Last Night at Pistols

„Hello, Sir, hellooo, wake up Sir!“ – Langsam tauchen nebelig-verschwommen Gesichter über mir auf, die besorgt auf mich herunter blicken. Was ist denn los? Warum fährt mir ein nasser Lappen über die Stirn? Warum werden mir die Wangen getätschelt, überhaupt, warum liege ich hier…? Oh Gott, jetzt lichtet sich der Nebel und Erinnerungsfetzen beginnen sich zusammen zu setzen. Freitagabend, Pistols Saloon in Ramsgate, und eben war ich doch noch der wilde Rock n’ Roller auf der Tanzfläche? Eben? Wie lange war ich weggetreten? Jetzt erinnerte ich mich wieder: „I saw you standing there.” „Reflex“, die Hausband, rockte den alten Beatles-Hacker und da wollte ich der Dame neben mir an der Bar nicht schon wieder einen Korb geben, denn eigentlich war mir nicht nach Party. Na gut, und dann ging’s ja auch ganz flott ab. Zu flott wohl für einen 64-jährigen, denn urplötzlich blieb mir die Luft weg. Ich weiß noch, dass ich das Tempo rausnahm, mich irgendwie, irgendwo (an ihr?) festhalten wollte… Mehr weiß ich nicht. Meine nächsten Eindrücke: siehe oben.

Ich rappelte mich langsam auf, bzw. man half mir auf die Beine und schob mir einen Stuhl hin. Immer wieder besorgte Blicke und Fragen, aber langsam wich mein wohl ziemlich dümmliches Grinsen. Jemand reichte mir ein Glas mit einer in Wasser aufgelösten Tablette. Ich trank das Zeug ohne zu fragen. Irgendwo in einer Ecke erkannte ich aus den Augenwinkeln meine Tanzpartnerin und die Arme beobachtete mich ziemlich konsterniert aus der Distanz. Mein Gott, war mir das jetzt peinlich.

Dann standen plötzlich ein Notarzt und ein Sanitäter vor mir, führten mich zum Ambulanzwagen vor der Kneipentür. Oh je, da fehlten mir ja wohl doch ein paar Minuten. Mittlerweile aber fühlte ich mich eigentlich wieder fit. Trotzdem konnte ein Check ja wirklich nicht schaden und so wurden meine Blutwerte, mein Puls und mein Blutdruck überprüft. Letzterer war ein wenig erhöht, aber nicht besorgniserregend und ansonsten war alles im grünen Bereich. Nein, sie brauchen mich nicht ins Krankenhaus fahren und nein, ich brauche keine weitere Hilfe. Meine zwei Bier hatte ich bereits bezahlt und so konnte ich mich ohne weiteres Aufsehen verdrücken. Mein Bedarf an mitleidigen Blicken und höhnischen Kommentaren der Pistols-Gäste war für diesen Abend gedeckt.

„Wie siehst Du denn aus?“ fragte Frau Blackconti, als ich so gegen Mitternacht das Haus betrat und erst jetzt bemerkte ich meine verdreckte Kleidung. Nun, ich hatte einiges zu berichten, bevor wir uns zur Ruhe begaben. Geschlafen habe ich wie ein Stein und so kann ich diese peinliche Geschichte jetzt frisch und ausgeruht in den PC tippen.

Im Übrigen weiß ich natürlich selbst, dass ich a) das Rauchen aufhören und b) abnehmen muss. Von guten Ratschlägen dieser Art bitte ich also Abstand zu nehmen.
Des Weiteren betrachte ich auch den Hinweis, es gäbe doch im „Village of Happiness“ (das hiesige Altersheim) jeden Sonntagnachmittag für Senioren einen netten Tanztee mit Kaffee und Kuchen, als wenig zielführend, um nicht zu sagen: eine Unverschämtheit!

Tief im Süden

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