Donnerstag, 16. März 2006

Zum Heine-Jahr

Das, sowohl in Deutschland, wie auf der ganzen Welt bekannteste Gedicht von Heinrich Heinrich HeineHeine trägt den Titel „Loreley“ und gehört in der sentimentalen Vertonung von Friedrich Silcher unverzichtbar zum Repertoire eines jeden Männergesangvereins.
Der Text ist eher untypisch für das Werk Heines und deshalb möchte ich hier nun ein Loreley–Gedicht vorstellen, welches mir eher Heine – typisch erscheint, jedoch von Erich Kästner stammt.

Erich Kästner

Der Handstand auf der Loreley
( nach einer wahren Begebenheit)

Die Loreley, bekannt als Fee und Felsen,
ist jener Fleck am Rhein, nicht weit von Bingen,
wo früher Schiffer mit verdrehten Hälsen,
von blonden Haaren schwärmend, untergingen.

Wir wandeln uns. Die Schiffer inbegriffen.
Der Rhein ist reguliert und eingedämmt.
Die Zeit vergeht. Man stirbt nicht mehr beim Schiffen,
bloß weil ein blondes Weib sich dauernd kämmt.

Nichtsdestotrotz geschieht auch heutzutage
noch manches, was der Steinzeit ähnlich sieht.
So alt ist keine deutsche Heldensage,
dass sie nicht doch noch Helden nach sich zieht.

Erst neulich machte auf der Loreley
hoch überm Rhein ein Turner einen Handstand!
Von allen Dampfern tönte Angstgeschrei,
als er kopfüber oben auf der Wand stand.

Er stand, als ob er auf dem Barren stünde.
Mit hohlen Kreuz. Und lustbetonten Zügen.
Man fragte sich: Was hatte er für Gründe?
Er war ein Held. Das dürfte wohl genügen.

Er stand, verkehrt, im Abendsonnenscheine.Erich Kästner
Da trübte Wehmut seinen Turnerblick.
Er dachte an die Loreley von Heine.
Und stürzte ab. Und brach sich das Genick.

Er starb als Held. Man muss ihn nicht beweinen.
Sein Handstand war vom Schicksal überstrahlt.
Ein Augenblick mit zwei gehobnen Beinen
ist nicht zu teuer mit dem Tod bezahlt!

P.S. Eins wäre allerdings noch nachzutragen:
Der Turner hinterließ uns Frau und Kind.
Hinwiederum, man soll sie nicht beklagen.
Weil im Bezirk der Helden und der Sagen
die Überlebenden nicht wichtig sind.


Eine Vertonung in schwermütig – gefühlsseliger Art ist bei diesem Gedicht wohl eher nicht zu erwarten und somit wird uns sicher der Vortrag durch einen Männergesangverein erspart bleiben.

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