Schwer verzockt...

... hat sich der georgische Präsident Saakaschwili mit seinem Nacht- und Nebelangriff auf die Stadt Zchinwali in Südossetien und sein Abgang ist nur noch eine Frage der Zeit. Da wird ihm das ganze scheinheilige Geplärre seiner Natofreunde wegen des brutalen Gegenangriffs der Russen auf Georgien nichts nützen. Die russische Regierung wird Saakaschwili als Gesprächspartner nicht mehr akzeptieren.
Der geradezu lächerliche Eiertanz der Natomitgliedsstaaten, Russlands militärischen Gegenschlag als völkerrechtswidrige Agression gegen das ach so demokratische Georgien hinzustellen, wirkt durch die einseitige Berichterstattung der westlichen Mainstream – Medien nur noch grotesker und das eilfertige, wenn auch nichtssagende Versprechen der Bundeskanzlerin, Georgien werde auch ( irgendwann) Mitglied der Nato werden ist einfach nur peinlich.
Wenn zwei so unterschiedliche Zeitgenossen wie Endloskanzler Kohls außenpolitischer Berater Horst Teltschik
(Hier) und der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, der alte Friedensfreund Erhard Eppler (Hier) übereinstimmend Verständnis für die russische Reaktion zeigen, so darf man selbst als geostrategischer Dilettant seinem Bauchgefühl für Gerechtigkeit getrost vertrauen.
Josef Joffe von der „Zeit“ z.B. kreidet den Russen negativ an, sie hätten ja bloß auf eine Gelegenheit zum Einmarsch nach Georgien gewartet, weil sie bereits hochgerüstet an der Grenze gestanden hätten. Meiner Ansicht spricht dies nur für Weitsicht der Russen. Sie kannten wohl ihren Saakaschwili und ahnten, dass dieser nur zu gerne den Einflüsterungen der ölgeilen, kriegstreibenden Bush-Administrtion folgen würde. Jedenfalls weiß nun jeder, welcher Bartel im Kaukasus den Most holt.
Gregor Keuschnig - 28. Aug, 16:48

Ich bin nicht sicher,

ob sich Saakaschwili verzockt hat. Immerhin hat er es geschafft, die NATO und EU auf seine Seite zu bringen (das russische Feindbild wirkt irgendwie immer noch). Es ist denkbar, dass er die Sezession der beiden Provinzen (Abchasien hatte ja schon einen Autonimiestatus) billigend in Kauf genommen hat; de facto war das schon lange kein georgisches Hoheitsgebiet mehr. Jetzt sonnt er sich in der "Opferrolle" und der Westen folgt ihm (spricht nicht für die westlichen Politiker).

Joffe ist ein eigener Fall. Er ist ein deutscher Neokonservativer, der im Freund-Feind-Denken des Kalten Krieges gefangen ist . Zwar lehnt er - richtigerweise - die Parallelen zum historischen Kalten Krieg ab, aber sein Schwarzweissbild wendet er so lange herum, bis aus schwarz wieder weiss wird.

Haben Sie am Dienstag Maischberger gesehen?

blackconti - 28. Aug, 22:47

Dieses „Auf-seine-Seite-bringen“ der Nato und der EU-Staaten würde ich in Saakaschwilis Lage nicht mal geschenkt haben wollen. Reine Lippenbekenntnisse ohne jegliche Substanz und nur hinausposaunt, um von der Mitverantwortung an der gespannten Situation abzulenken. Der Sündenfall Kosovo rächt sich erstaunlich schnell.

Maischberger habe ich gesehen. Hängen geblieben sind bei mir hauptsächlich die ziemlich konfuse Moderatorin, die unbedingt noch konfuser deplazierte Filmchen zu den jeweiligen Diskutanten vorführen musste; ein Lothar Loewe, der völlig sinnentleert den Georgieneinsatz der Russen mit der Niederschlagung des Prager Frühlings gleichsetzte und einzig eine vernünftige Frau Krone-Schmalz. Genscher meinte, dass man damals alles richtig gemacht habe und deshalb solle man das auch heute so machen, womit er evtl. sogar recht hat. Scholl-Latour murmelte was von der eigentlichen Gefahr aus Pakistan und Schewardnadse ist ziemlich alt geworden und war kaum zu verstehen. Eins war aber unausgesprochen oder nur angedeutet bei jedem Diskussionsteilnehmer herauszuhören: Die Welt wird aufatmen, wenn dieser gemeingefährliche George Fuck-you Bush endlich verschwindet. Egal, wer der Nachfolger wird, schlimmer kann’s kaum werden.
Gregor Keuschnig - 29. Aug, 08:25

McCain würde im Geist eine ähnliche Aussenpolitik betreiben. Die Gefahr, den Iran anzugreifen, würde ich bei ihm nicht ausschliessen. Ich weiss auch nicht, ob Obama grundsätzlich anders wäre. Sicher, Guantanámo hätte es bei beiden nicht gegeben; den Irakkrieg bei McCain mit Sicherheit doch; bei Obama wohl eher nicht.

Ich habe nicht alles bei "Maischberger" gesehen, aber die erstaunliche (immer wieder erstaunliche) Doppelzüngigkeit Genschers ist mir aufgefallen. Schlimm, dass da niemand mal nachgehakt hat. Dieser Heiligenstatus bei Genscher - gefällt mir überhaupt nicht.
blackconti - 29. Aug, 17:19

Den Iran angreifen? Warum eigentlich? Wegen dessen Atomprogramm? Diese Begründung ist genauso lächerlich und verlogen wie die erfundenen Massenvernichtungswaffen des Iraks. Der einzige ehrliche Grund für einen Angriff ist die Tatsache, dass der Iran auf Ölvorkommen sitzt, deren Kontrolle den amerikanischen Ölmultis durch die iranische Revolution entglitten ist. Wenn die Rückgewinnung der Kontrolle eine Prämisse der amerikanischen Politik ist, dann dürfte es egal sein, wer der nächste Präsident der USA wird. Zündeln werden beide Kandidaten.

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