dies und jenes

Mittwoch, 23. Mai 2007

Das Bananentier

unknown animal

Auf einem Felsen sonnt sich hier
in unseren Bananenhainen
ein weithin unbekanntes Tier
und ist zufrieden, will uns scheinen.

Es hat die Ohren angehoben
und zeigt uns freundlich seine Jungen,
die goldgelb um sein Haupt gewoben
und auch der Nacken ist umschlungen.

Es lächelt freundlich, weil es weiß,
was wir nun mittlerweile ahnen,
die Jungen werden still und leis
am Ende goldgelbe Bananen.

Bananenstaude mit Blüte

So, liebe Kinder, genug für heute und jetzt geht wieder schön spielen.

Dienstag, 22. Mai 2007

Aus den Nachrichten, aus dem Sinn?

Entführungsopfer im IrakIrgendwann, Anfang Februar, wurden zwei Deutsche, eine Mutter und ihr Sohn, im Irak entführt. Erst berichteten die Medien täglich und äußerst besorgt über die Entführung. Dann drohten die Entführer in einem ersten Ultimatum, die Geiseln zu töten, falls Deutschland seine Truppen nicht innerhalb einer bestimmten Frist aus Afghanistan abzöge. Der Medienchor schwoll wieder an. Das Ultimatum verstrich und ein zweites wurde per Video übermittelt, woraufhin sich in den Medien Freude breit machte, dass die Geiseln noch lebten, ja, das 2. Ultimatum wurde als gutes Zeichen gewertet dahingehend, dass die Entführer es mit dem Töten der Geiseln wohl doch nicht so ernst meinten.
Nun hört man von dieser Entführung gar nichts mehr. Keine Besorgnis, keine Betroffenheit mehr in den Medien und bei uns Medienkonsumenten nur noch eine blasse Erinnerung: „Ach ja, stimmt, sind die immer noch nicht frei?“ Nein, sind die nicht!

Sonntag, 6. Mai 2007

Nur weg

CSU-Dumpfbacke Söder hatte heute mal wieder Blähungen, die er unbedingt via TV loswerden musste. Weil jeder Kommentar zu diesem verheuchelten Schmock zuviel der Ehre wäre, sag ich jetzt nix dazu. Da ich erwarte, dass zum Terroristen-freilassen-Thema in den nächsten Tagen noch weitere Ausdünstungen von CDU/CSU-Seite folgen werden, setze ich mich für ein paar Tage ab nach Kapstadt.

Cape town Waterfront

Es ist schon wieder Mai und somit Zeit für die jährlichen SAGES- Nationals, die südafrikanischen Golfmeisterschaften für alte Säcke. Sie beginnen am Montag, diesmal in Paarl, im Herzen des Weinanbaugebietes nahe bei Kapstadt und ich werde zusammen mit einigen Freunden versuchen, die Lower South Coast dort würdig zu vertreten. Möglicherweise nicht beim Golf, aber dann wenigstens bei den diversen Weinproben da unten. In einer Woche bin ich zurück.

Montag, 5. Februar 2007

Mysterium

SilbereisenEigentlich weiß ich gar nicht, wieso ich ihn kenne, denn zu Sendungen wie dem Musikantenstadl und den diversen Festen der Volksmusik müsste man mich prügeln. Dennoch ist mir der Mann, bzw. das Männlein ein Begriff. Florian Silbereisen nennt er sich und allein der Name zwingt mich zu sofortiger Flucht. Einen untalentierteren, linkischeren und peinlicheren Omis-Liebling-Darsteller wird man wohl auf der ganzen Welt keinen zweiten finden und das will in diesem Metier, wo die Verlogenheit fröhliche Urständ feiert, etwas heißen. Glaubte ich bisher, Karl Moik sei der Gipfel der Peinlichkeit, so übertrifft ihn Silbereisen um Längen. Jetzt frage mich bloß keiner, woher ich Karl Moik kenne. Auch das weiß ich nicht, denn auch seine Gruselsendungen mied ich wie der Teufel das Weihwasser.
Wie komme ich jetzt auf dieses Thema? Ach ja, im Online-Angebot der SZ fand ich einen Essay in Bildern, welcher das Mysterium zu erklären sucht. Allein die Fotos lohnen schon einen Klick ( siehe obiges Beispiel).
Eins aber bleibt nach wie vor rätselhaft. Irgendjemand bei der ARD muss diesen grauenhaften Untoten doch ausgesucht und vorgeschlagen, andere dann zustimmend abgenickt haben? Was haben diese Leute sich nur dabei gedacht? Das ist nun wirklich ein Mysterium.

Montag, 29. Januar 2007

Nachtstudio

Christiane zu SalmIn dieser ZDF- Gesprächsrunde in der späten Sonntagnacht unterhalten sich normalerweise ziemlich gebildete Menschen angenehm unaufgeregt über Zeitgeistphänomene und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen. „100 Jahre Massenmedien – vom Radio zum Handy-TV“ lautete gestern das Thema und eine Gesprächsteilnehmerin war Christiane zu Salm, die dadurch bekannt wurde, dass sie den siechen Fernsehsender TM3 in den profitabelsten aller deutschen Privatkanäle, „9Live“, umwandelte. „9Live“ sendet aber, nach eigenemLOGO Bekunden von zu Salm, gar kein Fernsehprogramm, sondern macht Radio mit Bildern. Die Menschen wollten heute interaktiv das Programm mitgestalten, postulierte von Salm, und verkündete stolz, das monatlich 20 Millionen Zuseher bei „9Live“ anriefen, 20 Millionen verschiedene, wie zu Salm noch extra betont. Nun ist ja bekannt, dass besagter Sender eine reine Deppenabkochmaschine ist, bei der Anrufer für die Beantwortung so schwieriger Fragen wie: „Köln liegt a) am Nil, b) am Rhein, c) an der Wolga, oder d) am Mississippi?“, 100 Euro gewinnen können, wenn sie denn aus der vorgeschalteten Warteschleife zum Moderator vordringen, bzw. durchgestellt werden. Jede telefonische Einwahl in die Warteschleife kostet den Anrufer, ich weiß es jetzt nicht genau, 50 Ct oder gar 1 Euro. Das läppert sich bei 20 Mio. Anrufern im Monat.

Wolfgang HagenAnstatt aber nun das unseriöse Geschäft dieser TV-Schlampe Medienunternehmerin kritisch zu hinterfragen, erblödet sich Wolfgang Hagen vom Deutschlandradio Kultur nicht, freudig zu bekennen, dass auch er schon öfters bei „9Live“ angerufen hätte, worauf zu Salm ihm mit laszivstem Nuttenlächeln ein „ Danke Schön!“ zuhaucht.
„Danke schön.“ habe daraufhin auch ich gesagt und mir das weitere Geschwafel über Weblogs, Podcasts, WirelessLAN Hotspots usw. usf. einfach geschenkt. Danke schön!

Freitag, 19. Januar 2007

Wunder der Technik

skype1Manchmal habe ich ja eine etwas lange Leitung. Was andere schon seit Monaten nutzen und mir dringend zur Kostenreduzierung empfahlen, habe ich erst jetzt installiert:
Das Internettelefonieprogramm „Skype“. Was für eine wunderbare Erfindung. Heute habe ich fast eine Stunde mit meinem Bruder in Deutschland telefoniert, oder sagt man skypiert?, absolut störungsfrei und in weitaus besserer Qualität als über das Festnetz der TelkomSA. Die Stimme meines 10 000 km entfernten Bruders klang über den Kopfhörer absolut natürlich, keine Störgeräusche, kein Haken, kein Nachhall störte unsere Plauderei und das allerbeste, es kostet keinen Cent, nichts, niente..., abgesehen von den Internetkosten, aber die habe ich ja sowieso. Für wesentlich geringere Kosten als üblich kann man über Skype auch in andere Telefonnetze anrufen. Dazu muss man bei Skype ein Konto anlegen und mindestens 10 Euro Guthaben kaufen. Das lässt sich alles problemlos bewerkstelligen und wenn das viele machen, dann sieht die internationale Telkom-Mafia bald ganz alt aus – hoffe ich jedenfalls.

Dienstag, 19. Dezember 2006

Filmtips

Morgen Abend sendet 3sat in seiner Bertolucci – Reihe einen meiner Lieblingsfilme – 1900- und plötzlich hatte ich das dringende Bedürfnis, mich wieder ein wenig mehr zu outen und hier meine persönliche Film-Bestenliste einzustellen, denn erstens muss das Weblog ja irgendwie gefüllt werden, und zweitens ist in wenigen Tagen Weihnachten und da kann sich der ein oder andere noch rasch die DVD besorgen, zumindest von meiner Nummer 1:

1. Fanny und Alexander ( SW/FR/D 1982) Regie: Ingmar Bergmann

Fanny und AlexanderDER Weihnachtsfilm, Bergmanns letzter Film, ein Meisterwerk, mit Preisen überhäuft ( u.a. 4 Oscars) und am schönsten in der über fünfstündigen Fernsehfassung. Für uns ein schon ritueller Genuß am 1. Weihnachtstag.
Eine sehr gute, ausführliche Besprechung findet man HIER.
Die 3-stündige Kinofassung wird am 23.12. vom MDR ausgestrahlt. Ansonsten unbedingt die DVD besorgen, zurücklehnen und genießen.





2. 1900 (I/ FR/D 1975) Regie: Bernardo Bertolucci

1900 -Depardieu u. de NiroGrandioser Film, läuft übrigens morgen ( Teil1) und übermorgen (Teil2) in 3sat.
Die monumental verfilmte Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert, dargestellt am Beispiel der ungleichen Freunde Alfredo und Olmo ( de Niro und Depardieu – wie jung die beiden da noch sind!) fasziniert mich auch noch nach der x-ten Wiederholung. Der Film sei, so erzählte es Bertolucci kürzlich in einem Interview, weder in den USA, noch in der Sowjetunion jemals in den Kinos gezeigt worden. Für die USA sei er zu kommunistisch, für Sowjetrussland zu revolutionär. Genau deshalb- unbedingt anschauen.

3.Die Nacht des Jägers ( USA 1955) Regie: Charles Laughton

Die Nacht des Jägers Ein wunderbarer Film ( schwarz-weiß), Laughton’s einzige Regiearbeit.
Der kleine Film erzählt die Geschichte von den beiden Geschwistern, die vor den Nachstellungen des bigotten Predigers und Mörders (Robert Mitchum- einfach großartig) ihrer Mutter fliehen. Durch seine ruhige, manchmal fast surreale Bildsprache fesselt dieser Film von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Eine gute Besprechung findet man HIER!


4. 2001-Odysse im Weltall (USA 1969) Regie: Stanley Kubrik

2001 -Odyssee im WeltallDieser Film ist nichts für den kleinen Bildschirm eines normalen TV-Gerätes.
Dieser Film gehört ins Kino, auf eine Riesenleinwand, aber vielleicht erschließt sich seine optische Genialität auch auf den heute modernen Flatscreen –Geräten.
Die Technik mag ja heute im Zeitalter der Computeranimation etwas angestaubt erscheinen, dennoch ist die ungeheuere Wucht des Umschnitts vom hochgeworfenen Knochen des Neandertalers zu den im Weltall schwebenden Raumstationen, der Übergang von der Zaratustra-Fanfare zur schönen blauen Donau immer noch ein Meilenstein in der Filmgeschichte.


5. Pelle der Eroberer (DÄ/SW 1987) Regie: Bille August

Pelle , der ErobererEnde des 19. Jahrhunderts suchen viele Emigranten aus dem armen Schweden im benachbarten Dänemark ein besseres Leben, so auch Lasse Karlson ( Max von Sydow) und sein neunjähriger Sohn Pelle ( Pelle Hvenegard). Sie finden Beschäftigung als Knechte auf einem Gutshof, werden aber schnell aller Illusionen auf ein besseres Leben beraubt. Der Film beschreibt das Emigrantenschicksal in beeindruckenden Bildern und besticht durch das wunderbare Spiel der Protagonisten. ( Oskar für den besten ausländischen Film)

6. Die Abenteurer (FR/I 1966) Regie: Robert Enrico

Die Abenteurer Delon/VenturaAlan Delon und Lino Ventura als Freunde auf Schatzsuche. Ein Gengre-Film, jedoch keine Dutzendware. Galt bis in die achtziger als Kultfilm. Wirkt heute ein wenig altbacken, aber immer noch erkennt man die Aufbruchstimmung aus der Zeit, als wir 68-er noch nicht (fast) 68 waren. Nach wie vor sehenswert.







7. Lola rennt (D 1998) Regie: Tom Tykwer

Lola renntAuch wenn ich den Streifen schon zig-mal gesehen habe, auch wenn mich die überraschenden Wendungen der Story nicht mehr überraschen, das Tempo des Films, die rasante Schnitttechnik, der treibende Soundtrack beeindrucken mich immer wieder. Natürlich taumele ich heute nach dem Ende des Films nicht mehr aus dem Fernsehsessel, wie seinerzeit nach der Vorstellung aus dem Kino, aber ein toller Film ist das allemal.




8. Spiel mir das Lied vom Tod ( I/USA 1968) Regie: Sergio Leone

Spiel mir das Lied vom TodSchon x-mal gesehen, aber immer wieder gut. Mehr braucht’s nicht.







9. Der Hofnarr (USA 1956) Regie: Melvin Frank, Norman Panama

Der HofnarrIst der Wein, rein und fein, nun im Becher mit dem Fächer, oder im Kelch mit dem Elch? Den Film sah ich zum ersten mal im Jahre 58 in Holland, in einem Open-Air- Bioskop, im amerikanischen Original mit holländischen Untertiteln ( so ist es bis heute in Holland üblich). Ich verstand von den Dialogen fast nichts, konnte der Handlung aber irgendwie folgen und wälzte mich vor Lachen schier am Boden. Danny Kaye in einer Paraderolle, einfach witzig!



10. Muriels Hochzeit (AUS 1994) Regie: P.J. Hogan

Muriels HochzeitMuriel ( Toni Colette)ist weder schön noch erfolgreich und verträumt bei Abba- Songs ganze Tage. Sie möchte unbedingt heiraten, weniger um einer Partnerschaft willen, sondern um bei ihren Freundinnen und vor sich selber an Ansehen und Achtung zu gewinnen. J.P. Hogan erzählt in seinem Spielfilmerstling, einer klassischen Emanzipationsgeschichte, die Entwicklung Muriels zu einer eigenständigen Frau: eine amüsante Komödie, kitschig und ernst, böse und lustig, mit überzeugenden Darstellerinnen, spritzigem Witz und vielen ABBA-Songs. Also, wer ABBA nicht mag, wird auch den Film nicht mögen. Er ist trotzdem gut.

Weitere Filme, die alle für meine Bestenliste, sagen wir für Platz 5-10, ebenfalls prädestiniert wären. Suchen Sie sich was aus:

Forest Gump
Time of the Gypsies
Trainspotting
Pulp Fiction
Short Cuts
Die Blechtrommel
Die Brücke
Fargo
Thelma und Louise
Das Leben des Brian
Der Clou
Django
Tampopo
uva., wobei manche Streifen stilbildend wirkten und somit die neuartige Machart immer und immer wieder kopiert wurde, sodass auch das Original im Laufe der Zeit seine Unverwechselbarkeit einbüßt, z.B. die Star-Wars Reihe, Peckinpah-Filme usw.

Donnerstag, 14. Dezember 2006

Sweet Home Alabama

Aus der Endlosserie "Kopfschütteln über Amerika" hier ein weiteres Kapitel, welches ich eben auf Tagesschau. de gelesen habe und nun ungekürzt hierher kopiere:

Schuldig" nach 100 Jahre altem Seerecht in Alabama

Unfall wird deutschem Kapitän zum Verhängnis

Wolfgang Schröder fährt seit 32 Jahren zur See. Zum Helden wurde er 1987, als er Schiffbrüchige aus Seenot rettete. Jetzt sitzt er im berüchtigten Corrections-Center-Gefängnis im US-Staat Alabama. Zehn Jahre Haft drohen dem deutschen Kapitän. Zum Schwerverbrecher wurde er durch einen tödlichen Unfall.

Von Georg Schwarte, NDR-Hörfunkstudio Washington

Im Hafen von Mobile, an den Docks des einzigen Tiefwasserhafens in Alabama, tief im Süden der USA, liegen Container soweit das Auge reicht. Millionen Tonnen Holz, Kohle und Stahl werden hier für die ganze Welt jedes Jahr umgeschlagen. Kapitän Wolfgang Schröder kennt den Hafen und kennt die Welt. 32 Jahre fährt er jetzt zur See. Am 2. März 2006 steht er auf der Brücke der "Zim Mexico III", eines Containerschiffes der Hamburger Rickmers Reederei. Beim Ablegen vom Ladedock muss der über 160 Meter lange Frachter drehen, Routine für den Kapitän.

Aber was dann passiert, veränderte alles, erzählt Jonas Lyborg, der den Hafen von Mobile seit vielen Jahren kennt: "Während dieses Wendemanövers fiel das Bugstrahlruder aus. Die Strömung des Flusses und der Wind drückten das riesige Schiff Richtung Dock. Kapitän Schröder und der Lotse versuchten, mit dem Ruder und der Hauptmaschine gegenzusteuern. Vergeblich. Das Containerschiff rammte das Dock, ein Kran stürzte um und erschlug einen Hafenarbeiter."

Hand- und Fußfesseln für den Kapitän

Lyborg hat lange Zeit im Hafen von Mobile für eine schwedisches Seefahrts-Unternehmen gearbeitet. Jetzt kämpft er für den deutschen Kapitän, denn Schröder - den seine zur See fahrenden Kollegen einen erfahrenen und umsichtigen Kapitän nennen - sitzt bis heute in einem Gefängnis in Alabama, dem berüchtigen Corrections Center von Bay Minette. "Das Licht brennt 24 Stunden am Tag. Es gibt keine Möbel, keine Stühle, keinen Tisch, ein Gemeinschaftsklo für alle in der Zelle, Besuche zwei Mal die Woche maximal 30 Minuten. Schröder sitzt dann in Hand- und Fußfesseln hinter Panzerglas", berichtet Lyborg.

Veraltete Gesetze in Alabama

Was die Anwälte des 59-jährigen deutschen Kapitäns vor Gericht als tragischen Unfall darstellten, ausgelöst durch den Ausfall der Elektrik des Bugstrahlruders, war für die Geschworenen des US-Gerichts in Mobile, Alabama, fahrlässige Tötung. Ein kleiner, vor über einhundert Jahren entstandener Gesetzesabschnitt besagt, dass in einem Seerechts-Fall wie diesem nicht grobe, sondern schon einfache Fahrlässigkeit ausreiche, um wegen fahrlässiger Tötung angeklagt und verurteilt zu werden. "Einfache Fahrlässigkeit, das war alles, was es hier brauchte", so Schröders Anwalt Irwin Schwartz. Das mache theoretisch einen Autounfall auf einem Parkplatz zu einem kriminellen Akt. Aber genau das besage das Gesetz, und das sei das Problem. Der Experte für Seerecht verzweifelt an der amerikanischen Justiz und dem Schuldspruch gegen seinen Mandanten.

Schröder war einen Monat nach dem Unfall am Karfreitag von der amerikanischen Küstenwache verhaftet und dann in ein Hochsicherheitsgefängnis gebracht worden, wurde behandelt wie ein Schwerverbrecher. Schwartz sagt, er habe als Anwalt seit 30 Jahren nicht mehr erlebt, dass Mandanten in Fußfesseln zum Gespräch mit ihrem Verteidiger gebracht werden, nicht mal bei zum Tode verurteilten Mördern. Aber das sei die Art, wie sie Menschen in Alabama behandelten, erklärt er.

Urteil der Geschworenen: Schuldig

Die Hamburger Reederei Rickmers, Arbeitgeber des Kapitäns, stellte Kaution. Schröder gab seinen Pass ab und wurde für sechs Monate bis zum Gerichtsverfahren unter Hausarrest gestellt. Und dann saß der Kapitän vor den Geschworenen. "Der Staatswanwalt zeigte als allerletztes Beweisstück das Foto des toten Hafenarbeiters, einen vom gerammten Kran zerschmetterten Körper. Und mit diesem Eindruck ging die Jury in die Beratungen", berichtet der amerikanische Anwalt von der Verhandlung. Sieben Stunden saßen die Geschworenen zusammen, dann der Schuldspruch: Schuldig wegen fahrlässiger Tötung. Für Wolfgang Schröder brach eine Welt zusammen: "Was sollte ich da machen. Zwei Federal-Marshalls haben mir Handschellen angelegt, mir alles abgenommen, was man nicht haben darf: Gürtel, Kreditkarte und meine Uhr."

Zu erreichen ist der Kapitän per Telefon. Das Gespräch läuft aber über das Büro vom Gefängnis-Sheriff, der hört zu, die Leitungsqualität ist schlecht. Kapitän Schröder, der norddeutsche Seemann, der 32 Jahre auf hoher See zubrachte, der seine Frau seit April des Jahres nicht mehr gesehen hat, sitzt jetzt in einer Gefängniszelle in Alabama und wartet auf das Strafmaß. Er lebe von einem Tag zum nächsten, sagt er. Anders sei das alles nicht zu ertragen.

Als Held geehrt

1987, als die Fähre "Herald of Free Enterprise" im britischen Kanal unterging, ertranken 193 Menschen. Damals war es Kapitän Wolfgang Schröder, der mit seinem Schiff als einer der ersten an der havarierten Fähre war. Er half Menschen zu retten, erhielt daraufhin Dankesschreiben der britischen Premierministerin Margaret Thatcher und einen Orden vom belgischen König. Heute sitzt der Held von einst als Häftling im Gefängnis und wartet auf das Strafmaß. "Ein Unding", sagt der Schwede Lyborg, der Schröder zweimal die Woche besucht. Für ihn sei es wichtig, dass die Welt, dass Europa mitbekomme, dass hier einem professionellen Seefahrer, einem Mann, den sie einst als Held bezeichnet haben, Unrecht geschehe.

Bis zu zehn Jahre Haft kann die Richterin verhängen. Schröder nimmt es norddeutsch gelassen: "Wenn das dann so kommt und es eine längere Haftstrafe wird, dann bleib´ ich eben hier in Alabama. Da kann man ja nichts machen." Nein, sagt er ins rauschende Telefon, viel könne man jetzt wohl nicht für ihn tun. Er hoffe, dass die Richterin den Schuldspruch aufhebt, sonst wolle er in die Berufung gehen, so Schröder, als eine Computerstimme das Telefongespräch unterbricht. "Noch fünfzig Sekunden bis das Telefonat automatisch unterbrochen wird", lautet die Ansage.

Strafmaß wird erst im Februar verkündet

"Und grüßen Sie mir Norddeutschland", ruft Schröder in den Hörer. Ein letzter Gruß an die Heimat, dann geht es für ihn zurück in die Zelle. Anfang Februar, so hat die Richterin mitgeteilt, wird sie das Strafmaß verkünden. Solange bleibt der deutsche Kapitän auf jeden Fall in dem amerikanischen Gefängnis. Und es bleiben die Handfesseln und die Fußfesseln für einen Kapitän, dessen tragischer Unfall einfach am falschen Ort passierte. Sein amerikanischer Anwalt jedenfalls bittet öffentlich um Entschuldigung für das US-Justizsystem: "Es ist mir peinlich zugeben zu müssen, dass unsere Gesetze veraltet sind und dass wir unsere Häftlinge unmenschlich behandeln. Alles was wir jetzt tun können, ist, Wolfgang Schröder freizubekommen."


Während ich diesen Bericht hier einstelle, frage ich mich selbst, ob ich mittlerweile auch der Fraktion der Amerikahasser zuzurechnen bin? Nein, ganz sicher nicht, aber mein, über Jahrzehnte, unverrückbar positives Amerikabild bekommt mehr und mehr Risse.

Dienstag, 5. Dezember 2006

As time goes by - die nächste

Judith up to now

Guten Morgen, Tochter! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Und wenn Dir die Zeit lang wird, bis wir uns in 2 Wochen endlich mal wieder in die Arme nehmen können, kannst Du ja das nachstehende Geburtstagsständchen anklicken:


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Donnerstag, 30. November 2006

„Wut“

so lautete der Titel des Fernsehfilms, den 3sat gestern Abend als 7. Beitrag zur Ermittlung des 3sat-Zuschauerpreises zur Auswahl stellte.

Die Story in Kurzform:

"Wut"Simon Laub ist 45 Jahre alt, Professor für Literatur, bei seinen Studenten sehr beliebt, besonders bei seinen Studentinnen. Mit seiner attraktiven Frau Christa führt er eine aufgeklärte, offene Beziehung. Zusammen haben sie einen reizenden Sohn: Felix, 14, Überflieger, hat 2 Klassen übersprungen. Eines Tages kommt Felix ohne seine neuen Schuhe nach Hause. Es stellt sich heraus, dass er schon seit längerem von Can, einem jungen Türken, und seiner Gang "abgezogen" wird. Simon kontaktiert den Vater des jungen Türken. Der demütigt seinen Sohn vor den Augen des deutschen Vaters, Can muss die Schuhe zurückgeben. Cans Ehrgefühl ist in seinen Grundfesten verletzt und schnell macht er Simon in der Folge klar, dass ihn dies teuer zu stehen kommen wird. Systematisch dringt der gekränkte junge Türke in alle Lebensbereiche von Simon ein. Er kommt in sein Haus und lässt ihn vor Frau und Sohn als Weichei dastehen.
Simon, der eigentlich Gewalt verabscheut, fühlt sich so in die Enge getrieben, dass er seinen Bruder Michael beauftragt, "diesen Türken" zu verprügeln.
Die Situation spitzt sich so zu, dass Simon selbst Gewalt anwendet. Es kommt zur Katastrophe.


Besonders beeindruckte mich der Can-Darsteller Oktan Özdemir. Er ist der entwurzelte türkische Jugendliche in Deutschland, zerrissen zwischen den Kulturen, der sein Selbstwertgefühl, er nennt es Respekt, aus der Bewunderung seiner Freunde für seine kompromisslose Verweigerung bürgerlicher Umgangsformen, seine latente Gewalt- und Risikobereitschaft, umgesetzt in kriminelle Energie, bezieht. Özdemir spielt den schlimmen Finger erschreckend authentisch. Wut überkommt den Zuschauer angesichts seiner aggressiven Attacken auf die aufgeklärte deutsche Professorenfamilie. Deren bildungsbürgerliche Fassade bröckelt aber angesichts der unnachgiebigen Angriffe und zum Vorschein kommen Heuchelei und Feigheit.

Vor dem Fernseher stellt sich dem Zuseher mehr und mehr verstörend die Frage, wie er selber in ähnlicher Situation reagieren würde und eine einfache Antwort verbietet sich geradezu. Der Film hat auch keine. Am Ende ist der Türke tot und der Professor ist ein Totschläger und weint, über sich und unsere Gesellschaft.

Ein großartiger Film und für mich der Beste beim 3sat-Zuschauerpreis.

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