Montag, 26. September 2011

Mein Wochenende (an Stelle von diversen Re-mails)

Am Freitagabend ist business as usual und mittlerweile, nach fast 9 Jahren, würde sowohl mir, wie auch den einschlägigen Southcoastern was fehlen , würde man den Pflichttermin im Pistols nicht wahrnehmen. Partystimmung und Alkoholpegel sind fein aufeinander abgestimmt und Reflex, die Hausband, heizt ordentlich, so dass die Münchner Wiesn auch von mir nicht wirklich vermisst wird.

Der Samstagmorgen erscheint mir dank Brummschädel kurzzeitig etwas verschwommen, aber da das Tier, der Hund, die überaus lästige Olga so gar keine Ruhe gibt, bleibt mir nichts anderes, als aufzustehen und dem Vieh zu Willen zu sein. Also ab ins Auto und an den Strand in Ramsgate, wo sich das Tier dann in Sand wälzen, Katzen und Krabben umbringen und sich ansonsten mit anderen Hunden anlegen kann. Frau Blackconti traktiert in der Zwischenzeit ihr Ross und gegen Mittag finden wir uns alle wieder in St Mikes ein, denn nun muss ich mich auf den Samstagabend vorbereiten.

Vorbereiten dahingehend, dass ich am Nachmittag erst mal einen Internet-Livestream finden muss, weil am Abend das Bundesligaspiel meiner geliebten Leverkusener Werkself gegen den bajuwarischen Lieblingsgegner, den FC Bayern angesetzt ist. Ach bin ich aufgeregt, denn ich erwarte ein Schlachtfest. Seitens der Bayern, selbstverständlich, denn dass Leverkusen in München was erben könnte, ist ja gemäß Geheimvertrag auf ewig ausgeschlossen. Jedenfalls möchte ich mir das Gemetzel möglichst ohne dauernde Unterbrechungen und möglichst ohne arabischen oder chinesischen Kommentar zu Gemüte führen. Den Livestream habe ich gefunden und das Spiel kann man wie folgt beschreiben:

(Achtung! Jetzt folgt eine Spielbericht über ein Bundesligaspiel. Den darf jeder überspringen, dem mein Club oder Fußball überhaupt völlig schnurzpiepegal ist. Aber nach dem Kursiven wird weitergelesen - ok?)

Glück gehabt – nur 0 : 3

Bayern gegen Werkself, Samstagabend , das war wie Porsche gegen Gogomobil und der Porsche fuhr dabei noch mit angezogener Handbremse. Das Spiel war bereits nach 4 Minuten entschieden und das Schlimme war, dass man genau dies auch spürte. Ribery hatte den armen da Costa wie einen Schulbub stehen gelassen und präzise nach Innen gepasst. Müller, schnell und spritzig, schneller und spritziger jedenfalls als die gesamte Bayer-Abwehr, war zur Stelle - und das war’s dann. Als Kiessling sich 5 Minuten später bis vor Neuer durchgewuselt hatte, aber, weil er halt kein Robben ist, den Keeper nur anschoss, da war die einzige Torchance im gesamten Spiel für meine geliebte Werkself vertan. Bayern erstickte alle Leverkusener Angriffsversuche bereits im Mittelfeld, wobei auffiel, dass alle Spieler der Bayern in körperlich besserer Verfassung schienen. Jeder ballführende Spieler der Werkself wurde sofort von 2-3 Bayern attackiert und war dadurch kaum zu einem geordneten Spielaufbau nach vorn in der Lage. Bei Bayernangriffen dagegen stand dem Angreifer meist nur ein Leverkusener Verteidiger entgegen. Letztere lösten, das kann man positiv anmerken, diese Eins-zu -Eins-Situationen meist zu ihren Gunsten, aber das ist natürlich Hochrisiko und wenn die Bayern nicht bereits in der ersten Hälfte Ergebnisverwaltung betrieben hätten , – nein, ich mag’s mir gar nicht vorstellen. Das Van-Beuten-Tor war natürlich ein Glücksschuss, aber irgendwie auch typisch für die Werkself. Man stellt eine Mauer, klar, aber die ist dann löchrig wie ein Schweizer Käse und da trifft dann auch so ein Holzschnittfussballer wie der lange Belgier. Apropo Käse: Genau dies ist mein Urteil zur momentanen Verfassung meiner geliebten Werkself und ob das bis Mittwoch besser wird, da beschleichen mich doch ernsthafte Zweifel. Genk ist ja bestimmt nicht so eine Übermannschaft wie die Bayern, aber wenn die Belgier rennen und kämpfen – na, dann gute Nacht Marie. In Leverkusen, so scheint es jedenfalls, leidet der Trainer nicht am Burn-out-Syndrom. Robin Dutt wirkt auch nach den letzten Niederlagen recht entspannt. Zu entspannt, wie ich meine, denn die Mannschaft wirkt in diesem frühen Stadium der Saison schon verdammt abgewirtschaftet.


Um 20.15 Uhr war die Quälerei endlich beendet und falls mich jetzt jemand fragen sollte, warum ich mir diese erwartbare Selbstkasteiung denn antäte, so kann ich nur die Gegenfrage stellen: Ist denn die Reklameorgie der ARD-Sportschau nicht noch viel, viel grausamer?

Na gut, das 3sat-Festival mit Volker Pispers und Anderen im Anschluss an das deprimierende Spitzenspiel enthielt genügend Polemik um meine Wut auf meine geliebte? Werkself, auf die Bayern und dann natürlich auf Gott und die Welt schön am Köcheln zu halten.

Ach ja, Gott, bzw. dessen Stellvertreter. Wie hat er mir doch das Wochenende versüßt. Wohin man auch schaltete, überall nur dieses dünne Fistelstimmchen mit dem Pathostremolo und dem ignoranten Katholenblabla. Im Prinzip sind sie mir egal, diese salbungsvollen Kuttenträger, deren Heuchelei mit Händen zu greifen ist, aber wenn's so massiert daherkommt und mich ganztägig mit irrwitzigem Aberglauben attackiert, dann geht mir das ordentlich auf die Nerven. Ich weiß, ich weiß – so richtig orthodoxer Katholizismus ist momentan absolut In und besonders vormalig Linksorientierte wie der ehemalige Spiegel-Kulturchef Matthias Matussek können ihr Bekenntnis zum Streng-Römisch-Katholischen nicht bei sich halten. Tagtäglich bezeugen sie ihr Glaubensglück in Büchern, Zeitungsartikeln und Talkshows und man kann nur hoffen, dass dieser Wahn dem übermäßigen Weihrauchschnüffeln geschuldet ist. Jedenfalls sollte dringend über ein Verbot dieser Modedroge nachgedacht werden.

Schrieb ich eben Talkshows? Aber ja doch, denn am Sonntagabend gab’s dann noch ein Highlight. Hatte mich Georg Schramm auf 3sat bis kurz vor 10 noch recht kurzweilig unterhalten, hat er mir nochmals die TV-Talkshows als öffentliche Bedürfnisanstalten mit angebauter Pissrinne erklärt, so gab’s dann bei Günther Jauch, den Namen muss man sich wirklich nicht merken, Anschauungsunterricht am lebenden Objekt. Merkel hatte die Haare schön und die runterhängen Lefzen hatte man ihr sauber weggeschminkt. „Oh ja“, so möchte man ausrufen, „Wie schön sie wieder aussieht.“ Das war aber auch das einzig interessante, denn die von Bübchen Jauch vorgetragenen Fragen, oder besser: Stichworte, waren von der gleichen Unbedarftheit, wie die Antworten der Kanzlerin. Nun war ja sicher nicht zu erwarten, dass Jauch sich selber abschießen würde, aber wie er dem Merkel jede Plattitüde ohne Nachhaken durchgehen liess, dass war schon bewundernswert. Allein die mit Merkelverve vorgetragene Forderung nach vertraglichen Sanktionen, bzw. Eingriffsmöglichkeiten bei unbotmäßigen Euroländern, wirft doch die Frage auf, wie diese denn im Ernstfall aussehen sollten. Eine militärische Lösung kann man doch wohl ausschließen.

Ja, und dann das unvermeidliche „Wir haben alle über unsere Verhältnisse gelebt.“ Zumindest die Nachfrage, wer denn konkret damit gemeint sei, sollte doch auch so einem Weichspüler wie Jauch möglich sein. Selbst bei Jauchs „zum Verständnis“-Frage, wofür denn die nächste Milliarden –Tranche an die Griechen verwendet würde, war er am Merkel-Gefasel von „... gar kein richtiges Geld, sondern nur Garantien für günstigere Anleihen...“ gar nicht mehr interessiert und verlor sich in einem müden Witzchen. Hätte er auch nur einen Funken Ahnung von der Materie, dann hätte er der Merkel erklärt, dass die Milliarden zur Bedienung der fälligen Zinsen dienen und somit bei den Gläubigerbanken, Versicherungen usw. landen. Das ganze Gespräch der beiden mutete mich an, als unterhielten sich zwei Blinde über die Farbe, aber das Saalpublikum war begeistert und goutierte jede Selbstbeweihräucherung mit donnerndem Applaus.

Meinen nächtlichen Frieden fand ich letztlich doch noch, denn im ZDF-Nachstudio saßen endlich mal ein paar gestandene Atheisten, die das ganze Papstgesülze der letzten Tage offen und intelligent konterkarierten. Mit der Gewissheit, dass es doch noch einige vernünftige Leute gibt, konnte ich danach beruhigt einschlafen...Gäähnn

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