Filmtips

Morgen Abend sendet 3sat in seiner Bertolucci – Reihe einen meiner Lieblingsfilme – 1900- und plötzlich hatte ich das dringende Bedürfnis, mich wieder ein wenig mehr zu outen und hier meine persönliche Film-Bestenliste einzustellen, denn erstens muss das Weblog ja irgendwie gefüllt werden, und zweitens ist in wenigen Tagen Weihnachten und da kann sich der ein oder andere noch rasch die DVD besorgen, zumindest von meiner Nummer 1:

1. Fanny und Alexander ( SW/FR/D 1982) Regie: Ingmar Bergmann

Fanny und AlexanderDER Weihnachtsfilm, Bergmanns letzter Film, ein Meisterwerk, mit Preisen überhäuft ( u.a. 4 Oscars) und am schönsten in der über fünfstündigen Fernsehfassung. Für uns ein schon ritueller Genuß am 1. Weihnachtstag.
Eine sehr gute, ausführliche Besprechung findet man HIER.
Die 3-stündige Kinofassung wird am 23.12. vom MDR ausgestrahlt. Ansonsten unbedingt die DVD besorgen, zurücklehnen und genießen.





2. 1900 (I/ FR/D 1975) Regie: Bernardo Bertolucci

1900 -Depardieu u. de NiroGrandioser Film, läuft übrigens morgen ( Teil1) und übermorgen (Teil2) in 3sat.
Die monumental verfilmte Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert, dargestellt am Beispiel der ungleichen Freunde Alfredo und Olmo ( de Niro und Depardieu – wie jung die beiden da noch sind!) fasziniert mich auch noch nach der x-ten Wiederholung. Der Film sei, so erzählte es Bertolucci kürzlich in einem Interview, weder in den USA, noch in der Sowjetunion jemals in den Kinos gezeigt worden. Für die USA sei er zu kommunistisch, für Sowjetrussland zu revolutionär. Genau deshalb- unbedingt anschauen.

3.Die Nacht des Jägers ( USA 1955) Regie: Charles Laughton

Die Nacht des Jägers Ein wunderbarer Film ( schwarz-weiß), Laughton’s einzige Regiearbeit.
Der kleine Film erzählt die Geschichte von den beiden Geschwistern, die vor den Nachstellungen des bigotten Predigers und Mörders (Robert Mitchum- einfach großartig) ihrer Mutter fliehen. Durch seine ruhige, manchmal fast surreale Bildsprache fesselt dieser Film von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Eine gute Besprechung findet man HIER!


4. 2001-Odysse im Weltall (USA 1969) Regie: Stanley Kubrik

2001 -Odyssee im WeltallDieser Film ist nichts für den kleinen Bildschirm eines normalen TV-Gerätes.
Dieser Film gehört ins Kino, auf eine Riesenleinwand, aber vielleicht erschließt sich seine optische Genialität auch auf den heute modernen Flatscreen –Geräten.
Die Technik mag ja heute im Zeitalter der Computeranimation etwas angestaubt erscheinen, dennoch ist die ungeheuere Wucht des Umschnitts vom hochgeworfenen Knochen des Neandertalers zu den im Weltall schwebenden Raumstationen, der Übergang von der Zaratustra-Fanfare zur schönen blauen Donau immer noch ein Meilenstein in der Filmgeschichte.


5. Pelle der Eroberer (DÄ/SW 1987) Regie: Bille August

Pelle , der ErobererEnde des 19. Jahrhunderts suchen viele Emigranten aus dem armen Schweden im benachbarten Dänemark ein besseres Leben, so auch Lasse Karlson ( Max von Sydow) und sein neunjähriger Sohn Pelle ( Pelle Hvenegard). Sie finden Beschäftigung als Knechte auf einem Gutshof, werden aber schnell aller Illusionen auf ein besseres Leben beraubt. Der Film beschreibt das Emigrantenschicksal in beeindruckenden Bildern und besticht durch das wunderbare Spiel der Protagonisten. ( Oskar für den besten ausländischen Film)

6. Die Abenteurer (FR/I 1966) Regie: Robert Enrico

Die Abenteurer Delon/VenturaAlan Delon und Lino Ventura als Freunde auf Schatzsuche. Ein Gengre-Film, jedoch keine Dutzendware. Galt bis in die achtziger als Kultfilm. Wirkt heute ein wenig altbacken, aber immer noch erkennt man die Aufbruchstimmung aus der Zeit, als wir 68-er noch nicht (fast) 68 waren. Nach wie vor sehenswert.







7. Lola rennt (D 1998) Regie: Tom Tykwer

Lola renntAuch wenn ich den Streifen schon zig-mal gesehen habe, auch wenn mich die überraschenden Wendungen der Story nicht mehr überraschen, das Tempo des Films, die rasante Schnitttechnik, der treibende Soundtrack beeindrucken mich immer wieder. Natürlich taumele ich heute nach dem Ende des Films nicht mehr aus dem Fernsehsessel, wie seinerzeit nach der Vorstellung aus dem Kino, aber ein toller Film ist das allemal.




8. Spiel mir das Lied vom Tod ( I/USA 1968) Regie: Sergio Leone

Spiel mir das Lied vom TodSchon x-mal gesehen, aber immer wieder gut. Mehr braucht’s nicht.







9. Der Hofnarr (USA 1956) Regie: Melvin Frank, Norman Panama

Der HofnarrIst der Wein, rein und fein, nun im Becher mit dem Fächer, oder im Kelch mit dem Elch? Den Film sah ich zum ersten mal im Jahre 58 in Holland, in einem Open-Air- Bioskop, im amerikanischen Original mit holländischen Untertiteln ( so ist es bis heute in Holland üblich). Ich verstand von den Dialogen fast nichts, konnte der Handlung aber irgendwie folgen und wälzte mich vor Lachen schier am Boden. Danny Kaye in einer Paraderolle, einfach witzig!



10. Muriels Hochzeit (AUS 1994) Regie: P.J. Hogan

Muriels HochzeitMuriel ( Toni Colette)ist weder schön noch erfolgreich und verträumt bei Abba- Songs ganze Tage. Sie möchte unbedingt heiraten, weniger um einer Partnerschaft willen, sondern um bei ihren Freundinnen und vor sich selber an Ansehen und Achtung zu gewinnen. J.P. Hogan erzählt in seinem Spielfilmerstling, einer klassischen Emanzipationsgeschichte, die Entwicklung Muriels zu einer eigenständigen Frau: eine amüsante Komödie, kitschig und ernst, böse und lustig, mit überzeugenden Darstellerinnen, spritzigem Witz und vielen ABBA-Songs. Also, wer ABBA nicht mag, wird auch den Film nicht mögen. Er ist trotzdem gut.

Weitere Filme, die alle für meine Bestenliste, sagen wir für Platz 5-10, ebenfalls prädestiniert wären. Suchen Sie sich was aus:

Forest Gump
Time of the Gypsies
Trainspotting
Pulp Fiction
Short Cuts
Die Blechtrommel
Die Brücke
Fargo
Thelma und Louise
Das Leben des Brian
Der Clou
Django
Tampopo
uva., wobei manche Streifen stilbildend wirkten und somit die neuartige Machart immer und immer wieder kopiert wurde, sodass auch das Original im Laufe der Zeit seine Unverwechselbarkeit einbüßt, z.B. die Star-Wars Reihe, Peckinpah-Filme usw.
Budenzauberin - 19. Dez, 21:31

Die Nr. 3 & 5 reizen mich, in Nr. 10 habe ich vor einigen Monaten zufällig kurz nach Beginn reingezappt und bin völlig fasziniert hängengeblieben (und das heißt bei mir was!), großartiger Film, auch wenn man ABBA nicht unbedingt mag, sich aber durchaus mal anhören kann.
"Lola rennt" liegt hier seit fast 2 Jahren als DVD rum, aber ich krieg's nicht auf die Reihe, ihn zu schauen. Vielleicht jetzt doch mal.
Auf meiner persönlichen TOP10 stehen auf den ersten 3 Plätzen die Filme mit James Dean. Bei den anderen müßte ich erstmal eine Weile nachdenken.

blackconti - 19. Dez, 21:52

Puuh, sind Sie schnell. Ich fummle immer noch an einigen Fehlern, da erscheint schon Ihr Kommentar.
Zuerst, beachten Sie die Nummer 1 - wenn Sie ihn noch nicht kennen, ich verspreche Ihnen ein faszinierendes Filmerlebnis. 3 und 5 werden sicher von Zeit zu Zeit im TV gesendet - absolut empfehlenswert.
James Dean - mit " Denn sie wissen nicht, was sie tun" wurde er Kult, aber ich war zu der Zeit noch zu jung und später konnte ich damit nichts rechtes mehr anfangen. "Jenseits von Eden" hat mich als Film enttäuscht, aber wohl deswegen, weil ich zuvor Steinbecks Roman gelesen hatte und der Film, wie meistens, an die Literaturvorlage nicht heranreicht. Deans letzter Film "Giganten" war meines erachtens sein bester und könnte ebenfalls in meiner Bestenliste auftauchen.
Nochmals- beachten Sie die 1!:-)
Budenzauberin - 19. Dez, 22:17

Sie hatten den Beitrag just Online gesetzt, als ich meine Abo-Liste aktualisierte, war reiner Zufall. :-)
Ich kenne Nr.1 in der Tat nur vom Namen, aber ich werde Ihnen vertrauen und nach Weihnachten mal bei Ebay zuschlagen. Wahrscheinlich were ich dann in mehreren Etappen gucken müssen (entweder kommt ihr permanent jemand reingedackelt oder ich schlafe ein. Was absolut nichts über die Qualität eines Filmes aussagt, sondern lediglich als Resultat meines Tages zu werten ist.), aber ich werde es tun. Und melde mich dann wieder.
Gegebenenfalls natürlich - sofern es Ihre Beiträge hergeben - auch schon eher. ;-)
Gregor Keuschnig - 20. Dez, 11:47

Schöne Liste

Mein absoluter Favorit ist "Tod in Venedig" von Visconti (nach der Novelle von Thomas Mann). Wie vielleicht nie zuvor wurde die Buchvorlage nicht nur einfach kopiert, sondern in Anlehnung daran ein eigenständiges, grandioses aber dennoch kongeniales Kunstwerk geschaffen.

"Der Clou" ist - glaube ich, das wechselt aber - meine Nr. 2.

"Fanny und Alexander" finde ich auch einen sehr guten Film; die Anfangspassagen (die ja am Weihnachten spielen) sind mir auch für immer im Gedächtnis (insbesondere als der Grossvater mit einem Furz die Kerze "ausbläst"). Mein persönlicher Bergman-Favorit ist jedoch "Wilde Erdbeeren".

Ihre letzte Bemerkung ist interessant: Durch "Kopien" anderer Filme (das gilt aber für Literatur genauso) werden die Originale mit der Zeit manchmal ein bisschen "entzaubert" - natürlich nur dann, wenn die "Kopien" auch anspruchsvoll gemacht sind.

Wünsche Ihnen auf diesem Wege ein frohes Fest und alles Gute für 2007!

blackconti - 20. Dez, 16:00

Unbestreitbar, lieber Herr Keuschnig, ist Viscontis „ Tod in Venedig“ ein hervorragender Film, ein Kunstwerk, aber, ich habe den Film noch Anfang November auf 3sat angeschaut, er packt mich nicht wirklich und deshalb fand er in meiner Favoritenliste auch keine Berücksichtigung . Ich habe nur die Filme aufgeführt, die ich mir auch zum wiederholten male gerne anschaue, ungeachtet ihrer künstlerischen Qualität – meine Lieblingsfilme halt. Ich mag Filme, die Geschichten erzählen, wie beim Betrachten meiner Liste unschwer zu erkennen ist, möglichst detailliert, möglichst dicht am wirklichen Leben. Die Beschäftigung mit den seelischen Befindlichkeiten und Qualen fiktiver Personen über 90 Minuten überfordert meistens meine Geduld, höchstwahrscheinlich auch aus mangelndem Verständnis oder Einfühlungsvermögen.
Gott sei Dank sind die Geschmäcker verschieden und wir müssen ja auch nicht in Allem und Jedem übereinstimmen ;-).
Übrigens: Den Furz lässt nicht der Großvater, sondern der Onkel Karl ( ...ach mein Karlchen), der ewig jammernde Looser der Familie Ekdahl.
Ich freue mich auf viele Ihrer immer hochinteressanten Beiträge im kommenden Jahr und wünsche Ihnen ebenfalls fröhliche Weihnachten und glückliches Neues Jahr.

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