Deutsche Ballade
Vor ein paar Tagen entdeckte ich in einem Gedichtband folgende Ballade wieder, die ich Ende der fünfziger Jahre auswendig lernen musste:
Ludwig Uhland
Schwäbische Kunde
Als Kaiser Rotbart lobesam
zum heil’gen Land gezogen kam,
da musst er mit dem frommen Heer
durch ein Gebirge wüst und leer.
Daselbst erhob sich große Not,
viel Steine gab’s und wenig Brot,
und mancher deutsche Reitersmann
hat dort den Trunk sich abgetan.
Den Pferden war’s so schwach im Magen,
fast musste der Reiter die Mähre tragen.
Nun war ein Herr aus Schwabenland,
von hohem Wuchs und starker Hand,
des Rößlein war so krank und schwach,
er zog es nur am Zaume nach,
er hätt’ es nimmer aufgegeben,
und kostet’s ihn das eigne Leben.
So blieb er bald ein gutes Stück
Hinter dem Heereszug zurück;
da sprengten plötzlich in die Quer
fünfzig türkische Reiter daher,
die huben an, auf ihn zu schießen,
nach ihm zu werfen mit den Spießen.
Der wackre Schwabe forcht sich nit,
ging seines Weges Schritt für Schritt,
ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken
und tat nur spöttisch um sich blicken,
bis einer, dem die Zeit zu lang,
auf ihn den krummen Säbel schwang.
Da wallt dem Deutschen auch sein Blut,
er trifft des Türken Pferd so gut,
er haut ihm ab mit einem Streich
die beiden Vorderfüß zugleich.
Als er das Tier zu Fall gebracht,
da fasst er erst sein Schwert mit Macht,
er schwingt es auf des Reiters Kopf,
haut durch bis auf den Sattelknopf,
haut auch den Sattel noch zu Stücken
und tief noch in des Pferdes Rücken;
zur Rechten sieht man, wie zur Linken,
einen halben Türken heruntersinken.
Da packt die andern kalter Graus,
sie fliehen in alle Welt hinaus,
und jedem ist’s, als würd’ ihm mitten
durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten.
Drauf kam des Wegs ’ne Christenschar,
die auch zurückgeblieben war,
die sahen nun mit gutem Bedacht,
was Arbeit unser Held gemacht.
Von denen hat’s der Kaiser vernommen,
er ließ den Schwaben vor sich kommen,
er sprach: „Sag an, mein Ritter wert,
wer hat dich solche Streich gelehrt?“
Der Held bedacht sich nicht zu lang:
„Die Streiche sind bei uns im Schwang,
die sind bekannt im ganzen Reiche,
man nennt sie halt nur Schwabenstreiche.“
Ich erinnere mich genau, mit welch schaurigem gruseln ich mir damals die heruntersinkenden halben Türken vorstellte.
Heute fällt mir besonders der schräge Humor Uhlands auf.
Wundern würde es mich aber nicht, wenn dieses Gedicht wegen „political incorrectness“ heutzutage nicht mehr im Deutschunterricht auftauchte. Oder?
Ludwig Uhland
Schwäbische Kunde
Als Kaiser Rotbart lobesam
zum heil’gen Land gezogen kam,
da musst er mit dem frommen Heer
durch ein Gebirge wüst und leer.
Daselbst erhob sich große Not,
viel Steine gab’s und wenig Brot,
und mancher deutsche Reitersmann
hat dort den Trunk sich abgetan.
Den Pferden war’s so schwach im Magen,
fast musste der Reiter die Mähre tragen.
Nun war ein Herr aus Schwabenland,
von hohem Wuchs und starker Hand,
des Rößlein war so krank und schwach,
er zog es nur am Zaume nach,
er hätt’ es nimmer aufgegeben,
und kostet’s ihn das eigne Leben.
So blieb er bald ein gutes Stück
Hinter dem Heereszug zurück;
da sprengten plötzlich in die Quer
fünfzig türkische Reiter daher,
die huben an, auf ihn zu schießen,
nach ihm zu werfen mit den Spießen.
Der wackre Schwabe forcht sich nit,
ging seines Weges Schritt für Schritt,
ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken
und tat nur spöttisch um sich blicken,
bis einer, dem die Zeit zu lang,
auf ihn den krummen Säbel schwang.
Da wallt dem Deutschen auch sein Blut,
er trifft des Türken Pferd so gut,
er haut ihm ab mit einem Streich
die beiden Vorderfüß zugleich.
Als er das Tier zu Fall gebracht,
da fasst er erst sein Schwert mit Macht,
er schwingt es auf des Reiters Kopf,
haut durch bis auf den Sattelknopf,
haut auch den Sattel noch zu Stücken
und tief noch in des Pferdes Rücken;
zur Rechten sieht man, wie zur Linken,
einen halben Türken heruntersinken.
Da packt die andern kalter Graus,
sie fliehen in alle Welt hinaus,
und jedem ist’s, als würd’ ihm mitten
durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten.
Drauf kam des Wegs ’ne Christenschar,
die auch zurückgeblieben war,
die sahen nun mit gutem Bedacht,
was Arbeit unser Held gemacht.
Von denen hat’s der Kaiser vernommen,
er ließ den Schwaben vor sich kommen,
er sprach: „Sag an, mein Ritter wert,
wer hat dich solche Streich gelehrt?“
Der Held bedacht sich nicht zu lang:
„Die Streiche sind bei uns im Schwang,
die sind bekannt im ganzen Reiche,
man nennt sie halt nur Schwabenstreiche.“
Ich erinnere mich genau, mit welch schaurigem gruseln ich mir damals die heruntersinkenden halben Türken vorstellte.
Heute fällt mir besonders der schräge Humor Uhlands auf.
Wundern würde es mich aber nicht, wenn dieses Gedicht wegen „political incorrectness“ heutzutage nicht mehr im Deutschunterricht auftauchte. Oder?
blackconti - 25. Jan, 03:22
würde es heute noch verwenden.
wahrscheinlich,