Ihr Beitrag holt einem ein bisschen von den hohen theoretischen Sphären wieder zurück auf den Boden. Er enthält letztlich all die Fragen, die sich mir auch nach Lektüre der gelesenen Bücher kaum beantwortet haben.
De facto ist Südafrika eine Demokratie. In Wirklichkeit stimmen die Menschen aber offensichtlich nicht aufgrund politischer Erwägungen ab, sondern - beispielsweise - aufgrund der Ethnie und/oder Hautfarbe. Das sind m. E. typische Kennzeichen junger Demokratien, in denen Parteien sich oft über ethnische Attribute konstituieren. Der ANC gilt eben als DAS Symbol gegen die Apartheid - und wird (mangels Alternative?) sozusagen aus Tradition gewählt. Zwar gibt es zum ANC offensichtlich kaum Konkurrenz - aber wie alle Monopolisten neigen diese irgendwann zu Vetternwirtschaft und Korruption. Das wäre aber in einer diktatorischen Struktur ähnlich - nur durch die entsprechenden Machthaber verschwiegen.
Dass alles offen gesagt werden kann und folgenlos bleibt: Auch eine Art des Volkes, politisch zu agieren. Und sei es mit Resignation. Das erinnert an die Wählerschlangen in osteuropäischen Ländern Anfang der 90er Jahre - und wenige Jahre später gehen dann noch knapp 50% wählen. Die Attraktivität demokratischer Strukturen schwindet offensichtlich unglaublich schnell. Warum? Weil die Erwartungen zu hoch waren? Weil der Gegner feststand - s. h. man wusste, wogegen es ging - aber keine positive Besetzung stattfand?
Wer trifft denn in Deutschland eine auch nur halbwegs abgewogene Wahlentscheidung? Geht es nicht längst um ein Geschachere wie auf dem Markt, in dem noch schnell Geschenke verteilt werden, um entsprechende Klientel milde zu stimmen? Wer die grössten Versprechungen macht, darf mit entsprechenden Stimmen rechnen. Wer die Probleme anspricht und benennt und Konzepte entwirft, die u. U. auch ein bisschen weh tun, wird abgestraft. Man KANN das "politischen Diskurs" nennen - denn letztlich bekommt jede Gesellschaft die politischen Eliten, die sie verdient.
Danke, Herr Keuschnig, für diesen Kommentar, beruhig er mich doch in sofern, dass wenigsten einer verstanden hat, was ich ausdrücken wollte. Ich hatte da so meine Zweifel beim Schreiben des Beitrags, denn leider fehlt mir Ihre Gabe, komplizierte Zusammenhänge mit einem Satz prägnant auf den Punkt zu bringen.
Noch eine kurze Erläuterung zu Ihrer Klammerfrage (Mangels Alternative?):
Hier bei uns in der Provinz KwazuluNatal erreichte die Inkatha Freedom Party ( IFP) mit dem Parteivorsitzenden Mangosuthu Buthelezi bei den ersten freien Wahlen 1994 die absolute Mehrheit und landesweit einen Stimmenanteil von ca. 10%. Im Vorfeld dieser Wahlen kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des ANC und der IFP bei denen etwa 7000 Menschen ums Leben kamen. Diese Kämpfe waren eher Stammesfehden. Der ANC repräsentiert den Stamm der Xhosa und andere, die IFP den bevölkerungsstärksten Stamm Südafrikas, die Zulus. Nachdem die IFP die ’94-er Wahl boykottieren wollte, gelang es Nelson Mandela im letzten Moment noch Buthelezi umzustimmen und die IFP wurde in die erste freigewählte Regierung eingebunden. Seitdem schwindet der Einfluss der IFP zusehends, unter anderem auch, weil über den IFP in die Parlamente gewählte Abgeordnete scharenweise zum ANC überliefen, sogenanntes Floorcrossing, um irgendwelche lukrativen Posten zu ergattern.
So etwas kennt man in gewachsenen europäischen Demokratien natürlich nicht – ääh, na gut, aber wenigsten ist die Wahlentscheidung in gestandenen Demokratien halbwegs abgewogen – ääh, auch nicht? Na gut, lassen wir das.
De facto ist Südafrika eine Demokratie. In Wirklichkeit stimmen die Menschen aber offensichtlich nicht aufgrund politischer Erwägungen ab, sondern - beispielsweise - aufgrund der Ethnie und/oder Hautfarbe. Das sind m. E. typische Kennzeichen junger Demokratien, in denen Parteien sich oft über ethnische Attribute konstituieren. Der ANC gilt eben als DAS Symbol gegen die Apartheid - und wird (mangels Alternative?) sozusagen aus Tradition gewählt. Zwar gibt es zum ANC offensichtlich kaum Konkurrenz - aber wie alle Monopolisten neigen diese irgendwann zu Vetternwirtschaft und Korruption. Das wäre aber in einer diktatorischen Struktur ähnlich - nur durch die entsprechenden Machthaber verschwiegen.
Dass alles offen gesagt werden kann und folgenlos bleibt: Auch eine Art des Volkes, politisch zu agieren. Und sei es mit Resignation. Das erinnert an die Wählerschlangen in osteuropäischen Ländern Anfang der 90er Jahre - und wenige Jahre später gehen dann noch knapp 50% wählen. Die Attraktivität demokratischer Strukturen schwindet offensichtlich unglaublich schnell. Warum? Weil die Erwartungen zu hoch waren? Weil der Gegner feststand - s. h. man wusste, wogegen es ging - aber keine positive Besetzung stattfand?
Wer trifft denn in Deutschland eine auch nur halbwegs abgewogene Wahlentscheidung? Geht es nicht längst um ein Geschachere wie auf dem Markt, in dem noch schnell Geschenke verteilt werden, um entsprechende Klientel milde zu stimmen? Wer die grössten Versprechungen macht, darf mit entsprechenden Stimmen rechnen. Wer die Probleme anspricht und benennt und Konzepte entwirft, die u. U. auch ein bisschen weh tun, wird abgestraft. Man KANN das "politischen Diskurs" nennen - denn letztlich bekommt jede Gesellschaft die politischen Eliten, die sie verdient.
Noch eine kurze Erläuterung zu Ihrer Klammerfrage (Mangels Alternative?):
Hier bei uns in der Provinz KwazuluNatal erreichte die Inkatha Freedom Party ( IFP) mit dem Parteivorsitzenden Mangosuthu Buthelezi bei den ersten freien Wahlen 1994 die absolute Mehrheit und landesweit einen Stimmenanteil von ca. 10%. Im Vorfeld dieser Wahlen kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des ANC und der IFP bei denen etwa 7000 Menschen ums Leben kamen. Diese Kämpfe waren eher Stammesfehden. Der ANC repräsentiert den Stamm der Xhosa und andere, die IFP den bevölkerungsstärksten Stamm Südafrikas, die Zulus. Nachdem die IFP die ’94-er Wahl boykottieren wollte, gelang es Nelson Mandela im letzten Moment noch Buthelezi umzustimmen und die IFP wurde in die erste freigewählte Regierung eingebunden. Seitdem schwindet der Einfluss der IFP zusehends, unter anderem auch, weil über den IFP in die Parlamente gewählte Abgeordnete scharenweise zum ANC überliefen, sogenanntes Floorcrossing, um irgendwelche lukrativen Posten zu ergattern.
So etwas kennt man in gewachsenen europäischen Demokratien natürlich nicht – ääh, na gut, aber wenigsten ist die Wahlentscheidung in gestandenen Demokratien halbwegs abgewogen – ääh, auch nicht? Na gut, lassen wir das.