Dienstag, 1. November 2011

Der Offenbarungseid

Ich weiß natürlich, dass die laienhafte und unmaßgebliche Meinung eines Bayer04-Anhängers aus Südafrika nicht sonderlich interessiert, aber da ich bereits vor 50 Jahren im Ullrich-Haberland-Stadion für Manglitz, Torner, Biskup oder Klimaschefski mein, von der Mutter genähtes, Bayer-Fähnchen schwang, kann ich nun nicht mehr an mich halten. Ich muss meinem Unmut Luft machen, sonst platze ich, und das "Tief im Süden"-Blog scheint mir ein geeigneter Ort, weil evtl. der ein oder andere Bayer04-Verantwortliche hier mal reinschaut. --Nein? Oh, bitte, lasst mir doch meine Illusionen. Also los:

Gewonnen – ja, aber Woche für Woche immer nur Fremdschämen macht einfach keinen Spaß mehr. Freiburg ist Tabellenletzter. Wohl zu Recht, weil die Breisgauer trotz spielerischer Überlegenheit, bei 25 zu 3 (nennenswerten) Torschüssen, bei 80% Ballbesitz dennoch kein Tor erzielten. Die Bayer-Elf allerdings leistete in diesem Spiel den Offenbarungseid. Ein glückliches Tor nach 2 Minuten und anschließend 90 Minuten lang bangen und hoffen, dass der Gegner, trotz besserer Spielanlage und ununterbrochenen Angriffsbemühungen, den Ball nicht im Tor unterbringt. So ein Grottengekicke, wie es die Werkself z.Zt. vorführt, hätte schon aus rein ästhetischen Gründen mit 2-3 Gegentoren geahndet werden müssen. Das Rumgestolpere am Ende auch noch zu gewinnen, ist einfach nur peinlich.


Die Werkself als Team, aber auch die meisten Bayer-Spieler, sind momentan von allen guten Geistern verlassen. Technische Basisfähigkeiten wie Ballannahme geraten mittlerweile bei fast jedem Spieler zum Experiment mit ungewissem Ausgang, meist zur Lachnummer, und selbst, wenn dieses Problem einmal bewältigt wurde, so folgt dann postwendend ein Fehlpass, der nur noch fassungsloses Kopfschütteln auslöst. Spielaufbau und Angriffsbemühungen finden im „System“ der Werkself nicht mehr statt. Aber wie sollte auch, wenn die Sicherheitsphilosophie gebietet, im Zweifel, d.h. eigentlich immer, rückwärts zu spielen? So werden selbst zaghafteste Angriffsversuche vor dem gegnerischen Strafraum abgebrochen und mit 2-3 Rückpässen landet der Ball wieder beim eigenen Torhüter, der dann notgedrungen den Ball nach vorne drischt - zu 99% zum Gegner. Super, ein tolles System, welches auch noch im Rückwärtsspielen durch himmelschreiende Fehlpässe Torchancen kreiert – für den Gegner, selbstverständlich. Das so einem Fehlpass folgende, hektische Gegrätsche um den eigenen Strafraum, das planlose Gebolze - nur weg mit dem Ball – sieht dann zwar sehr lustig, aber kaum noch nach Bundesliga-Fußball aus.


„Ein schmutziger Sieg.“ so benannten es die Bayer-Verantwortlichen. Sicher, diese Spiele gibt es und solche Siege braucht man auch, wenn man am Ende erfolgreich sein will, aber solche Spiele sollten eine Ausnahme darstellen. In Leverkusen aber ist das mittlerweile die Normalität. Seit Wochen spielt die Werkself absolut unansehnlich, ja geradezu lächerlich schlecht. Da kann auch die ein oder andere Einzelleistung, z.B. das Derdiyok-Tor-des-Jahres, nicht drüber hinweg täuschen. Die unglücklichen Freiburger waren ja geradezu eine Augenweide in Sachen Spielaufbau, Passgenauigkeit und Laufbereitschaft, verglichen mit der behäbig trabenden Spielverweigerung der Werkself.


Das müsste eigentlich auch dem Sportdirektor Völler, aufgefallen sein, aber der redet bei Sky das Desaster auch noch schön, fabuliert was von „... auf diesem Level..“ und „...Qualität...“ wo genau davon bei der Werkself aber so gar nichts mehr zu sehen ist. Nach jedem Spiel der letzten Wochen denkt man, dass es schlimmer nicht ginge, aber – falsch gedacht – es geht, wie gegen den Tabellenletzten mit Entsetzen zu bestaunen war.


Robin Hood - ääh- Dutt leitet jetzt seit ca. 4 Monaten das Training und er hat ganze Arbeit geleistet. Er hat die Mannschaft ordentlich verunsichert und den Spielern akribisch irgendwann mal zweifellos vorhandenes Potential und techischen Fertigkeiten ausgetrieben. Noch nicht 100%-ig, denn sonst wären die Tore nach herausragenden Einzelleistungen ( Derdiok, Sam, Schürle) vermieden worden. Aber bereits in Freiburg war auch von Einzelleistungen nichts mehr zu sehen. Man sieht, es geht voran.


Übrigens, die hier in Südafrika teilweise live übertragenen Bayer04-Spiele habe ich noch vor wenigen Wochen meinen hiesigen Freunden als Programmtipp ans Herz gelegt. Das hat mir dann, verständlicherweise, nur noch Hohn und Spott eingetragen. Heute empfehle die Übertragungen immer noch, aber nicht an Fußballenthusiasten, sondern an Freunde lustiger Stolper-Clips - Hoppala!

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