Glück, Pech und reiner Zufall

Glück als Begriff ist in der deutschen Sprache zwar mehrdeutig, aber immer positiv besetzt. Es gibt da das Glück als Zustand, den wir Menschen anstreben, und es gibt das Glück eines zufälligen, für uns positiven Ereignisses. Das Gegenteil von Letzterem ist Pech oder Unglück, aber oft ist das Pech des einen gleichzeitig das Glück des anderen. Hier nun ein paar schöne Beispiele über unglaubliche Zufälle der letzten Tage, über Glück und Pech, je nach Betrachtungsweise. Fangen wir mit dem Banalen an:

Jeder Golfspieler kennt den dünnen Ast, den gerade mal 3 cm dicken Holzstecken, der als einziges Hindernis in 20 Meter Entfernung den direkten Weg zum Grün verstellt. Diesen Ast mit der kleinen weißen Kugel auf diese Entfernung gezielt zu treffen, wird auch nach hundert Versuchen kaum gelingen. Während einer Golfrunde allerdings hat man nur einen Versuch und da gilt es, diesen Ast unbedingt zu vermeiden. Der erfahrene Golfer kalkuliert nun sofort: „0,1% Holz – 99,9% Luftraum, ignorieren und einfach schlagen.“ Der harte Klang des Aufpralls und die herzerfrischenden Flüche des erfahrenen Golfers sind in ca. 50% solcher Fälle das groteske Resultat solcher Situationen - bei mir jedenfalls - und trotz des Pechs dieses Holztreffers kann ich dennoch von Glück sagen, weil der zurückprallende Golfball meinen Kopf um einige Zentimeter verfehlte.

Okay, das beschriebene Szenario ist jedem Golfer geläufig, also kaum der Rede wert. Wenn man aber nach einem guten Tee-Shot in ca. 170 m-Entfernung den bereits dort auf dem Fairway liegenden Ball eines Spielpartners so trifft, dass dessen Kugel noch ca. 50 m weiter fliegt, der eigene Ball dafür an der Aufschlagstelle liegen bleibt, dann sollte man auch umgehend Lotto spielen. Ein Golfball hat eine Grundfläche von ca. 17 qcm , die wahrscheinliche Auftrefffläche auf dem Fairway, bei meiner üblichen Streuung, nehmen wir in Länge x Breite mit 100 x 50 m an , beträgt also ca. 500 000 qcm, was dann etwa einer Trefferchance von etwa 1 : 30 000 entspricht. Ein Sechser im Lotto ist wohl eher zu erreichen, denn da kann man beliebig viele Kästchen ausfüllen. Beim Golf dagegen habe ich immer nur einen Schlag. Unnötig zu sagen, dass mein Golfpartner dann vor Glück strahlte, da ich seinen Ball unfreiwillig näher ans Grün beförderte, er jetzt einen angenehmen Chip aufs Grün an die Fahne hatte und sich wie ein Schneekönig übers Par freute.

Aber lassen wir das, kommen wir zu ernsteren Dingen. Ich habe mal wieder meine Geldbörse verloren. Natürlich wieder „mit allem“, d.h. Geld, Karten, Führerschein usw. Könnte man Pech nennen, aber das wäre eine euphemistische Umschreibung für meine Blödheit. Dieser Verlust war vorhersehbar, wurde von mir auch als Möglichkeit in Betracht gezogen, denn aus Erfahrung sollte man ja angeblich klug geworden sein. Bin ich aber wohl nicht, denn all meine Vorsichtsmassnahmen - bei dieser Hose auf keinen Fall in die Gesäßtasche - hatte ich schon bald vergessen ( das Alter!) und schon erlebte ich ein absolut identisches DejaVu! Für den Finder erwies sich meine Dämlichkeit als besonderer Glücksfall, hatte ich doch meine Börse erst kurz zuvor am Geldautomaten mit 15 nagelneuen 100-Rand-Noten befüllt. Wer auch immer der glückliche Finder war und nix gesagt hat, möge er an diesem Glück ersticken. Abhaken!

Noch nicht ernst genug? Gut , dann reden wir über das größte Glück auf Erden, welches angeblich auf dem Pferderücken anzutreffen sei. Frau Blackconti behauptet das jedenfalls auch und kümmert sich fast täglich um ihren Glücksbringer, das Ross, bürstet und striegelt, schmiert und sprayed den Zossen, auf dass auch dessen Glück nicht nachlasse. Gesprayed wird das Vieh mit einer giftigen Lösung gegen Zecken, Fliegen und sonstiges Ekelgetier aus einer Pumpflasche mit einem Fingerabzug. Frau Blackconti steht gebückt neben dem Tier schraubt die Pumpeinrichtung ab, weil irgendwas verstopft ist. In diesem Moment stupst das Pferd unter den Arm, der die geöffnete Flasche hält, die giftige Brühe schwappt hoch und, man mag es nicht glauben, als volle Ladung direkt in den offenen Mund meiner angetrauten Pferdenärrin. Das Zeug ist wirklich giftig und obwohl Frau Blackconti sofort das meiste auswürgt, nimmt sie auch einen ordentlichen Schluck. Der Mundraum und der Rachen schwellen sofort an, Sprechen geht nicht mehr und ein röchelnder Dauerhusten schüttelt mein armes Ehegesponst.

All das erfahre ich durch einen Telefonanruf, denn Hilfe ist vor Ort und man bittet mich, unserem Hausarzt den in Kürze eintreffenden Notfall zu avisieren und diesem schon mal vorab die Inhaltsstoffe der giftigen Brühe mitzuteilen. So eine Giftflasche stehe auch bei uns zu Hause. Ich finde die Flasche, rufe beim Arzt an und fahre dann umgehend auch dorthin, wo Frau Blackconti bereits eingetroffen ist und versorgt wird. Dass ich dabei ziemlich aufgeregt, ja leicht panisch agiere, wird hier sicher niemanden überraschen. Um es kurz zu machen, der Arzt hatte bereits einen Experten konsultiert und konnte uns beruhigen. Die aufgenommene Giftmenge sei zu gering um irgendwelche inneren Schäden anzurichten und die Schwellungen im Rachenraum würden in wenigen Stunden vollständig verschwunden sein. Wir sind natürlich schwer erleichtert und manchmal ist das Glück halt einfach nur die Rückkehr zur Normalität nach überstandenem Unglück.
Shhhhh - 20. Jun, 23:56

Puh, gute Besserung an die Frau. Das las sich alles sehr dramatisch, obwohl es irgendwie gar nicht danach aussah.
Zu der Geldbörse: Ich trage mein Geld in der linken Hosentasche und meine Geldbörse, worin sich Ausweise und Karten befinden, in der rechten Hosentasche. Es muss schon sehr verrückt zugehen, wenn ich beides auf einmal verlieren sollte.

blackconti - 21. Jun, 00:33

Danke, werde ich ausrichten, auch wenn jetzt alles wieder ok ist. Und apropo Geldbörse, da werde ich meine Gewohnheiten jetzt auch in Richtung Trennung ändern und vor allem diese Hose mit der viel zu kurzen Tasche wegschmeissen.
Budenzauberin - 21. Jun, 07:26

Das Wichtigste zuerst: liebe Grüße und gute Besserung an Frau Blackconti! Auf daß sie nun für immer vor Zecken & Co. geschützt sein möge...!

Ich habe ja noch nie meine Geldbörse oder Schlüsselbund verloren, und auch wenn ich nicht weiß, wieviel Euro 1.500 Rand ergeben (so früh zu faul zum googeln), so kann ich den Ärger zumindest annähernd nachvollziehen, weil mir mal ein Geldautomat völlig verzögert und mit der vorherigen Ansage "Vorgang abgebrochen" dann dennoch das Geld ausgeworfen hat. Nachdem ich bereits 50 m entfernt war. Auf dem Überwachungsvideo konnte man natürlich die Person, die mal eben so im Vorbeigehen die 150,- Euro mitnahm, nicht erkennen.
Bei der Geldbörse würde ich mich wohl auch - so der Geldbetrag nicht in die Tausende geht - mehr über die Ausweise etc. denn über das Geld ärgern.

Und schlußendlich kann man froh sein, daß nix Schlimmeres passiert ist, hmm?!

blackconti - 22. Jun, 00:34

Hab ich ausgerichtet! Gruß retour!
1500 Rand entsprechen ca. 150 Euro, aber das Geld ist wirklich das geringste Problem und mit dem letzten Satz haben Sie natürlich vollkommen recht.

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