Es herrscht Krieg am Hindukusch

Diese Aussage ist Angesichts des immer gewaltigeren Aufgebots an Soldaten, bereits Mudschahedin
<br />
stationiert und im Einsatz oder zusätzlich angefordert, nicht zu bezweifeln. Aber wer kämpft gegen wen und wofür? Wo ist der Frontverlauf und was soll erreicht werden?

Am Anfang stand die Absicht, direkt nach dem 11. September, die Brut- und Ausbildungsstätte des Al Quaida-Terrorismus zu zerschlagen und Osama Bin Laden zu fangen oder zu liquidieren. Das war verständlich und auch zumindest teilweise erfolgreich. Dass dabei die fundamentalistische Talibanregierung weggefegt wurde, weil sie sich gegen die alliierten Invasionstruppen stellten, wurde als ein positiver Nebeneffekt gewertet. Doch genau damit begannen dann die Probleme, denn die Taliban sind ein wesentlicher Bestandteil der afghanischen Gesellschaft, ob es dem Westen passt oder nicht, d.h. ein Kampf gegen die Taliban ist ein Kampf gegen weite Teile der afghanischen Bevölkerung. Die scheindemokratische Installierung einer pro-westlichen Regierung mit dem Operettenpräsidenten Karzai ist nur eine Alibiveranstaltung, um die Kampfeinsätze gegen die oppositionellen Taliban zu rechtfertigen.

Der Kampf gegen den Terrorismus am Hindukusch ist zu einer Floskel verkommen. Unter diesem Tarnnamen hat der Westen längst Partei ergriffen in einem Bürgerkrieg und zu gewinnen gibt es nichts, ausgenommen erhöhte Anschlagsgefahr in den kriegführenden Ländern. Die Taliban sind nun wieder die Mudschahedin, fanatisch-religiöse Kämpfer, mit denen schon die Sowjetarmee nicht fertig wurde und an denen auch die USA und ihre Verbündeten scheitern werden.

Schon seit Monaten erhöht sich der Druck der USA, speziell auf Deutschland, mehr Kampfverbände nach Afghanistan zu entsenden, auch in den umkämpften Süden des Landes. Dieser Druck wird noch zunehmen, auch unter einer neuen amerikanischen Präsidentschaft, wer auch immer das sein mag. Da mache man sich nichts vor, und irgendwann werden auch massiert Särge in Deutschland eintreffen. Sinnlos geopferte junge Leben - für nichts.
Gregor Keuschnig - 7. Feb, 15:04

Der inzwischen immer stärkere Druck

zeigt wohl an, wie verzweifelt die Lage sein muss.

blackconti - 7. Feb, 21:21

Dies unterstellt wirkt die vernebelnde Darstellung der Bundesregierung und insbesondere des Verteidigungsministers besonders falsch und unangemessen. Bloß keine ehrliche Situationsbeschreibung; da kämen vielleicht Fragen auf nach Sinn und Zweck.
Gregor Keuschnig - 7. Feb, 21:57

Afghanistan

wird zum Mini-Vietnam für Deutschland. Drin bleiben ist falsch - rausgehen auch. Da eine wirkliche Politik fehlt, bleibt das Dilemma erhalten (sie haben ja auch Richardson gelesen...)
blackconti - 7. Feb, 23:25

Rausgehen wäre das einzig Richtige, aber das geht natürlich nicht wegen der Bündnisverpflichtungen. Deutschland wird immer tiefer in einen ungewinnbaren Krieg verstrickt, ohne die Möglichkeit zu politischen Verhandlungen, auch mit den Taliban, weil die USA sich immer nur eine militärische Lösung vorstellen kann ( Richardsons Rat hin oder her).
Gregor Keuschnig - 8. Feb, 14:18

Rausgehen

jetzt fände ich falsch. Rausgehen kann man nur, wenn man PARALLEL politische Lösungen anstrebt, und zwar MIT allen Beteiligten: Wie Sie ja auch schreiben: Die "Taliban" gehören DAZU - ob einem das passt oder nicht.

Wenn es einem also tatsächlich um das LAND Afghanistan geht, dann muss man in einem politischen Prozess (der dornig und schwierig ist - aber dann fallen eben die Banketts mal etwas spärlicher aus) eine Befriedung suchen. Wenn man es ausschliesslich MILITÄRISCH sieht (wie die USA), dann geht das schief und man macht genau das Gegenteil dessen, was man vorgibt. Das "Drinbleiben" also nur als Garant, als Sicherung für den Prozess und nicht als Partei gegen irgendeinen Prozessteilnehmer.
pathologe - 8. Feb, 16:03

Ich

frage mich nur, mit welcher Begründung wir uns in die politischen Innenangelegenheiten eines Landes einmischen? Nur weil wir gerade da sind? Haben wir denn dafür eine Verpflichtung?
blackconti - 8. Feb, 19:13

@Pathologe: Die Frage ist sicher berechtigt, aber auch nur rein rhetorisch. Die Bundeswehr ist nun mal dort, dank "uneingeschränkter Solidarität" mit den USA nach 9/11 und den Beistandsverpflichtungen des NATO-Bündnisses. Die Frage ist jetzt, wie man da wieder rauskommt. Einfach rausgehen, was ich oben als "einzig Richtiges" genannt hatte, ist natürlich nicht möglich und, da hat Gregor recht, politisch auch falsch.
@Gregor: Ich glaube nicht, dass es der deutschen Seite ehrlich um das LAND Afghanistan geht, sondern die Bundesregierung versucht einen Spagat zwischen Bündnistreue und Raushalten. Dies wird nicht durchzuhalten sein und eine wie auch immer geartete Verhandlungslösung bleibt den Deutschen verschlossen, solange die USA alles auf die militärische Karte setzen. Daher meine düstere Prognose.
Gregor Keuschnig - 8. Feb, 20:48

Einverstanden

mit beidem: der düsteren Prognose und der Aussage, dass es den meisten Politikern nicht um das LAND geht. Eher im Gegenteil: Jeder zukünftige US-Präsident wird die Verbündeten (innerhalb und ausserhalb der NATO) mehr einbinden wollen - und das bedeutet aber auch: mehr Verpflichtungen zu übernehmen. Da kann man - in Afghanistan bleibend - sich ganz gut rausreden (keine Kapazitäten mehr, usw).

@pathologe
Der Einsatz in Afghanistan ist halbwegs völkerrechtlich okay und durch die VN "abgesegnet".

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