Gregor Keuschnig - 9. Apr, 11:06

Nicht zu vergessen: Tulpenzwiebeln!

blackconti - 9. Apr, 18:54

„Selbst Dummheit schadete nicht, solange sich ein größerer Dummkopf fand, der das Gewächs teurer abkaufte.“ Was für Tulpenzwiebeln gilt, sollte doch uns Kaurisammlern nur recht und billig sein. Angeboten von 87 000 Euro, aber auch weniger, sehen wir gespannt und voller Interesse entgegen.
Gregor Keuschnig - 9. Apr, 19:55

Im Grunde hat sich nicht viel geändert...Tulpenzwiebeln konnte man immerhin noch essen; Derivate nicht.
Köppnick - 10. Apr, 07:05

Ich weiß nicht genau, ob du dich mit Transistortechnik auskennst. Es gibt bei Germanium- und Siliziumtransistoren, die die Grundlage jeglicher Prozessoren bilden, zwei Technologien: NPN und PNP, je nach der Abfolge der Dotierungen P(ositiv) und N(egativ). Zu DDR-Zeiten gab es in der Mensa manchmal sehr dünne Schnitzel, die augenscheinlich weniger vom Fleisch, sondern mehr von der Kruste, dem Paniermehl, zusammen gehalten wurden. Wir Esser haben uns dann immer in zwei Glaubensrichtungen geteilt. Die einen behaupteten, ein NPN-Schnitzel (Nichts-Paniermehl-Nichts), die anderen ein PNP-Schnitzel (Paniermehl-Nichts-Paniermehl) zu essen.

So könnte man es doch auch mit Derivaten machen: Ausdrucken, schön würzen, dann braten oder kochen. Auch die Inflation von Geld kann nicht beliebig groß werden. Der Heizwert von (bedrucktem) Papier kann nicht unterschritten werden. Für die Kaurimuscheln gilt übrigens ähnliches. Zermahlen geben sie reinen Kalk.
Gregor Keuschnig - 10. Apr, 09:09

@Köppnick

Vermutlich sind der Geldentwertung keine Grenzen gesetzt; in Simbabwe betrug sie im vergangenen Jahr 11,2 Millionen Prozent; zwischenzeitlich war ein Euro 1,2 Trillionen Simbabwe-Dollar wert...

Da irgendwann von den Kurantmünzen auf Scheidemünzen umgestellt wurde, bekam "Geld" nur noch einen abstrakten, ihm zugewiesenen Wert. Papiergeld ist natürlich per se nichts mehr wert; erst durch die Volkswirtschaft "dahinter" löst man das Versprechen, welches auf dem Schein ausgedruckt ist, ein.

Mich wundert es immer wieder wenn sich seriös gebende Berater aus Angst vor einer Inflationen raten, das Geld in Gold anzulegen. Gold ist ähnlich sinn- und wertlos wie weiland Tulpenzwiebeln.
Köppnick - 10. Apr, 10:49

Ich hab heute meinen lustigen Tag, deshalb behaupte ich, dass der Geldentwertung Grenzen gesetzt sind: Es geht nur eine begrenzte Anzahl Nullen auf einen Schein. Allerdings muss dazu die Verschwörung der Mathematiker Bestand haben. Diese haben nämlich den Bankern bis jetzt noch nicht verraten, dass es auch eine Exponentialdarstellung großer Zahlen gibt. Und Scheine haben zusätzlich einen konstanten Wert, unabhängig von der aufgedruckten Zahl, das ist der Heizwert. ;-)

Jetzt wieder ernsthaft: Hinter der Geldfunktion steckt das gegenseitige Vertrauen, dass die entsprechende Geldmenge, für die man gearbeitet hat, irgendwann auch wieder gegen die Arbeit eines anderen eingetauscht werden kann. Hinter dem bedruckten Papier selbst steckt nur wenig Arbeit. Beim Gold ist das fundamental anders: Um Gold zu gewinnen, muss schwer gearbeitet werden. Zwar schwankend um Angebot und Nachfrage, bezahlt man im Wesentlichen diesen Aufwand plus einen kleinen Gewinn aller, die an dieser Wertschöpfungskette beteiligt sind. D.h. Gold hat im Gegensatz zu Papiergeld einen tatsächlichen Wert.

Im Unterschied zu Papiergeld ist die Menge des Goldes nicht beliebig steigerbar. Derzeit gibt es etwa 155.000t weltweit, jährlich kommen etwa 2500t hinzu, bei einer Reichweite von 20 Jahren bedeutet das eine Obergrenze von ca. 200.000t. Will man mehr, muss man das Meerwasser aufspalten, was die Kosten enorm in die Höhe treibt. Andererseits wird auch kaum Gold verbraucht, von allem jemals produzierten Gold sind erst 2000t verschwunden - in industriiellen Produkten und in gesunkenen Schiffen auf dem Meeresboden.

Von der Golddeckung ist man u.a. wegen der deflationären Tendenzen abgekommen - koppelt man eine Währung an einen Prozentsatz physikalisch vorhandenen Goldes, ist Inflation per Definition unmöglich. Ein gewisses Mindesmaß an Inflation ist aber notwendig, weil alle Produkte altern - nur eben Gold nicht, es ist praktisch unzerstörbar.

Der Glaube an Gold ist also berechtigter als der an Papiergeld.
Gregor Keuschnig - 11. Apr, 12:52

@Köppnick

Ich sehe das anders. Zwar die Menge Goldes begrenzt, aber das Produkt wird künstlich knapp gehalten, da die Staaten es als Reserven angelegt haben. Es kam im 15. Jahrhundert schon einmal zu einem massiven Einbruch des Goldpreises in Europa, als die Eroberer aus Mittel- und Südamerika Gold in grossen Mengen einbrachten; die Bevölkerung dort maß dem Metall keinen besonderen Wert bei.

Gold hat im Gegensatz zu anderen Metallen keinen Nutzen (außer in der Schmuckindustrie). Den Wert, den Du ihm zuschreibst erhält er zum allerkleinsten Teil aus den Produktionskosten. Der grösste Teil erwächst ihm aus dem Symbolwert. Es ist ein grosser Fehler zu glauben, dass Produkte (Gold ist letztlich auch nicht anderes) ihren Wert aufgrund der Kosten, die bei Herstellung bzw. Veredlung entstehen, erhalten. Das grosse Irrationale bei der Preis- bzw. Wertbestimmung ist der Markt. Der hat sich nun einmal Gold als sozio-kulturelle Wertkonstante ausgeguckt (im Holland des 16./17. Jahrhunderts waren es eben auch mal Tulpenzwiebeln). Ich frage mich immer, warum andere Metalle, die essentiell für bestimmte Applikationen sind, nicht ähnlich hoch angesehen sind. Oder warum man nicht Trüffel als Währung ausmacht.
pathologe - 11. Apr, 13:04

Nur

ein Gedankenexperiment: was aber nun, wenn niemand mehr Gold haben will? Die Nachfrage ausbleibt? Sagen wir mal, weil es wichtiger ist, etwas zu essen zu haben als einen Goldbarren im Haus? Woran wird dann der Geldwert festgemacht? Gibt es ueberhaupt irgendwas, was einen bleibenden Wert hat? Grundbesitz? Obgleich, ein Krieg, eine Enteignung...

Schwierige Frage.
Gregor Keuschnig - 11. Apr, 15:05

@pathologe

Grund- bzw. Immobilienbesitz hat einen nicht zu unterschätzenden Vorteil (gegenüber Gold bspw.): Der Wert wird bei einer Geldentwertung zum grossen Teil langfristig in die neue Währung /das neue Wirtschaftssystem transformiert. Eine Immobilie verliert im normalen Fall nie 100% des Wertes (vielleicht kurzfristig 10% oder 20%).

Das gilt natürlich nicht für Enteignung (auch unter Gysi/Lafontaine nicht unbedingt zu erwarten) und für Zerstörung infolge von Krieg (dann haben alle andere Sorgen). Der andere Nachteil ist die demografische Entwicklung in Deutschland, die die Immobilienpreise mindestens mittelfristig absenken lassen dürften.

Gold bezieht seinen Wert nicht aus der Nachfrage, sondern (1.) aus der künstlichen Knappheit und (2.) aus der Tatsache, dass alle hierin eine sichere Wertanlage sehen. Zudem ist Gold portionierbar, d. h. für (fast) jeden Geldbeutel lassen sich Anteile besorgen. Bei Häusern ist das schwieriger; etliches muss fremdfinanziert werden (was zwar bei einer erwarteten Inflation von Vorteil ist, aber bedingt, dass man die Hypothek auch tilgen kann).
Köppnick - 13. Apr, 14:41

@Gregor

Die einzige Quelle, die ich gefunden habe, beziffert für 2005 die Förderkosten je Unze mit 425 Dollar.

Wenn die Preise durch höhere Nachfrage steigen, wird die Ausbeutung weiterer Minen attraktiv, die allerdings höhere Kosten haben (sonst wären sie ja schon erschlossen), deshalb steigen automatisch bei steigenden Preisen nicht bloß die Gewinne, sondern auch die durchschnittlichen Kosten - und vice versa. Die Preisabsprachen beim Goldpreis sind genauso groß bzw. klein wie bei anderen Rohstoffen auch.

Deine Aussage bzgl. des Nutzens von Gold steht im Widerspruch zu deiner Aussage bzgl. Angebot und Nachfrage. Gold hat offenbar für eine sehr große Anzahl Menschen seit vielen Tausend Jahren einen solch großen Nutzen, dass sie einen sehr hohen Preis dafür zu zahlen bereit sind. Gold als Produkt bzw. als Rohstoff für andere Produkte ist vergleichbar mit solchen Gütern wie z.B. Kunstwerke. Die haben keinen *praktischen* Nutzen, aber ihr *ideeller* Nutzen ist trotzdem ein *realer* Nutzen. Der Goldpreis ist sehr viel stabiler als für Kunstwerke, weil es sich von diesen durch seine bessere Standardisierung unterscheidet.

Da die Verwendung von Gold sich durch fast alle Gesellschaften seit über 5000 Jahren zieht, kann man davon ausgehen, dass das auch noch eine Weile so weiter geht.
Gregor Keuschnig - 14. Apr, 11:11

@Köppnick

Die Förderkosten von Rohöl werden auch von der entsprechenden Ölindustrie immer wesentlich höher angesetzt als sie letztlich ausfallen (s. "EIn kleiner Liter Öl" - zwar von 2004, aber es dürfte sich nicht viel geändert haben) Das hat natürlich System, weil man sich ungern in die Kalkulation sehen lässt.

Angebot und Nachfrage eines Produktes hat zunächst einmal nichts mit den realen (Gebrauchs-)Nutzen dieses Produktes zu tun (das kann man bspw. an diversen elektronischen Artikeln feststellen). Die Nachfrage eines Produktes kann aufgrund von Moden, Status- oder Sicherheitsversprechen forciert werden. Gold ist extrem der Spekulation ausgesetzt und inesbesondere als Sicherheitsversprechen erfüllt es zugegebenermassen eine gewisse Funktion. Den grössten Schub machte Gold Anfang der 70er Jahre, als Inflationsängste und die allgemeine Wirtschaftslage Flucht in die Sachwerte als einzig vertretbare Alternative erschienen liess. Als man versuchte, Produkte wie Silber ähnlich oligopolistisch zu handeln wie Gold (Silberspekulation) scheiterte dies (vermutlich auch, weil die emotionale Bindung an Gold in der westlichen Hemisphäre eine andere ist).

Gold ist an den Rohstoff- und Edelmetallbörsen im übrigen stets ein antizyklisches Produkt, d. h. wenn alle börsennotierten Rohstoffe (Zink, Nickel) fallen, dann steigt Gold in der Regel (und umgekehrt). Dadurch erhält es in der öffentliche Wahrnehmung eine dauerhafte positive Konnotation. Nachteilig ist,. dass es (wie alle anderen Rohstoffe auch) in US$ notiert wird.

Mit Kunstwerken ist Gold nur begrenzt vergleichbar, weil bei Kunstwerken noch die Singularität dazukommt. Übereinstimmend ist, dass Gold einen hohen Symbolwert hat. Und noch einmal mein Hinweis auf die Hochkulturen Mittel- und Südamerikas, in denen Gold zwar als Schmuckprodukt eine Rolle spielte, aber bei weitem nicht den Wert zugesprochen bekam wie in Europa.

Meines Erachtens ist der Wert des Goldes noch abstrakter als das "Versprechen" des Geldes einer leidlich funktionierenden Volkswirtschaft. Bräche der Kapitalismus zusammen, so wäre auch Gold letztlich fast wertlos: Man könnte aus den Vorräten zwar Kettchen und anderen Schmuck fertigen, aber das macht nicht besonders satt. Als Endbild des Kapitalismus wäre dies allerdings unschlagbar: Vom Hunger gezeichnete, aber mit Gold geschmückte Funktionseliten.
Aurisa - 19. Apr, 22:44

NACH einer großen Krise ist Gold vermutlich auch wieder wertvoll...
IN der Krise, wird so Mancher allerdings froh sein, wenn er für sein Gold zumindest noch was zu Essen eintauschen kann... vorausgesetzt er findet jemand der ihm für so unnützen Glitzerkram noch was gibt...

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