Die Freiheit der Kunst

Und nun sind wir beim Anlass dieses einfühlsamen Vorspiels. Eine Kunstgalerie in Kapstadt hatte dieses ziemlich - ich sag mal - geschmacklose Gemälde ausgestellt:

Das änderte sich schlagartig, als zwei Männer, eine Weißer und ein Schwarzer, die tolle Idee hatten, dem Präsidenten beizuspringen und dessen Würde durch Überpinseln des Bildes zu verteidigen. Natürlich mit großer Medienbeteiligung und nun war’s ein Politikum. Sofort organisierte die Regierungspartei ANC Protestveranstaltungen in allen großen Städten des Landes und selbstverständlich besonders vor der Galerie in Kapstadt, deren Abriss man sogar forderte. Die schwarze Bevölkerung war nun kollektiv empört wegen eines blöden Bildes, welches die meisten nicht einmal gesehen hatten, da das Bild nur von einer einzigen Zeitung im Originalzustand veröffentlicht wurde. Ansonsten wurde in den Medien immer nur das überschmierte „Kunstwerk“ gezeigt. Irgendwie erinnerte die „schwarze“ Empörung an die Muslim-„Empörung“ nach den dänischen Mohammed-Karikaturen.

Ähnlich reflexartig kam dann natürlich die „Freiheit-der-Kunst“-Heuchelei von den weißen Rassisten, bei denen man sich nur zu gut vorstellen kann, was die mit einem Schwarzen Maler zu Zeiten der Apartheid veranstaltet hätten, wenn dieser einen Präsidenten Botha oder de Klerk in ähnlich provokativer Art dargestellt hätte. Ob so eine Provokation in Deutschland, wo ja die Freiheit der Kunst, genau wie hier in Südafrika, in der Verfassung verankert ist, klaglos durchgegangen wäre, wage ich zu bezweifeln. Man stelle sich nur ein lebensgroßes Abbild unseres Freiheitspräsidenten Gauck in Revolutionsführerpose mit freiliegenden Gemächt vor... ach nee, besser nicht.
Mittlerweile hat sich hier die Aufregung wieder gelegt. Das besagte Zuma-Gemälde wurde sowohl aus der Galerie als auch von allen (südafrikanischen!) Medien-Webseiten entfernt - nur die Kopien des Originals, nicht die diversen Karikaturen - alle Klagen wurden zurückgezogen und alle wertschätzenden Erklärungen hin oder her abgegeben. Alles wieder gut – bis zum nächsten Dorf und zur nächsten Sau.
blackconti - 31. Mai, 16:04
Ich vergleiche die südafrikanische Sau mal mit der "Grass" Geschichte.
Die Senisibilisierung zum jeweiligen Thema ist wohl gleich empfindlich.