„Pflanzlicher Bewuchs am Einwegfeuerzeug…
… oder Staat in Afrika?“ Diese Frage stellte der Kabarettist Jochen Malmsheimer und die naheliegende Antwort lautet: Moos am BIC, bzw. Mozambique! Eigentlich ganz einfach, wenn auch bereits Malmsheimer meint, dass man da nicht unbedingt draufkommen muss. Diese Alberei vorausgeschickt, bin ich auch schon beim Thema, denn in der letzten Woche habe ich mit dem Sohn den Süden dieses Landes bereist und wieder einmal wurden diverse Vorstellungen und Klischees gewaltig enttäuscht – angenehm allerdings.
Mozambique gilt als eins der ärmsten Länder Afrikas. Der plötzliche, ungeordnete Abzug der portugiesischen Kolonialmacht nach der Unabhängigkeit 1976, der anschließende 16-jährige Bürgerkrieg im Spannungsfeld des Kalten Krieges zwischen den Befreiungsbewegungen Frelimo und Renamo, immer schön angeheizt durch Kuba oder die DDR auf der einen und Südafrika und Rhodesien auf der anderen Seite, haben die Wirtschaft ruiniert und erst nach der Abkehr vom sozialistische System und den ersten freien Wahlen im Jahre 1994 verbessert sich die wirtschaftliche Lage wieder, langsam, aber stetig. Das mit der Hacke gekreuzte Maschinengewehr in der Landesflagge Mosambique’s erinnert an diese unseligen Jahre der Staatsgründung.
Viel hatte ich bereits gehört über die Schönheit des Landes, über die weißen, unberührten Sandstrände, über die Palmenhaine und über das so mediterrane Flair der Hauptstadt Maputo. Gleichzeitig aber hörte ich auch die Warnungen der Südafrikaner über die korrupte Polizei, die sich als Wegelagerer betätige und besonders ausländische Autofahrer mit erfundenem „Speeding“, d.h. behaupteten Geschwindigkeitsübertretungen alle paar Kilometer zur Kasse bäte. Die Straßen wären in einem katastrophalen Zustand, Schlagloch reihe sich an Schlagloch, und nur mit einem geländegängigen Fahrzeug könne man dort reisen. Außerdem könne man sich im freien Gelände nirgends unbesorgt bewegen, denn Tausende von Landminen, Überbleibsel des Bürgerkrieges, seinen nicht geräumt und nirgends könne man sich sicher sein, nicht in die Luft gesprengt zu werden. Des weiteren seien alle Nutten in Lourenco Marques, wie Maputo bis 1976 hieß und wie die meisten Südafrikaner die Hauptstadt heute noch nennen, also, heutzutage seien dort leider alle Nutten HIV-verseucht. Ja, und überhaupt würde man in Mozambique nur übers Ohr gehauen, höchstwahrscheinlich Opfer eines Raubüberfalls und überhaupt – huhuu – lebten dort heutzutage nur noch Schwarze.
Da liegt wohl der Hase im Pfeffer, denn der gemeine weiße Südafrikaner mag Schwarze nicht so besonders und nur zu gern erinnert er sich an die „Good old days“, als er schnell mal die relativ kurze Strecke von Johannesburg nach Lourenzo Marques fuhr, um dort ein paar angenehme Tage bei portugiesischen Kolonialherren und europäischem Lebensstil vom puritanisch-bigotten Burenmief auszuspannen. Billig war es damals außerdem, aber das hat sich inzwischen verändert. Vergleichbare Produkte oder Dienstleistungen sind in Mozambique heute teurer als in Südafrika.
Ausgestattet mit diesem „Informationen“ haben wir dann trotzdem beschlossen, das „Abenteuer“ zu wagen, haben uns das, für EU-Europäer, notwendige Visum besorgt (dauert 4 Tage und kostet unverschämte 90 Euro!) und sind am ersten Tag von St Michaels über Swaziland nach Maputo gefahren, natürlich mit meinem unverwüstlich Toyota Tazz. Die Strecke von ca.800 km haben wir trotz zweier Grenzübertritte problemlos in 10 std. bewältigt und einzig in Swaziland haben wir wegen zu schnellen Fahrens 100 Rand ( ca. 10 Euro) berappen müssen, erhielten aber dafür auch die Berechtigung zu einem Foto mit dem Polizeiofficer einschl. Radarpistole.
Der Grenzübergang von Swaziland nach Mozambique ist lustig, weil man dort auf der mosambikischen Seite sofort einen Helfer zur Seite hat, der von Schalter zu Schalter hilft, um die Stempelorgie für Pass und KFZ-Einfuhrpapiere ohne große Sucherei zu durchlaufen. (Info: unbedingt KFZ-Schein im Original mitführen, da sonst keine Einfahrterlaubnis erteilt wird!) Der Helfer macht einen sehr offiziellen Eindruck und so lässt man sich auch abschließend gern in sein „Office“ geleiten, wo er uns dann eine KFZ-Haftpflichtversicherung für die Tage in Mozambique verkauft. Ich weiß zwar, dass meine KFZ-Haftpflicht auch in Mozambique gültig ist, aber der „Helfer“ tut so gewichtig, dass wir das für eine Pflichtversicherung halten und die 150 Rand pflichtschuldigst zahlen. Guter Mann, dieser Makler, alle Achtung!
Auf der Fahrt nach Maputo halten wir vergeblich Ausschau nach den so oft beschworenen Schlaglöchern und, um es gleich vorauszuschicken: Auf den nächsten 800 km hoch nach Vilankulos werden wir auch nicht fündig, jedenfalls nicht auf den Hauptverkehrswegen. Dafür gibt es einen Grund: Mozambique hat eine Menge ungehobene Bodenschätze. Die Volksrepublik China hat sich weitgehende Schürfrechte gesichert und hilft Mozambique im Gegenzug, die Infrastruktur zu verbessern. Der Straßenbau ist ein Teil dieses Deals und die Nord-Süd –Fernstraße von Maputo über Xai-Xai nach Beira ist brandneu und in einem erstklassigen Zustand.
Zurück nach Maputo, einer Metropole, die anders, als z.B. südafrikanische Großstädte, sehr europäisch wirkt, natürlich nur in der Innenstadt und an der Meerespromenade. Die Vorstädte bestehen wie überall im südlichen? Afrika aus ziemlich roh zusammengeschusterten Zweckbauten. Davor kilometerlang die Buden, Holz-und Blechverschläge der Kleinhändler und Kleinhandwerker und in dritter Reihe dann die Hütten und heruntergekommene Mietskasernen der Vorstadtbewohner. Unübersehbare Menschenmassen wuseln rechts und links der Durchgangsstraßen, kaufen und verkaufen, schleppen und tragen Waren aller Art, auf dem Kopf, auf dem Rücken, mit Karren oder mit Fahrrädern. Minibusse kommen und gehen und über allem dröhnen afrikanische Tanzrhythmen aus übergroßen Lautsprecherboxen aus Taxis oder den Buden.
Die Innenstadt Maputos ist schachbrettartig gegliedert, wird von breiten Boulevards durchzogen, auf denen, undenkbar in Südafrika, auch nachts noch Menschen flanieren oder die rechts und links liegenden Restaurants, Cafes und Bars bevölkern. Der Autoverkehr in der Innenstadt ist mit europäischen Städten vergleichbar. Vergleichbar sind auch die Bankgebäude, die Geschäfte internationaler Markenhersteller und natürlich der weltumspannenden Fastfood-Ketten, aber darüber wundert man sich ja schon lange nicht mehr. Unübersehbar sind allerdings auch die vielen bettelnden Kinder, oder die Mütter, die mit ihren auf den Rücken gebunden Babys einen Almosen erflehen.
Die Menschen sind schwarz, Weiße sind die Ausnahme, aber in den teureren Restaurants oder Hotels sind Schwarze dann doch wieder in der Minderheit. Nachdem wir uns also am Abend ein wenig in Maputo umgesehen hatte, nachdem auch unsere Suche nach HIV-freien Nutten leider ergebnislos blieb, nachdem wir uns mit ein paar Stunden Schlaf von der langen Anfahrt erholt hatten, brachen wir am nächsten Morgen auf nach Tofo, einem kleinen Badeort auf einer Halbinsel nahe der Provinzstadt Inhambane, ca. 500 km nördlich von Maputo.
Die Fahrt auf der perfekt ausgebauten Nationalstraße führte uns bei Xai-Xai über den Limpopo-Fluß. Das Land dort ist topfeben und so können wir uns gut vorstellen, wie die Überschwemmungskatastrophe im Jahre 2000 hier so viele Opfer gefordert hat, denn wohin hätten sich die Menschen in Sicherheit bringen sollen? Deren reedgedeckte Dächer der Rundhütten, gerade einmal 2,50 Meter hoch, boten sicher keinen Schutz.
Im weiteren Verlauf führt die Nationalstraße E1 meist schnurgerade durch sattgrüne Buschsavanne, Kilometer um Kilometer vorbei an Cashew-Bäumen, Affenbrotbäumen, den Baobabs, und Kokospalmen, jede beladen mit dicken Trauben ihrer fußballgroßen Früchte. Dazwischen überall die Rundhütten der Landbevölkerung. In kleinen Ortschaften immer wieder die Buden und Verkaufstände der Händler, beidseitig im Straßenverlauf, und ganz wichtig, als einziges festes Gebäude der Laden eines Mobilfunkbetreibers, entweder Vodacom oder Mcell. Es ist kaum zu fassen, aber trotz der auf dem Land überall sichtbaren äußerst spartanischen, um nicht zu sagen armen Verhältnisse, besitzen die meisten Menschen ein Handy und tragen das meist sichtbar in der Hand. Von Zeit zu Zeit passierten wir am Straßenrand aufgestellte, verzweigte Äste und an den Verzweigungen baumeln durchsichtige Plastiktüten, gefüllt mit frisch gerösteten Cashew-Kernen ( Cashews sind ein wichtiger Exportartikel Mozambiques). Für ein Pfund haben wir 450 Metical, also ca. 10 Euro bezahlt, unverhandelt und höchstwahrscheinlich viel zu viel. Bessere Cashews aber haben wir kaum je genossen.
Nach ca. 10 Std . Fahrt erreichten wir dann am Abend Tofo und die dortige Barry-Lodge, direkt am riesigem Sandstrand des indischen Ozeans gelegen. Tofo hat in Taucherkreisen einen gewissen Bekanntheitsgrad, weil sich vor der Küste dort Walhaie und Mantarochen ganzjährig aufhalten und es werden Bootsfahrten zur Beobachtung angeboten, wobei man mit Schnorchel, Brille und Flossen mit diesen riesigen, jedoch völlig ungefährlichen Fischen mitschwimmen kann. So kann man es im Internet lesen und so erzählen es auch die Leute von der Peri-Peri-Diver-Station. Ob das allerdings so stimmt oder nur ein Bluff ist, wir wissen es nicht. Trotz 2-stündigen Herumkurvens mit dem Boot vor der Küste war außer ein paar scheuen Delfinen, die sofort abtauchten, als wir Schnorchler über die Bordwand ins Wasser klatschten, nichts zu sehen, jedenfalls kein Manta und auch kein Walhai. Unsere Enttäuschung hielt sich allerdings in Grenzen, denn die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel, das Wasser war angenehm warm und die Seefahrt war sprichwörtlich lustig.
Der nächste Tag führte uns noch einmal 300 km weiter nach Norden, nach Vilankulos, denn dort sind der Küste einige Inseln vorgelagert. Die bekannteste und größte ist Bazaruto und diesen Inseln ist gemeinsam, dass dort schneeweiße Sandstrände und Felsenriffe mit einer vielfältigen Unterwasserfauna anzutreffen sind und bunte Aquariumfische wollten wir uns unbedingt in ihrem natürlichen Umfeld anschauen. Also haben wir für den nächsten Tag einen Segelturn mit einer Dhau zur Insel Magaruque gebucht. Sohn und ich waren die einzigen Passagiere und eine dreiköpfige Besatzung steuerte das Boot und umsorgte uns. Eine Dhau ist ein Kahn mit einem Mast und einem Dreieckssegel, welches an einem Querbalken, in unserem Fall ein weit ausragendes Bambusrohr, hochgezogen wird. Zum Segeln benötigt man bekanntlich Wind und daran mangelte es an diesem Tag erheblich. Es herrschte eine ausgemachte Flaute, aber unser Boot hatte auch einen kleinen Außenbordmotor und der schob uns dann gemütlich brummend in einer Stunde über das Flachwasser zwischen Festland und Insel. Dort angelandet wurden die Schnorchelutensilien angelegt und dann konnten wir endlich auch die vielen bunten Fische an der Riffkante bewundern. Während dessen richtete die Besatzung für uns den Lunch, putzte Gemüse und Salat, kochte Reis, mörserte Knoblauch und Chillies für die Peri-Peri-Sauce, die ein mosambikisches Crab-Curry erst zu genau diesem macht und das Ganze wurde uns dann zur Mittagszeit im Schatten eines kleinen Sonnendaches serviert. Krebse auszutzeln ist zwar etwas mühselig, der Geschmack aber ist hervorragend. Noch ein wenig frische Papaya als Dessert, noch einmal an die Riffkante, Fische gucken und dann soll’s genug sein. Wir bedeuten der Besatzung, das wir wieder Richtung Festland aufbrechen könnten.
Das stimmt die drei jungen Männer fröhlich, ist doch diesmal ein früherer Feierabend in Sicht. Es ist immer noch Windstille und so wird wieder der Außenborder angeworfen und zurück geht’s. Nach einem Drittel der Strecke streikt plötzlich der Motor und die Besatzung zieht das Segel auf. Merkwürdig, denn nach wie vor spürt man kaum einen Hauch. Der Kahn dümpelt, so scheint es, auf der Stelle. Die hinter uns liegende Insel sieht noch recht groß aus, wird auch nicht kleiner, und das vor uns liegende Festland, schmal und unscharf am Horizont, verändert Kontur und Größe ebenfalls nicht. Die Crew hat es sich inzwischen gemütlich gemacht und plaudert untereinander in einer Sprache (Portugiesisch?), die wir nicht verstehen. Langsam aber verstehen wir: Der Sprit ist alle, der Tank ist leer. Na , vielen Dank, und nun? Bis zum Festland sind es bestimmt noch vier bis fünf Kilometer, das Segel hängt schlapp und auch der Einsatz einer ca. vier Meter langen Stange zum Staken, das Meer ist hier wirklich flach, wirkt ziemlich hilflos. Na gut, entdecken wir halt wieder die Langsamkeit und harren der Dinge. Irgendwann kam dann doch ein Hauch von einem Wind auf und nach fast vier Stunden, für die Hinfahrt benötigten wir gerade mal eine, erreichten wir dann endlich wieder den Strand von Vilankulos. Nach einer weiteren Übernachtung im „Smugglers“ , einer einfachen aber sauberen Herberge ging es dann am nächsten Morgen auf die Heimreise. Eine Tagesreise bis Maputo, dortige Übernachtung und dann noch mal einen Tag im Auto bis nach Hause zu uns an die Southcoast.
Achso, ich habe nach Minenfeldern, bzw.den entsprechenden „Danger“-Zeichen Ausschau gehalten. Gesehen habe ich keine, aber das muss ja wirklich nichts heißen, denn Mozambique ist flächenmässig ein sehr großes Land. Ja, und dann die so oft beschworene korrupte Polizei und deren angeblich willkürlichen Geldforderungen. Wir wurden ein-, zweimal kontrolliert, höflich wurde dann der Führerschein verlangt und das war’s. Die Tempolimits haben wir allerdings auch peinlich genau eingehalten, was allerdings besonders bei Ortsdurchfahrten auch unbedingt sinnvoll und geraten ist.
Unser Fazit: Ein wirklich schönes Land mit einer üppigen Natur und meist sehr schönen, freundlichen Menschen, welches einen weiteren Besuch ganz sicher lohnt.
PS: Dieser Reisebericht ist viel zu lang, evtl. auch zu langweilig geraten, aber da ich hier im Blog so lange nix mehr von mir habe hören lassen, meinte ich, mich etwas ausführlicher auslassen zu müssen. Ich bitte mir das nachzusehen.
Mozambique gilt als eins der ärmsten Länder Afrikas. Der plötzliche, ungeordnete Abzug der portugiesischen Kolonialmacht nach der Unabhängigkeit 1976, der anschließende 16-jährige Bürgerkrieg im Spannungsfeld des Kalten Krieges zwischen den Befreiungsbewegungen Frelimo und Renamo, immer schön angeheizt durch Kuba oder die DDR auf der einen und Südafrika und Rhodesien auf der anderen Seite, haben die Wirtschaft ruiniert und erst nach der Abkehr vom sozialistische System und den ersten freien Wahlen im Jahre 1994 verbessert sich die wirtschaftliche Lage wieder, langsam, aber stetig. Das mit der Hacke gekreuzte Maschinengewehr in der Landesflagge Mosambique’s erinnert an diese unseligen Jahre der Staatsgründung.
Viel hatte ich bereits gehört über die Schönheit des Landes, über die weißen, unberührten Sandstrände, über die Palmenhaine und über das so mediterrane Flair der Hauptstadt Maputo. Gleichzeitig aber hörte ich auch die Warnungen der Südafrikaner über die korrupte Polizei, die sich als Wegelagerer betätige und besonders ausländische Autofahrer mit erfundenem „Speeding“, d.h. behaupteten Geschwindigkeitsübertretungen alle paar Kilometer zur Kasse bäte. Die Straßen wären in einem katastrophalen Zustand, Schlagloch reihe sich an Schlagloch, und nur mit einem geländegängigen Fahrzeug könne man dort reisen. Außerdem könne man sich im freien Gelände nirgends unbesorgt bewegen, denn Tausende von Landminen, Überbleibsel des Bürgerkrieges, seinen nicht geräumt und nirgends könne man sich sicher sein, nicht in die Luft gesprengt zu werden. Des weiteren seien alle Nutten in Lourenco Marques, wie Maputo bis 1976 hieß und wie die meisten Südafrikaner die Hauptstadt heute noch nennen, also, heutzutage seien dort leider alle Nutten HIV-verseucht. Ja, und überhaupt würde man in Mozambique nur übers Ohr gehauen, höchstwahrscheinlich Opfer eines Raubüberfalls und überhaupt – huhuu – lebten dort heutzutage nur noch Schwarze.
Da liegt wohl der Hase im Pfeffer, denn der gemeine weiße Südafrikaner mag Schwarze nicht so besonders und nur zu gern erinnert er sich an die „Good old days“, als er schnell mal die relativ kurze Strecke von Johannesburg nach Lourenzo Marques fuhr, um dort ein paar angenehme Tage bei portugiesischen Kolonialherren und europäischem Lebensstil vom puritanisch-bigotten Burenmief auszuspannen. Billig war es damals außerdem, aber das hat sich inzwischen verändert. Vergleichbare Produkte oder Dienstleistungen sind in Mozambique heute teurer als in Südafrika.
Ausgestattet mit diesem „Informationen“ haben wir dann trotzdem beschlossen, das „Abenteuer“ zu wagen, haben uns das, für EU-Europäer, notwendige Visum besorgt (dauert 4 Tage und kostet unverschämte 90 Euro!) und sind am ersten Tag von St Michaels über Swaziland nach Maputo gefahren, natürlich mit meinem unverwüstlich Toyota Tazz. Die Strecke von ca.800 km haben wir trotz zweier Grenzübertritte problemlos in 10 std. bewältigt und einzig in Swaziland haben wir wegen zu schnellen Fahrens 100 Rand ( ca. 10 Euro) berappen müssen, erhielten aber dafür auch die Berechtigung zu einem Foto mit dem Polizeiofficer einschl. Radarpistole.
Der Grenzübergang von Swaziland nach Mozambique ist lustig, weil man dort auf der mosambikischen Seite sofort einen Helfer zur Seite hat, der von Schalter zu Schalter hilft, um die Stempelorgie für Pass und KFZ-Einfuhrpapiere ohne große Sucherei zu durchlaufen. (Info: unbedingt KFZ-Schein im Original mitführen, da sonst keine Einfahrterlaubnis erteilt wird!) Der Helfer macht einen sehr offiziellen Eindruck und so lässt man sich auch abschließend gern in sein „Office“ geleiten, wo er uns dann eine KFZ-Haftpflichtversicherung für die Tage in Mozambique verkauft. Ich weiß zwar, dass meine KFZ-Haftpflicht auch in Mozambique gültig ist, aber der „Helfer“ tut so gewichtig, dass wir das für eine Pflichtversicherung halten und die 150 Rand pflichtschuldigst zahlen. Guter Mann, dieser Makler, alle Achtung!
Auf der Fahrt nach Maputo halten wir vergeblich Ausschau nach den so oft beschworenen Schlaglöchern und, um es gleich vorauszuschicken: Auf den nächsten 800 km hoch nach Vilankulos werden wir auch nicht fündig, jedenfalls nicht auf den Hauptverkehrswegen. Dafür gibt es einen Grund: Mozambique hat eine Menge ungehobene Bodenschätze. Die Volksrepublik China hat sich weitgehende Schürfrechte gesichert und hilft Mozambique im Gegenzug, die Infrastruktur zu verbessern. Der Straßenbau ist ein Teil dieses Deals und die Nord-Süd –Fernstraße von Maputo über Xai-Xai nach Beira ist brandneu und in einem erstklassigen Zustand.
Zurück nach Maputo, einer Metropole, die anders, als z.B. südafrikanische Großstädte, sehr europäisch wirkt, natürlich nur in der Innenstadt und an der Meerespromenade. Die Vorstädte bestehen wie überall im südlichen? Afrika aus ziemlich roh zusammengeschusterten Zweckbauten. Davor kilometerlang die Buden, Holz-und Blechverschläge der Kleinhändler und Kleinhandwerker und in dritter Reihe dann die Hütten und heruntergekommene Mietskasernen der Vorstadtbewohner. Unübersehbare Menschenmassen wuseln rechts und links der Durchgangsstraßen, kaufen und verkaufen, schleppen und tragen Waren aller Art, auf dem Kopf, auf dem Rücken, mit Karren oder mit Fahrrädern. Minibusse kommen und gehen und über allem dröhnen afrikanische Tanzrhythmen aus übergroßen Lautsprecherboxen aus Taxis oder den Buden.
Die Innenstadt Maputos ist schachbrettartig gegliedert, wird von breiten Boulevards durchzogen, auf denen, undenkbar in Südafrika, auch nachts noch Menschen flanieren oder die rechts und links liegenden Restaurants, Cafes und Bars bevölkern. Der Autoverkehr in der Innenstadt ist mit europäischen Städten vergleichbar. Vergleichbar sind auch die Bankgebäude, die Geschäfte internationaler Markenhersteller und natürlich der weltumspannenden Fastfood-Ketten, aber darüber wundert man sich ja schon lange nicht mehr. Unübersehbar sind allerdings auch die vielen bettelnden Kinder, oder die Mütter, die mit ihren auf den Rücken gebunden Babys einen Almosen erflehen.
Die Menschen sind schwarz, Weiße sind die Ausnahme, aber in den teureren Restaurants oder Hotels sind Schwarze dann doch wieder in der Minderheit. Nachdem wir uns also am Abend ein wenig in Maputo umgesehen hatte, nachdem auch unsere Suche nach HIV-freien Nutten leider ergebnislos blieb, nachdem wir uns mit ein paar Stunden Schlaf von der langen Anfahrt erholt hatten, brachen wir am nächsten Morgen auf nach Tofo, einem kleinen Badeort auf einer Halbinsel nahe der Provinzstadt Inhambane, ca. 500 km nördlich von Maputo.
Die Fahrt auf der perfekt ausgebauten Nationalstraße führte uns bei Xai-Xai über den Limpopo-Fluß. Das Land dort ist topfeben und so können wir uns gut vorstellen, wie die Überschwemmungskatastrophe im Jahre 2000 hier so viele Opfer gefordert hat, denn wohin hätten sich die Menschen in Sicherheit bringen sollen? Deren reedgedeckte Dächer der Rundhütten, gerade einmal 2,50 Meter hoch, boten sicher keinen Schutz.
Im weiteren Verlauf führt die Nationalstraße E1 meist schnurgerade durch sattgrüne Buschsavanne, Kilometer um Kilometer vorbei an Cashew-Bäumen, Affenbrotbäumen, den Baobabs, und Kokospalmen, jede beladen mit dicken Trauben ihrer fußballgroßen Früchte. Dazwischen überall die Rundhütten der Landbevölkerung. In kleinen Ortschaften immer wieder die Buden und Verkaufstände der Händler, beidseitig im Straßenverlauf, und ganz wichtig, als einziges festes Gebäude der Laden eines Mobilfunkbetreibers, entweder Vodacom oder Mcell. Es ist kaum zu fassen, aber trotz der auf dem Land überall sichtbaren äußerst spartanischen, um nicht zu sagen armen Verhältnisse, besitzen die meisten Menschen ein Handy und tragen das meist sichtbar in der Hand. Von Zeit zu Zeit passierten wir am Straßenrand aufgestellte, verzweigte Äste und an den Verzweigungen baumeln durchsichtige Plastiktüten, gefüllt mit frisch gerösteten Cashew-Kernen ( Cashews sind ein wichtiger Exportartikel Mozambiques). Für ein Pfund haben wir 450 Metical, also ca. 10 Euro bezahlt, unverhandelt und höchstwahrscheinlich viel zu viel. Bessere Cashews aber haben wir kaum je genossen.
Nach ca. 10 Std . Fahrt erreichten wir dann am Abend Tofo und die dortige Barry-Lodge, direkt am riesigem Sandstrand des indischen Ozeans gelegen. Tofo hat in Taucherkreisen einen gewissen Bekanntheitsgrad, weil sich vor der Küste dort Walhaie und Mantarochen ganzjährig aufhalten und es werden Bootsfahrten zur Beobachtung angeboten, wobei man mit Schnorchel, Brille und Flossen mit diesen riesigen, jedoch völlig ungefährlichen Fischen mitschwimmen kann. So kann man es im Internet lesen und so erzählen es auch die Leute von der Peri-Peri-Diver-Station. Ob das allerdings so stimmt oder nur ein Bluff ist, wir wissen es nicht. Trotz 2-stündigen Herumkurvens mit dem Boot vor der Küste war außer ein paar scheuen Delfinen, die sofort abtauchten, als wir Schnorchler über die Bordwand ins Wasser klatschten, nichts zu sehen, jedenfalls kein Manta und auch kein Walhai. Unsere Enttäuschung hielt sich allerdings in Grenzen, denn die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel, das Wasser war angenehm warm und die Seefahrt war sprichwörtlich lustig.
Der nächste Tag führte uns noch einmal 300 km weiter nach Norden, nach Vilankulos, denn dort sind der Küste einige Inseln vorgelagert. Die bekannteste und größte ist Bazaruto und diesen Inseln ist gemeinsam, dass dort schneeweiße Sandstrände und Felsenriffe mit einer vielfältigen Unterwasserfauna anzutreffen sind und bunte Aquariumfische wollten wir uns unbedingt in ihrem natürlichen Umfeld anschauen. Also haben wir für den nächsten Tag einen Segelturn mit einer Dhau zur Insel Magaruque gebucht. Sohn und ich waren die einzigen Passagiere und eine dreiköpfige Besatzung steuerte das Boot und umsorgte uns. Eine Dhau ist ein Kahn mit einem Mast und einem Dreieckssegel, welches an einem Querbalken, in unserem Fall ein weit ausragendes Bambusrohr, hochgezogen wird. Zum Segeln benötigt man bekanntlich Wind und daran mangelte es an diesem Tag erheblich. Es herrschte eine ausgemachte Flaute, aber unser Boot hatte auch einen kleinen Außenbordmotor und der schob uns dann gemütlich brummend in einer Stunde über das Flachwasser zwischen Festland und Insel. Dort angelandet wurden die Schnorchelutensilien angelegt und dann konnten wir endlich auch die vielen bunten Fische an der Riffkante bewundern. Während dessen richtete die Besatzung für uns den Lunch, putzte Gemüse und Salat, kochte Reis, mörserte Knoblauch und Chillies für die Peri-Peri-Sauce, die ein mosambikisches Crab-Curry erst zu genau diesem macht und das Ganze wurde uns dann zur Mittagszeit im Schatten eines kleinen Sonnendaches serviert. Krebse auszutzeln ist zwar etwas mühselig, der Geschmack aber ist hervorragend. Noch ein wenig frische Papaya als Dessert, noch einmal an die Riffkante, Fische gucken und dann soll’s genug sein. Wir bedeuten der Besatzung, das wir wieder Richtung Festland aufbrechen könnten.
Das stimmt die drei jungen Männer fröhlich, ist doch diesmal ein früherer Feierabend in Sicht. Es ist immer noch Windstille und so wird wieder der Außenborder angeworfen und zurück geht’s. Nach einem Drittel der Strecke streikt plötzlich der Motor und die Besatzung zieht das Segel auf. Merkwürdig, denn nach wie vor spürt man kaum einen Hauch. Der Kahn dümpelt, so scheint es, auf der Stelle. Die hinter uns liegende Insel sieht noch recht groß aus, wird auch nicht kleiner, und das vor uns liegende Festland, schmal und unscharf am Horizont, verändert Kontur und Größe ebenfalls nicht. Die Crew hat es sich inzwischen gemütlich gemacht und plaudert untereinander in einer Sprache (Portugiesisch?), die wir nicht verstehen. Langsam aber verstehen wir: Der Sprit ist alle, der Tank ist leer. Na , vielen Dank, und nun? Bis zum Festland sind es bestimmt noch vier bis fünf Kilometer, das Segel hängt schlapp und auch der Einsatz einer ca. vier Meter langen Stange zum Staken, das Meer ist hier wirklich flach, wirkt ziemlich hilflos. Na gut, entdecken wir halt wieder die Langsamkeit und harren der Dinge. Irgendwann kam dann doch ein Hauch von einem Wind auf und nach fast vier Stunden, für die Hinfahrt benötigten wir gerade mal eine, erreichten wir dann endlich wieder den Strand von Vilankulos. Nach einer weiteren Übernachtung im „Smugglers“ , einer einfachen aber sauberen Herberge ging es dann am nächsten Morgen auf die Heimreise. Eine Tagesreise bis Maputo, dortige Übernachtung und dann noch mal einen Tag im Auto bis nach Hause zu uns an die Southcoast.
Achso, ich habe nach Minenfeldern, bzw.den entsprechenden „Danger“-Zeichen Ausschau gehalten. Gesehen habe ich keine, aber das muss ja wirklich nichts heißen, denn Mozambique ist flächenmässig ein sehr großes Land. Ja, und dann die so oft beschworene korrupte Polizei und deren angeblich willkürlichen Geldforderungen. Wir wurden ein-, zweimal kontrolliert, höflich wurde dann der Führerschein verlangt und das war’s. Die Tempolimits haben wir allerdings auch peinlich genau eingehalten, was allerdings besonders bei Ortsdurchfahrten auch unbedingt sinnvoll und geraten ist.
Unser Fazit: Ein wirklich schönes Land mit einer üppigen Natur und meist sehr schönen, freundlichen Menschen, welches einen weiteren Besuch ganz sicher lohnt.
PS: Dieser Reisebericht ist viel zu lang, evtl. auch zu langweilig geraten, aber da ich hier im Blog so lange nix mehr von mir habe hören lassen, meinte ich, mich etwas ausführlicher auslassen zu müssen. Ich bitte mir das nachzusehen.
blackconti - 19. Mai, 11:31