Fankultur - Kultur?

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Das Fragezeichen ist natürlich eine gezielte Provokation, denn wenn selbst die „3sat-Kulturzeit“ der Fankultur, insbesondere der Kultur der sogenannten „Ultras“ in den Fußballstadien, einen Beitrag widmet, dann erübrigt sich das Fragezeichen selbstredend. Mir bereitet diese Art „Kultur“ aber schon seit Jahren gewaltige Bauchschmerzen. Diese sogenannte Fankultur hat, zumindest in Deutschland, keine eigenen Ideen, diese „Kultur“ äfft nur nach. Outfit, Sprüche, Parolen, Liedgut und selbst Gesten – es ist alles nur geklaut, imitiert – nachgeäfft eben.

Vor Jahren zogen Horden englischer Hooligans durch Europa, demolierten regelmäßig die Kanalfähren und pöbelten und prügelten sich durch die Städte und Stadien. Nachahmer, you never walk alone, fanden sich sofort in der Bundesliga und in ganz Europa. Die Toten der Hysel-Katastrophe in Brüssel 1985 waren dann der vorläufige Höhepunkt. Danach wurden die Sicherheitsmaßnahmen hochgefahren und heute werden zu jedem Bundesligaspiel Hundertschaften von Polizei herangekarrt, um die latente Gewaltbereitschaft der „Fans“, oder wie es in den Medien heißt, der „Treuesten der Treuen“ im Zaume zu halten. Merkwürdigerweise schämen sich diese „Fans“ nicht, wenn sie von einem dichten Polizeikordon umringt, wie eine Viehherde vom Bahnhof zum Stadion geleitet werden. Nein, sie glauben auch noch, ihr Grölen von aggressiven Primitivparolen und besoffenes Rumproleten sei ein wichtiger Beitrag zur Leistungssteigerung der eigenen Mannschaft unten auf dem Rasen.
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In den letzten Jahren haben die Clubs mehr und mehr die Steuerung der „Fans“ übernommen. Die sogenannten „Choreos“, die Massenchoreographien nach dem Vorbild der Nazis oder Nordkoreas, sind ohne die Beteiligung der Clubs wohl kaum zu bewerkstelligen. Der echte „Ultra“ hält sich für wichtig, wenn er einen Pappkarton in die Luft halten darf oder ritualisierte Stammellyrik grölt. Das ist zwar völlig belangloser Quark, aber wenn’s den „Ultra“ ruhig stellt – sei’s drum. Dass die Clubs in Zusammenarbeit mit den Medien diese ziemlich kindische Bereitschaft zum Nachäffen als Geldmaschine nutzen, ist zwar moralisch fragwürdig, aber systemgerecht. Der echte "Fan" hat mittlerweile verinnerlicht, dass einzig der Erwerb des jährlich neu aufgelegten Mannschaftstrikots als Nachweis eiserner Treue dienen kann. Zwischenzeitlich muss er schon 2 erwerben, denn nur wer Heim- und Auswärtstrikot sein eigen nennt, kann als wahrer "Fan" gelten.

Natürlich ahnt selbst der dämlichste unter den „Fans“ im ein oder anderen lichten Moment, dass er von einer Fußballindustrie gnadenlos abgezockt wird und deshalb erwartet der "Fan" eine Gegenleistung. Aber Hustekuchen, er zahlt, er macht sich zum Deppen, er trommelt und grölt, er gibt alles und dennoch rennen seine Helden auf dem Rasen nicht schneller, schießen überall hin, nur nicht ins Tor und dümpeln ziemlich langweilig irgendwo in der Tabelle rum oder müssen gar absteigen. Da greint der "Ultra" dann entweder herzzerreißend in irgendeine TV- Kamera oder wird richtig wütend. Dann bedroht er auch schon mal den blöden Pezzoni vor dessen Wohnung oder bricht dem Kadlec, dem Drecksack, nächtens das Nasenbein. Nicht mal mit Pyrotechnik rumkokeln lässt man den „Ultra“ , wo doch jeder weiß, dass Kinder zu gern mit Feuer spielen. Manno!

So, das musste ich mal los werden und jetzt warte ich gespannt auf den morgigen Nachmittag. Da muss meine geliebte Werkself in Dortmund antreten und ich setze mich mit meinem neuen Bayer04-Auswärtstrikot vor den Laptop um die erwartbare Niederlage mit wilden Flüchen gegen diese undankbaren Rolfes, Schürrles oder Kieslings zu begleiten. Da hängt man sich voll rein, aber dieser arrogante Sauhaufen läuft einfach nicht schneller - Manno!
Ducky0606 - 17. Sep, 10:13

War das jetzt eine selbsterfüllende Prohezeiung?
Ich hätte jetzt nicht erwartet, dass ihr auch Probleme mit den Ultras habt.
Bei uns wird das ja anscheinend von Jahr zu Jahr schlimmer. Da diktieren 500 Leute 49000 Menschen auf, ob und wann sie ins Stadion dürfen. Und jammern dann noch in die Kameras, Foren oder sonstigen Dumpfbacken geeigneten Medien dass sie ja die wahren Fans sind und der Rest nur Eventbesucher und der Club ja nur durch sie lebt blablabla...
Die Rechnung, dass kein Verein von 500 Trotteln überleben kann (Hoffenheim mal ausgenommen) kommt denen nicht mal in den Sinn.
Mir machen Stadion Besuche jedenfalls kaum noch Spaß, weil ich keine Lust habe, mich wegen Fanutensilien (uralt und nur Heim, zu meiner Schande) wie Schlachtvieh zum und vom Stadion treiben zu lassen.

blackconti - 17. Sep, 18:35

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Du mit Deiner Eingangsfrage das Dortmundspiel meinst. Also, besonders viel prophetische Gabe war da nicht von Nöten. Dass der Unterschied aber so krass ausfallen würde, hätte ich selbst unter pessimistischen Annahmen nicht erwartet.

Über Ultras in Leverkusen weiß ich eigentlich nichts, auch nicht über eventuelle Probleme. Ich nahm ganz allgemein auf Medienberichte über das Fan(un)wesen und die Selbstentblößung von ausgemachten Dummschwätzern in IT-Foren und Kommentaren zu Spielberichten Bezug. Natürlich kommen dazu noch diverse Erfahrungen aus meinen Münchener Zeiten, an die ich bis heute nur mit Abscheu zurückdenke.

Und jetzt will ich natürlich noch die Gelegenheit nutzen, Dir zum exorbitanten Start Deiner Lieblingsmannschaft zu gratulieren. Ziemlich beeindruckend, wie die den HSV abserviert hat. Ich kann Deine stolzgeschwellte Brust verstehen, aber lass jetzt bloß nicht den dicken Maxen raushängen. 1. Müsst ihr in der Rückrunde noch zu meiner geliebten Werkself und 2. werdet ihr am Ende jeden Punkt, den ihr jetzt geholt habt, brauchen;-)
Ducky0606 - 18. Sep, 08:08

Vielen Dank.
Auch wenn Veh zwar davon sprach, jetzt doch ziemlich enttäuscht zu sein, wenn wir nicht Deutscher Meister werden sieht dass derzeit jeder normal denkende Anhänger als 9 Punkte gegen den Abstieg. Es werden Rückschläge kommen, am Freitag in Nürnberg wird kein Selbstläufer, und am Dienstag darauf gegen Dortmund sind auch noch keine sicheren 3 Punkte.
Was mich wriklich mit "stolzgeschwellter Brust" durch die Gegend laufen lässt ist die Art des Spiels das sie derzeit aufziehen. Es macht Spaß dem zuzusehen. Gegen den HSV hätte man auch locker verlieren können, nicht, weil die so stark waren, sondern weil die SGE so naiv offensiv gestanden hat und dadurch immer wieder gefährliche Konter ermöglicht hatte. Nur dem aussergewöhnlich guten Tag von Trapp und den aussergewöhnlich schlechten Tagen der Hamburger war geschuldet, das daraus kein Tor entstand.
Immerhin haben wir jetzt schon 5 Punkte mehr, als in der ganzen Rückrunde 2010/11. Und die haben alle immer noch im Kopf.

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