Erleichterung

Irgendwann hörte ich das Wort in einer Bundestagsrede, dann in einer TV-Diskussionsrunde aus seriösem Munde und dann wieder und wieder wie selbstverständlich gebraucht: „NICHTSDESTOTROTZ“! Und jedes Mal zucke ich zusammen, denn diesen Ausdruck kannte ich nur als nichtssagenden Blödsinn, als Nonsenswort, als mehr oder weniger witzige Sprachverballhornung, gebildet aus der Floskel „nichtsdestoweniger“ und dem, etwa das Gleiche ausdrückenden Wort „trotzdem“. Ich meine mich sogar zu erinnern, dass wir zu Gymnasiumszeiten selber solche unsinnigen Ausdrücke gebastelt hatten, sicher bin ich mir da allerdings nicht mehr.

Wie auch immer, jedenfalls habe ich, nachdem dieses „nichtsdestotrotz“ plötzlich gehäuft im allgemeinen Sprachgebrauch auftauchte, irritiert zum Duden gegriffen, in der sicheren Annahme, diesen offensichtlichen Blödsinn dort NICHT zu finden. Aber weit gefehlt. „Nichtsdestotrotz“ ist im Duden ganz normal eingetragen, ist dort zwar zum umgangssprachlichen, aber richtigen Deutsch erklärt, was meinem Selbstvertrauen in mein Sprachgefühl einen heftigen Schlag versetzte.

Mit großer Erleichterung las ich nun vor 2 Tagen bei Tagesschau.de, dass ich wohl nicht der einzige bin, dem dieses Wort unangenehm aufgefallen ist und bereits vom Zwiebelfisch-Autor Bastian Sick als „mit Luft gefüllte Dreikomponentenhülse“ bezeichnet wurde, wobei mir bei dieser Beschreibung spontan eher Worte wie Pofalla, Heil, Söder oder Niebel einfallen.

Schriebe nun aber jemand, z.B.: „ Zwar beginge Frau Ypsilanti eklatanten Wortbruch, nichtsdestotrotz sollte sie sich auch mit den Stimmen der Linkspartei zum MP von Hessen wählen lassen.“, so wäre das natürlich weiterhin falsches Deutsch, aber eben auch nur das Falsche im Richtigen, denn dass Roland, der Frosch, weg muss, daran besteht ja wohl kein Zweifel.
Köppnick - 24. Feb, 14:06

Roland, der Frosch?

Wieso Frosch? Das "Koch" ist doch eine Umrechnungseinheit für "ein Quadratmeter Torfmoos", guckst du hier: Neues vom Bundesamt für Merkbefreiung.

blackconti - 24. Feb, 15:00

Jetzt muss ich wirklich grinsen. Obwohl sich mir der direkte Zusammenhang nicht erschließt, danke für den Link. Das ist echt lustig.
Köppnick - 24. Feb, 21:59

Wieso erschließt sich dir das nicht?

Aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, dass RK sich noch nicht entschieden hat, ob er als Abmarkierungshütchen auf der Autobahn, als Regelstab im Atomreaktor oder als Quadratmeter Torfmoos arbeiten möchte, wenn Frau Y. regiert.
blackconti - 25. Feb, 09:59

Sorry, hat halt etwas gedauert.
(die Lebensform ist durch den Gesichtsausdruck zweifelsfrei als unbefristet merkbefreit zu erkennen.)
Ist ziemlich warm bei uns, sorry.
Übrigens, hier wurde kolportiert, dass RK im Fall der Fälle eine Karriere als Fahrwassermarkierungsstab im Nationalpark Wattenmeer anstrebe, was ich kaum glauben mochte. Da erscheinen Deine Informationen schon wesentlich zutreffender. Bist halt näher dran.
Gregor Keuschnig - 26. Feb, 22:59

Beck macht einen Fehler nach dem anderen

Zwar ist die "Freigabe" einer Kooperation mit der Linkspartei an die jeweiligen Landesverbände zu verweisen, richtig* (in Thüringen hat sich die SPD am WE basisdemokratisch für einen Gegner einer evtl. durch die Linken dominierten Koalition durchgesetzt). Aber die FDP mit der "Drohung" einer Rot-Stasi-Grünen Koalition erpressen zu wollen, ist vollkommener Blödsinn.

1. Es geht ja nicht nur um die Wahl zum MP. Wie soll Politik gemacht werden, ohne dies wenigstens teilweise abzustimmen?

2. Im Gegensatz zum Osten, wo die Linke nicht nur eine Infrastruktur, sondern auch entsprechende Köpfe hat, sind die Protagonisten im Westen Schiessbudenfiguren.

3. Die FDP lässt vermutlich Frau Y. auflaufen und bekommt damit Wahlkampfmunition frei Haus (sie brauchen noch nicht einmal was dafür tun). Ich sehe Westerwelles Grinsen schon (in Alpträumen).

4. Die SPD wird sicherlich Abweichler in der hessischen Fraktion haben. Der Simonis-Effekt lässt grüssen. Frau Y. ist verbrannt und kann Kochsendungen moderieren oder Unicef-Spendenfrau werden.

Fazit: Beck ist ein unglaublicher Dummkopf.
* Lustig, wie man selbstverständliche Verhaltensweisen bereits als Fortschritt feiert.

blackconti - 27. Feb, 17:52

In diesem Falle scheint mir Ihr Urteil doch ein wenig zu hart, denn den wichtigsten Teil der Beck’schen Strategieänderung, nämlich die Beendigung der Ausgrenzung der Linken, bezeichneten Sie selbst als richtig. Nur so hat die SPD überhaupt eine Chance auf zukünftige Regierungsverantwortung, will man Große Koalitionen nicht als Dauereinrichtungen zementieren.
Die anderen genannten Punkte erscheinen mir dagegen eher marginal. Ob Ypsilanti gewählt wird kann man sicher bezweifeln, ob sie dann gar in offener Abstimmung das Vertrauen des hessischen Parlaments gewinnen kann ist noch zweifelhafter. Aber gibt es zu diesem Verfahren eine Alternative, abgesehen von einer GroKo, gar noch mit einem Koch an der Spitze?
Die FDP geriert sich mehr und mehr als Wurmfortsatz der CDU und ihr aktuelles Personal wirkt auf mich kaum weniger schießbudenhaft, wenn Sie mir diesen Ausdruck in Anlehnung an Ihre Charakterisierung der Links-Partei-Personals gestatten. Zu dieser Einschätzung darf man getrost bei allen Parteien kommen, wobei es natürlich Ausnahmen gibt, aber eben auch bei ALLEN Parteien.
Mein Fazit: Man mag Beck mögen oder nicht, aber für ganz dumm halte ich ihn nicht.
Gregor Keuschnig - 27. Feb, 18:48

Dies und das

Ich glaube, dass es richtig ist, dass man den Landesverbänden "freie Wahl" lässt und sie nicht in einer Art Geiselhaft nimmt.

Dennoch muss gewährleistet sein, dass es nicht nur um eine Wahl geht, sondern das ein Regieren "funktioniert". Und wenn Ypsilanti scheitern sollte, ist sie demontiert wie weiland Simonis. Aber im Verschleissen politischer Talente war die SPD immer schon grossartig.

Die GroKo in Hessen ist m. E. alternativlos. Bedingung wäre - und dafür gibt es ja Verhandlungen - dass Koch draussen bleibt. Jung übernimmt dann. Aber Merkel will vermutlich Koch nicht im Kabinett haben - da bleibt dann nur ein Aufsichtsratsposten...

Sie haben recht, was die Strategie der FDP im Grossen angeht: Die ist falsch. Westerwelle begibt sich in einer vollkommenen Abhängigkeit von der CDU - das ist schon fast peinlich. Wenn das 2009 nicht aufgeht (wovon ich ausgehe), dann gibt es nicht nur Westerwelle nicht mehr (was verschmerzbar wäre), sondern auch die FDP nicht. Wobei ich die NRW-Wolf-FDP nicht vermissen werden - die Leutheusser-Schnarrenberger-FDP allerdings schon (die kann dann in die CDU gehen).

Becks Volte ist eindeutig zu spät und kommt demzufolge als Wortbruch bzw. Betrug daher. Die SPD hat aber im Moment keine Alternative (höchstens Steinmaier; Steinbrück hat keinen Stallgeruch). Vermutlich warten die Genossen aber mit dem innerparteilichen Putsch und lassen Beck erst haushoch die Bundestagswahl verlieren. Die Fortsetzung der GroKo 2009 ist ziemlich sicher. Leider.
Köppnick - 27. Feb, 20:50

@Gregor

Bei Telepolis gab es eine sehr interessante Anmerkung zu einer möglichen politischen Entwicklung, sinngemäßes Zitat dort: "Auf Dauer ist in Deutschland kein Platz für zwei liberale Parteien". Folgende Gedanken: Die Grünen werden zu einer bürgerlichen Partei (Zusammenarbeit mit der CDU), die derzeitige FDP ist ebenfalls nur ein besserer Wurmfortsatz der CDU. Eine von beiden wird überflüssig, weil das an den Rändern dieser Parteien vorhandene Wählerpotenzial zu anderen Parteien abwandert. Dann gibt es in der Zukunft keine 5 Parteien, sondern wieder nur 4. So wie jetzt bereits in Hamburg.

Die beiden großen Parteien werden zahlenmäßig abnehmen, solange die Globalisierung weitere soziale Konflikte hervorruft. Die Linke legt zu, weil sie nicht bloß vom "Prekariat" profitiert, sondern auch von den linken Flügeln der SPD und der Grünen, die ihre politische Heimat in ihren jetzigen Parteien verlieren.

Der Zeitpunkt von Beck mag schlecht gewählt sein (es fragt sich, wer von den Beteiligten da vor der Wahl nicht dicht gehalten hat), in der Sache ist seine Entscheidung vollkommen richtig. Vielleicht wird Beck auch unterschätzt - so richtig werden wir es erst nach den nächsten Wahlen wissen.
Gregor Keuschnig - 27. Feb, 22:27

@Köppnick

Die Grünen werden nicht unbedingt zu einer liberalen - sondern eher zu einer bürgerlichen Partei. Ihre "Unschuld" haben sie längst verloren. Wenn man sie jetzt auf Landesebene mit Schwarz-Grün in Verbindung bringt, dann wird sie an dieser Umarmung mittelfristig ersticken (was anderes ist die Zusammenarbeit zwischen CDU und Grünen in einigen Kommunen).

Beck hat die entsprechende Äusserung auf einem Presseempfang gemacht - ich nehme inzwischen an, das war ein gezielter Coup. Naumann hatte in Hamburg keine reelle Chance und Beck hat das einkalkuliert. Der Hamburger soll extrem verärgert sein - was ich verstehen kann.

Das man Beck unterschätzt - wer weiss. Ich schlage mich auf die eigene Brust: Kohl - auch ein Pfälzer! - hatte ich jahrelang unterschätzt und war auf das Gerede von "Birne" reingefallen. Kohl hatte aber ein filigranes Netz aus Loyalitäten in seiner Partei geschaffen. Ich glaube, sowas hat Beck nicht. Er bleibt nur dran, weil die SPD personell total ausgeblutet ist.

Und gerade im "heute journal" wurde Beck fast schon "beerdigt".
blackconti - 29. Feb, 12:24

Wenn man ehrlich ist, so hat diese kleine Diskussion ja auch etwas von Kaffesatzleserei, immer vor dem Hintergrund der eigenen Präferenzen.
Auch ich glaube!, dass die Grünen durch ein Techtelmechtel mit der CDU ihre Identität verlieren, zumindest den Bezug zu Ihrer Wählerklientel, und dadurch am Ende bedeutungslos werden. Mittlerweile führen alle Parteien den „Umweltschutz“ als Parole in ihrem Banner, aber während der Schutz der Umwelt für Grünen das Fundament der Existenz als Partei darstellt, ist er für die CDU nur ein Begriff um bestimmte Wählergruppen ansprechen zu können. Im Konfliktfalle wird seitens der CDU immer Ökonomie, also Profitorientierung, vor Ökologie rangieren. Insofern passen Union und Grüne zusammen wie Teufel und Weihwasser, aber möglicherweise wird uns Claudia Roth vom Gegenteil überzeugen. Oswalt Metzger hat diesen 180-Grad-Turn ja schon seit langem geschafft.
Der Name Kohl ist ja besonders im Zusammenhang mit dem Begriff „Wortbruch“ von besonderer Delikatesse. Was für ein Ehrenmann!
Gregor Keuschnig - 29. Feb, 12:42

Kaffeesatzleserei ist doch erfrischend!

In der deutschen Innenpolitik wird von seiten der Journaille viel zu viel Arithmetik betrieben und zu wenig nachgedacht. Natürlich ist eine CDU/Grüne-Koalition in Hamburg rechnerisch möglich - und was einige ethische Themen angeht, haben CDU und Grüne manchmal mehr Gemeinsamkeiten als SPD und Grüne. Aber hierum geht's ja in Hamburg nicht. Hier geht es um Elbevertiefung, Kohlekraftwerke und Schulreform. Da passt nix.

Ähnliches sehe ich in Hessen. Alle gucken auf SPD und Linke. Die Grünen fragt niemand mehr. Dabei hatte der dortige Spitzenkandidat eine solche Koalition ausgeschlossen. Warum tut man so, als sei das nur noch ein Mehrheitswahlverein?
blackconti - 29. Feb, 13:36

Kaffeesatzleserei war nicht negativ gemeint, sondern sollte nur meinen Gedanken widergeben, dass alle unsere Überlegungen hier Spekulationen sind und wir am Ende von einer Realität überrascht werden könnten, die sich unserer Logik kaum erschließt. Laut Tageschau.de gehen die Grünen „ohne Bauchgrimmen in die Sondierungsgespräche“ mit der Union, weil eine CDU/GAL – Koalition anscheinend bei der Basis weit populärer ist, als angenommen. Das bei den Sachthemen (von Ihnen benannt) eigentlich nix gehen kann, scheint niemanden mehr zu stören.
In Hessen sollte der gemeinsame Nenner: „KOCH MUSS WEG!“ tragfähig genug sein für ein Abwahlbündnis – so hoffe ich. Wie und von wem Hessen dann regiert wird, ist mir ehrlich gesagt schnurzpiepegal. Entschuldigung, aber warum sollte ich jetzt scheinverantwortlich heucheln.
Gregor Keuschnig - 29. Feb, 13:55

Nachste Tasse:

Ich glaube, dass Koch keine Chance mehr in Hessen hat, tippe auf "kommisaruische Amtsführung" und Neuwahlen in 2009. Das Prinzip "Koch muss weg" ersetzt nur rund fünf Minuten einen Politikentwurf. Danach beginnt das Alltagsgeschäft. Und das ist ernüchternd.

Gehen CDU und GAL in Hamburg zusammen trotz der genannten Knackpunkte, dann haben die Grünen endgültig ihre Unschuld verloren. Einzelne machen das ja schon gut vor - wie dieser Herr hier, der - oder habe ich da was überlesen? - seine Tätigkeit im Beirat von EnBW tapfer verschweigt.
blackconti - 29. Feb, 14:53

„Kommisarisch“ ist wohl am wahrscheinlichsten, aber hoffentlich nicht unter Koch und dafür wären ja 5 Minuten Gemeinsamkeit der Kochgegner schon ein schöner Erfolg. Dann nach einer Schamfrist halt noch mal wählen – so wird’s wohl kommen.
Oh ja , der Rezzo – auch so ein Cleverle. Mittlerweile mag ich mich gar nicht mehr aufregen. Schröder, Schilly, Clement lassen sich vergolden, Lambsdorf befindet sich nach eigenem Bekunden in guter Gesellschaft – mit Zumwinkel und Co., Röttgen mochte am Mittwochabend während seiner rührenden Ethikvorlesung von Wowereit nicht daran erinnert werden, dass er gerne gleichzeitig Fraktionsgeschäftsführer und Lobbyist sein wollte, nicht zu reden von Kanther, Kohl und Koch und dann all die kleinen schmierlappigen Hinterbänkler, von denen wir kaum je was hören oder sehen. Keine Frage, die Welt ist schlecht. :-)
Gregor Keuschnig - 29. Feb, 15:14

Wobei die "Fallhöhe" bei Leuten wie Schlauch noch höher ist als bei CDUlern. Ich reg' mich auch schon lange nicht mehr auf - irgendwann beisst (fast) jeder an.

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