einen selbst bessere Ansicht aussuchen muss. Ob das nun das rasante Wachstum ist, wie in Südafrika, oder die Verringerung der Wohnungseinbrüche im Wetteraukreis auf 52 Prozent, wie von Herrn Koch auf den Wahlplakaten geschrieben. Dahinter steht meist ein anderer Grund. Und wenn es, wie bei Herrn Koch, derjenige ist, dass es eben nichts mehr zu holen gibt. Bei Wohnungseinbrüchen. ;-)
blackconti - 7. Feb, 21:23

So oft ich's auch versuche, ob IE oder Firefox, nix geht - schade.

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