Auch ich bin ein Vertriebener

Nein, nicht aus Deutschland. Nach Südafrika ging ich ganz freiwillig. Vertrieben wurde ich aus Schlesien, was allerdings so nicht stimmt, da ich in einem Schaf- oder Kuhstall in Schleswig-Holstein das Licht der Welt erblickte, auf der Flucht, was aber auch wieder nicht stimmt, denn meine Mutter stammt aus Westdeutschland und war nach dem Krieg zufällig im hohen Norden gelandet. Vertriebene aus Schlesien waren meine Großeltern väterlicherseits und somit auch mein Vater, dem nach dem Ende des Krieges und seiner Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft die Rückkehr nach Breslau verbaut war.

Deshalb hatte unser ganze Familie den Vertriebenenstatus und war sehr ins anheimelnde Vereinsleben des Schlesierverbandes integriert, was uns Kindern die Qual schlesischer Volkstänze und Rübezahllieder aufbürdete, uns aber auch zu gebrauchten Klamotten aus irgendwelchen Kleiderspenden verhalf. Außerdem wurden meine Eltern durch den Vereinsvorsitzenden immer freundlich ermahnt, den BHE, den Bund der Vertrieben und Entrechteten, zu wählen, eine stramm rechte Partei voller Altnazis, die sich die Wiederherstellung eines Deutschland in den Grenzen von 1936, besser noch von 1940, zum Ziel gesetzt hatte und die nach einigen Anfangserfolgen wieder in der Versenkung verschwand.

Für meine Großeltern war die Vertreibung sicher ein Trauma bis zum Lebensende, für meinen Vater dagegen war Breslau und Schlesien nur noch ein Ort verklärter Jugenderinnerungen, für mich und meine Geschwister nur noch eine Gegend im Ostblock ( heute in Polen) ohne jegliche persönliche Bedeutung.

Dies vorausgeschickt erscheint mir nun die merkwürdige Kontroverse mit den Polen wegen der Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach, geradezu grotesk. Wer sind denn diese, von Frau Steinbach vertretenen Vertriebenen? Das können doch nur solche wie ich sein und dann kann ich die Polen schon ein wenig verstehen, von aller dort anzutreffenden Hysterie einmal abgesehen. Wer heute in Deutschland darauf besteht, Vertriebener zu sein, der hegt tief im Herzen finstere Absichten, der wartet auch heute noch auf einen günstigen Moment in Polen Eigentumsansprüche präsentieren zu können. Die Legion der Anspruchsteller in der Ex-DDR waren gutes Anschauungsmaterial. Man kann ja nie wissen.

Übrigens, ich habe da einige Grundbuchauszüge von meinem Vater geerbt und sie mir auf Grund der Diskussion der letzten Tage einmal genauer angesehen. Eine kleine Landmaschinenfabrik, ein Einzelhandelsgeschäft und ein mehrgeschossiges Wohnhaus, alle in Neumarkt ( heute: Sroda Slaska) nahe Breslau ( Wrazlaw) gelegen....Moment mal..
...Mhmm...und wo bekomme ich einen Aufnahmeantrag für den BdV?

Tief im Süden

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