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Donnerstag, 31. Mai 2012

Die Freiheit der Kunst

Jacob Zuma by SapiroSüdafrikas Präsident Jacob Zuma ist hier in Südafrika umstritten. Er wird von Menschen, die ihn persönlich kennen, als überaus freundlicher, warmherziger Mann beschrieben, mit bestechend kraftvoller Ausstrahlung. Das mag stimmen, denn durch ein besonders anziehendes Äußeres wird er seine insgesamt 6 Ehefrauen, z.Zt. vier, und diverse außereheliche Verhältnisse nicht beeindruckt haben. Nun wissen wir ja, dank der Fürstin Gloria von Tut und Tatnix, dass „der Neger gern schnackselt“ und die offiziell 20 (?) leiblichen Kinder Jacob Zumas scheinen dieses fachfrauliche Urteil zu belegen. Aber wer täte das nicht gern und welcher Mann würde nicht zu gerne die hier in Südafrika für Zulus legale Tradition der Polygamie, zumindest zeitweilig, einmal ausprobieren. Wie auch immer, Präsident Jacob Zuma jedenfalls ist den Frauen und dem Sex zugeneigt und anschließend duscht er immer ausgiebig. Auf diese Weise, so erklärte er 2005 in einem vielbeachteten Vergewaltigungsprozess, schütze er sich gegen AIDS. Von den Vergewaltigungsvorwürfen wurde Zuma freigesprochen, die Dusche auf seinem Kopf, die ihm der Karikaturist Sapiro damals auf die Stirn zeichnete, wird Zuma nicht mehr los.

Und nun sind wir beim Anlass dieses einfühlsamen Vorspiels. Eine Kunstgalerie in Kapstadt hatte dieses ziemlich - ich sag mal - geschmacklose Gemälde ausgestellt:

"The Spear" by Brett Murray Der Künstler Brett Murray nennt es „The Spear“ und will damit wohl auf die sexuellen Gepflogenheiten des Präsidenten anspielen. Das Bild hing schon einige Zeit unbeachtet in der Galerie und hatte auch schon einen Käufer gefunden, als Präsident Zuma Klage wegen Verletzung seiner menschlichen Würde gegen die Aussteller einreichte. Noch war die Angelegenheit nicht in den Medien und die breite Öffentlichkeit wusste von nichts.

Das änderte sich schlagartig, als zwei Männer, eine Weißer und ein Schwarzer, die tolle Idee hatten, dem Präsidenten beizuspringen und dessen Würde durch Überpinseln des Bildes zu verteidigen. Natürlich mit großer Medienbeteiligung und nun war’s ein Politikum. Sofort organisierte die Regierungspartei ANC Protestveranstaltungen in allen großen Städten des Landes und selbstverständlich besonders vor der Galerie in Kapstadt, deren Abriss man sogar forderte. Die schwarze Bevölkerung war nun kollektiv empört wegen eines blöden Bildes, welches die meisten nicht einmal gesehen hatten, da das Bild nur von einer einzigen Zeitung im Originalzustand veröffentlicht wurde. Ansonsten wurde in den Medien immer nur das überschmierte „Kunstwerk“ gezeigt. Irgendwie erinnerte die „schwarze“ Empörung an die Muslim-„Empörung“ nach den dänischen Mohammed-Karikaturen.

Zuma protester

Ähnlich reflexartig kam dann natürlich die „Freiheit-der-Kunst“-Heuchelei von den weißen Rassisten, bei denen man sich nur zu gut vorstellen kann, was die mit einem Schwarzen Maler zu Zeiten der Apartheid veranstaltet hätten, wenn dieser einen Präsidenten Botha oder de Klerk in ähnlich provokativer Art dargestellt hätte. Ob so eine Provokation in Deutschland, wo ja die Freiheit der Kunst, genau wie hier in Südafrika, in der Verfassung verankert ist, klaglos durchgegangen wäre, wage ich zu bezweifeln. Man stelle sich nur ein lebensgroßes Abbild unseres Freiheitspräsidenten Gauck in Revolutionsführerpose mit freiliegenden Gemächt vor... ach nee, besser nicht.

Mittlerweile hat sich hier die Aufregung wieder gelegt. Das besagte Zuma-Gemälde wurde sowohl aus der Galerie als auch von allen (südafrikanischen!) Medien-Webseiten entfernt - nur die Kopien des Originals, nicht die diversen Karikaturen - alle Klagen wurden zurückgezogen und alle wertschätzenden Erklärungen hin oder her abgegeben. Alles wieder gut – bis zum nächsten Dorf und zur nächsten Sau.

Sonntag, 18. März 2012

Glück? Pech?

Margate CC Green 6, 17.3.12 12.05PM after 2 shots
Wenn ein Golfball nach ca.400 Metern und 2 Schlägen an einem Par 4 Loch, noch dazu am Stroke 1, d.h. der am schwersten eingestuften Spielbahn, eine Ballbreite neben dem Loch zum Halten kommt, ist das dann Glück oder Pech? Glück natürlich, denn so einen freundlich-hilfreichen Rückenwind wie gestern gibt’s nicht alle Tage und ein Birdie ( 3 Schläge in) ist an diesem Loch auch eher selten. Und vermaledeites Pech natürlich auch, denn wenn der Ball schon so nah hinrollt, dann kann er doch verdammt noch mal auch reinrollen. Ein 2-Club am Par 4, ebenso selten wie ein Hole-in-one am Par 3, das wär’s doch und 25 Rand Prämie hätte es auch noch eingebracht. Wie auch immer, es ist schon merkwürdig, wie das Hochgefühl in 180 Meter Entfernung, man weiß den Ball auf dem Grün, im Näherkommen langsam erst dem Erstaunen und dann der Enttäuschung weicht, angesichts der 3 cm, die der Ball das Loch verfehlte. Jaja, die Gier!

(Dieser Larifari-Beitrag ist als bewusstes Kontrastprogramm zur ganztägigen Gauck-Hudelei gewählt. Der 3., den man mir in kürzester Zeit mit immer dem gleichen Geschwafel als großen Wurf unterjubelt. Ich kann’s nicht mehr hören.)

Sonntag, 25. Dezember 2011

Warten auf…, ja, auf was eigentlich?

Sicher nicht auf den Weihnachtsmann, denn dieses inflationäre, amerikanisierte Ho-Ho-Ho-Gedöns, dieses grauenhaft verkitschte Konsumanimieren, geht mir schon seit Jahren so gewaltig auf den Keks, dass ich mit der Zeit mehr und mehr zum Weihnachtsignoranten mutierte. Das fällt natürlich hier im hochsommerlichen Südafrika auch nicht besonders schwer, denn in der Sonnenglut schwitzende Santa’s sehen nicht nur komisch aus, sondern, kommt man ihnen zu nahe, riechen sie auch etwas streng. Ich weiß, wovon ich rede ( guckst Du hier)!
In diesem Jahr kommt zur normalen Weihnachtsapathie leider auch noch eine veritable Blogunlust. Hier passiert nichts Berichtenswertes und irgendwie ist mir auch die Lust an Spott und Häme abhanden gekommen. Entweder sind die Dimensionen und die Tempi von Krisen und Fehlentwicklungen so gewaltig, ist die Hilflosigkeit der Krisenmanager so offensichtlich, dass ich mir mangels Sachverstand tunlichst jegliche Bewertung versagen sollte, oder aber, die publizierten Aufreger sind so spießig und banal, wie ihre Protagonisten, über die auch ich mich schon zur Genüge ausgelassen habe.
Natürlich ist es bemerkenswert, wenn sich eine Nation eine kleinkarierte Krämerseele als Staatsoberhaupt leistet und selbstverständlich entbehrt es nicht einer gewissen Komik, wenn sich eine Partei in Regierungsverantwortung in Auflösung befindet und zur Konkursabwicklung ihr Führungspersonal aus dem Kindergarten rekrutiert. Aber daran arbeiten sich tag-täglich ganze Heerscharen von Professionellen ab, wobei die Doppeldeutigkeit dieser Bezeichnung auch die Tätigkeit von so manchem Medienvertreter zutreffend beschreibt.
Der manchmal von mir als Ausweichthema herangezogene Bundesligafußball, im speziellen natürlich die Werkself von Bayer04 Leverkusen, ist leider im Moment auch nicht zu verwenden, denn 1. ist jetzt Winterpause und 2. spielt die ehemals geliebte Werkself einen geradezu peinlich schlechten Ball – ne, da schweige ich lieber betreten.
Also, worauf warte ich? In erster Linie wohl auf ein Ende der Schreibblockade und vielleicht mal wieder auf den ein oder anderen Einfall für eine erzählenswerte Geschichte. Warten wir es ab, vielleicht ist ja dies hier ein neuer Ansatz, denn bekanntlich, so ein Sprichwort, kommt der Appetit mit dem Essen. Apropo: Diesmal gab es keine Gans zu Weihnachten. Nirgends war eine käuflich zu erwerben und die Jagd auf die ägyptischen, wilden, verlief glücklos. Aber die beiden Mastenten vom Woolworth waren, mit Orangen-Honig-Glasur roasted to perfection, ein köstlicher Ersatz. In diesem Sinne, wenn auch etwas verspätet, tief aus dem Süden:

Fröhliche Weihnachten!

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Das Aus im Morgengrauen

Vielleicht ist es ja dem Ein oder Anderen in Deutschland bekannt, dass seit gut einem Monat in Neuseeland die Rugby-Weltmeisterschaft läuft. Die Gruppenphase wurde Anfang der letzten Woche abgeschlossen und die Favoriten haben sich ausnahmslos für das Viertelfinale qualifiziert. Schon in der Gruppenphase gab es einige Überraschungen und allein das ist überraschend, denn im Rugby kann sich ein schwächer besetztes Team kaum gegen ein stärkeres durchsetzen. In Neuseeland, in Australien, in Südafrika und, mit Abstrichen, in England und Frankreich ist Rugby professionalisiert, alle anderen WM-Teilnehmer treten mit Feierabendprofis oder reinen Amateuren an. Da ist es schon eine kleine Sensation, wenn wie geschehen, Irland gegen Australien gewinnt und sich vor denen als Gruppenerster für das Viertelfinale qualifiziert. Das wusste Südafrika noch nicht, als sie sich durch einen Try kurz vor Spielschluss gegen die erstaunlich spielstarken, schnell und athletisch agierenden Waliser mit 17 : 16 durchsetzten. Ein Pyrrhussieg, wie sich erweisen sollte, denn nun traf man bereits im Viertelfinale auf Australien, einen der Mitfavoriten des Turniers. Keine Überraschung war dann der klare Sieg der „All Blacks“, also der Neuseeländer, gegen Argentinien, aber verblüffend war, wie sang- und klanglos die Engländer gegen Frankreich mit 12 : 19 eingingen. Die schon gegen Südafrika hervorragenden Waliser gewannen gegen die Iren leicht mit 19 : 10 und das letzte Viertelfinale bot dann mit den Wallabies (AUS) vs. Springbocks (ZA) ein vorgezogenes Finale.

Bryce LawrenceUm es kurz zumachen: Hier in Südafrika waren am Sonntagmorgen um 7.30 Uhr die Sportkneipen mit den Großbildschirmen gerammelt voll und die enthusiastisch mitgehenden Zuschauer sahen aus Wellington ein packendes Kampfspiel, sahen überlegene, ständig angreifende Springbocks und aufopferungsvoll verteidigende Wallabies. Und, sie sahen einen sehr merkwürdig pfeifenden Schiedsrichter, einen Neuseeländer, der alles daran setzte, den offensichtlich schwächeren Aussies zum Sieg zu verhelfen, was letztlich auch gelang. Kurz vor Spielende gingen die Aussies durch einen dubiosen Penalty mit 2 Punkten in Führung und danach wurde jeder südafrikanische Angriff konsequent durch haarsträubende Fehlentscheidungen unterbunden.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie diszipliniert die so martialisch agierenden Rugbyspieler jede noch so falsche Entscheidung des Referees akzeptieren. Das beim Fußball übliche Lamentieren, Meckern und Bedrängen des Schiedsrichters gibt es einfach nicht. Grund dazu hätte es einigen gegeben, denn am Ende gewann Australien mit 11 : 9, Südafrika war ausgeschieden und der Schiedsrichter Bryce Lawrence ist nun der Buhmann in den südafrikanischen Medien. Verständlich ist das schon, aber wer aus 60 % Ballbesitz und 80 % Raumbeherrschung, wer bei eindeutigem Vorteil in allen Statistiken wärend der gesamten Spielzeit nicht einen Try, also einen Durchbruch bis zur Endzone schafft, der darf sich über so eine unnötige Niederlage nicht beschweren.

Im Halbfinale kommt es nun zu den Paarungen Neuseeland - Australien und, überraschend, Wales – Frankreich. Mein Endspieltipp ist Neuseeland –Wales, wobei Neuseeland zwar Favorit ist, Wales aber für eine weitere Überraschung sorgen könnte. Am Wochende geht's weiter und auch wenn Südafrika wieder in der Heimat ist, die Übertragungen aus NZ schau ich mir weiter mit viel Genuss an. Wo anders, als bei diesem rauhen Sport kann man schon beim Zuschauen spüren, wie schön es ist, wenn der Schmerz vergeht?

Ach, übrigens, einen überaus beeindruckenden Bocktackle kann man hier bewundern.



Freerange-Rugby at it's best. A genuine South African experience!

Sonntag, 21. August 2011

Südafrika – dünn ist das Eis

Wieder einmal gibt es traurigen Anlass für einen Bericht hier von der Südküste. Zwei junge Männer verloren am letzten Wochenende ihr Leben. Der eine, KC Davey, war ein 17-jähriger weißer Schüler, den ein betrunkener Taxifahrer anfuhr. Der Taxifahrer flüchtete von der Unfallstelle und der Junge verstarb noch am Unfallort. Der andere Tote, Landile Mampuso (26), war schwarz und wurde letzten Sonntagnachmittag von drei weißen Rassisten (46, bzw. 33 Jahre alt) in Margate totgeschlagen.

Landile Mampuso war beim Margate Country Club als Handyman beschäftigt, sorgte für Ordnung in Duschen und Umkleideräumen, besserte als freundlicher Schuhputzer sein Einkommen auf und wir Golfer mochten ihn einfach. Folgt man der Berichterstattung in der hiesigen Lokalpresse, so gab es aus nichtigem Anlass einen Kneipenstreit. Landile flüchtete wohl nach draußen, wurde von den mutmaßlichen Totschlägern verfolgt, eingeholt und dann so brutal geschlagen und getreten, dass er auf dem Weg ins Krankenhaus seinen schweren Verletzungen ( Schädel-, Kieferbruch uvm.) erlag.
Die beiden Todesfälle haben nun eigentlich nichts miteinander zu tun, aber dennoch gibt es eine Gemeinsamkeit – über beide Fälle berichtete die hiesige Lokalpresse am letzten Donnerstag. Und diese Berichterstattung wirft ein Schlaglicht auf die Fragilität der hiesigen Gesellschaft in der Post-Apartheid-Zeit.
SC Fever1SC Fever2SC Fever3SC Fever4
Über den Tod des weißen Jungen berichtet die Lokalzeitung mit Bild auf der 1. Seite, prominent mit Kondolenzadressen und Bildern auf der ganzen Seite 3. Den Bericht über Landile Mampusos schreckliches Ende findet man kurz angedeutet auf Seite 1 und dann ziemlich versteckt auf Seite 6. Gut möglich, dass sich die Redaktion Sorgen gemacht hat wegen eventueller Reaktionen der schwarzen Bevölkerung, ist doch der rassistische Hintergrund dieses Totschlags offensichtlich. Nicht umsonst etwa die Aufforderung, Ruhe zu bewahren, durch den Sprecher der Distriktverwaltung, denn da z.Zt. auch noch die Kommunalarbeiter streiken und weil Streiks hier immer von recht aggressiven Ritualen begleitet sind, fürchtet man wohl, dass dieser Totschlag ein Funke an einem sowieso latent explosiven Gemenge sein könnte. Diese Befürchtung teile ich allerdings nicht.

Donnerstag, 30. Juni 2011

Gut verteidigt...

...durch etliche Sandbunker sind die Grüns des Golfplatzes in Richards Bay. Noch besser bewacht sind aber die Wasserhindernisse und zur Erhaltung der Gesundheit ist es sicherlich geraten, ins Wasser versenkte Bälle dort zu belassen.

Richards Bay CC Loch 18 mit Krokodil

Natürlich sollte man auch die, mit Warnschildern versehenen, Hippo-Territories, also die Flusspferdpfade, tunlichst meiden und überhaupt selbstverständlich auch alle Bereiche mit dichterem Pfanzenbewuchs, weil dort züngelnd und zischend die giftigsten Schlangen ihr Wesen treiben. Ansonsten kann man sich aber, mit der gebotenen Vorsicht, frei bewegen und die 3 Tage bei den Mini-Nationals dort oben in der St Lucia-Area waren zwar wenig erfolgreich, aber jederzeit spannend.

Samstag, 25. Juni 2011

Rumms!!

Wieder einer, und natürlich einer der Besten. Vor 2 Wochen, morgens um 6.30 Uhr auf dem Margate Golfcourse, klagte er leise, er fühle sich „irgendwie“ nicht so wohl. Er hielt 18 Löcher durch und da sah ich ihn zum letzten mal. Len Johns hat in den letzten 6 Monaten sein Alter, immerhin gesegnete 83 Jahre alt, sieben mal unterspielt!! Das mag dem Nichtgolfer nix sagen, aber mit 83 Jahren weniger als 83 Schläge für 18 Löcher zu verbrauchen, ist eine phänomenale Leistung. It’s all over now. Len Johns verstarb in der Nacht von Sonntag auf Montag, kurz und hoffentlich schmerzlos. Er, der alte zimbabwesche Rassist, war so ein sympatischer, humorvoller, freundlicher Mensch und, auch wenn man sein Dahinscheiden als altersgemäß und normal empfinden darf, er wird mir und uns fehlen..
Rest of thw world Margate

Hey Len, rest in peace.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Die Frau des Ministers

Sheryl Cwele ist hier bei der Hibiscus Coast Municipality angestellt. Sie bekleidet den Posten des/der Direktors/Direktorin für die Abteilung Gesundheit und öffentliche Dienste.

Siyabonga Cwele ist der südafrikanische Minister für nationale Sicherheit und ist der Ehemann von Sheryl. Diesem Umstand verdankt Sheryl wohl auch ihren sehr ordentlich entlohnten Direktorenposten bei der Bezirksverwaltung, denn, glaubt man einschlägigen Presseveröffentlichungen , wurde bei ihrer Anstellung auf normalerweise erforderliche Zeugnisse oder Befähigungsnachweise verzichtet. Sheryl und Siyabonga Cwele bewohnen ein schönes Haus in Port Shepstone und 4 Kinder entsprangen dieser gutsituierten Verbindung.

Tessa
Tessa Beetge (35) war eine Nachbarin und mit der Zeit eine Freundin von Sheryl Cwele. „War“, so darf man wohl vermuten, denn Tessa Beetge sitzt seit 2008 in einem Gefängnis im brasilianischen Rio de Janeiro, wegen Drogenschmuggels zu 6 Jahren Haft verurteilt und sie ist auf ihre „Freundin“ sicher nicht gerade gut zu sprechen.



CharmaineCharmaine Moss (48) betreibt hier in St Michaels einen Beauty-Salon, ist zeitweise auch Airobic-Trainerin und wurde über die Jahre eine gute Bekannte von Frau Blackconti, welche Charmains Dienste immer wieder mal in Anspruch nimmt. Frau Moss war auch mit Sheryl Cwele befreundet, da ihr Sohn mit einer Tochter der Cweles zur Schule ging und die Frauen sich über Fahrgemeinschaften für die Kinder kennen gelernt hatten. Auch hier darf man mit Fug und Recht „war“ schreiben, denn Frau Moss blieb das Schicksal der Tessa Beetge nur erspart, weil sie im letzten Augeblick von einer verlockenden Reise in die Türkei absprang.

Frank NabilosaFrank Nabolisa, ein Nigerianer mit dubioser Vergangenheit, war der „Geschäfts“-Partner der Sheryl Cwele, und auch hier ist das „war“ angebracht, denn dem Geschäft der beiden wurde nun die Grundlage entzogen. Sheryl und Frank wurden vor wenigen Tagen vom High Court, dem Oberlandesgericht, in Pietermaritzburg zu 12 Jahren Haft verurteilt. Frank sitzt schon seit seiner Verhaftung im Januar 2010 ein, wohingegen Sheryl, die 2010 ebenfalls verhaftet wurde, nach kurzer Untersuchungshaft gegen 100 000 Rand Kaution wieder freigelassen wurde. Nur so nebenbei, auch nach dem letzten Urteil bleibt sie auf freiem Fuß, denn sie behauptet nach wie vor unschuldig zu sein und hat Einspruch eingelegt.

Was aber war die Geschäftsidee des Paares Sheryl und Frank? Nun, es ging ganz einfach um Drogenhandel. Frank wusste, wo man diese im Ausland günstig einkaufen konnte und Sheryl war für die Logistik, d.h. den Transportweg nach Südafrika zuständig. Also war Sheryl gut zu ihren „Freundinnen“, Tessa und Charmaine, und offerierte diesen gut bezahlte, leichte Aushilfstätigkeit im Ausland. Tessa sollte für 14 Tage in London arbeiten und Charmaine 2 Wochen in der Türkei. Was genau dort dann zu tun sei blieb im Unklaren, aber alles wäre legal, man würde mit 25 000 Rand entlohnt und alle Reisekosten würden übernommen. Wer wird schon misstrauisch, wenn eine wohlhabende Freundin, die Ehefrau eines Staatsministers gar, so ein Jobangebot macht? Die beiden Frauen jedenfalls waren es nicht, waren geradezu begeistert, und so erfuhr auch ich via Frau Blackconti, dass ihrer Massage- und Waxing-Spezialistin Charmaine eine gut bezahlte Reise in die Türkei in Aussicht stand. Das war 2008 und da keine weiteren Details genannt wurden, dachte ich nur: Schön für sie, also Charmaine, und hatte die Sache vergessen.

Irgendwann erfuhr ich dann aus den Medien, dass eine Frau Tessa Beetge aus Port Shepstone in Brasilien mit 10 kg Kokain im Gepäck verhaftet worden sei. Für mich war das eine Nachricht wie hundert andere. Den Namen hörte ich da zum ersten mal und außer, dass es eine Frau aus Port Shepstone, also hier von der Southcoast, war, interessierte ich mich auch nicht weiter dafür. Ziemlich elektrisiert aber war ich dann Anfang 2010, als ich in einer überregionalen Zeitung einen Artikel über die Verhaftung der Sheryl Cwele und des Frank Nabolisa las. Drogenschmuggel und –handel wurden ihnen vorgeworfen und, wie es hieß, „Shelly Beach-Beauty-Practioness“ Charmaine Moss sei die Hauptbelastungszeugin der Staatsanwaltschaft.

An dieser Stelle sollte ich auf einen, für uns Deutsche, ziemlich gewöhnungsbedürftigen Fakt hinweisen. Die hiesigen Medien haben keine Hemmungen, die Klarnamen und oft auch Fotos von Personen zu veröffentlich, die eines kriminellen Vergehens verdächtigt werden. Dass dies hier auch bei Belastungszeugen praktiziert wird, macht mich ziemlich fassungslos, denn man mag sich die Angst des Zeugen vor Nachstellungen von interessierten Kreisen vorstellen. Wenn ich hier jetzt auch alle Namen ausschreibe, kann das keinen Schaden mehr anrichten, denn aus unzähligen Presseveröffentlichungen sind diese Namen bekannt.

Charmaine hatte jedenfalls eine Heidenangst und wurde für einige Zeit regelrecht unsichtbar. Später erzählte sie uns dann, dass sie ihre Reise bereits angetreten hatte. Sheryl Cwele hätte das Visum für die Türkei und die Flugtickets besorgt und so ist Charmaine dann nach Johannesburg geflogen. Von dort sollte dann am nächsten Tag der Flug nach Istanbul starten. In Joburg nahm sie besagter Frank Nabolisa in Empfang und brachte sie über Nacht in einer ziemlich schäbigen Absteige in Joburg unter. Nachfragen zu ihrer Tätigkeit in der Türkei wurden erst ausweichend und dann dahingehend konkretisiert, dass sie in der Türkei eigentlich nur ein Päckchen in Empfang nehmen und mit nach Südafrika bringen solle; ansonsten könne sie sich 14 Tage bis zum Rückflug eine schöne Zeit machen.

In dieser Nacht habe sie angefangen zu denken, zu suspekt waren der zwielichtige Nigerianer, die miese Unterkunft und dann erst dieser merkwürdige Auftrag. Früh am nächsten Morgen fuhr sie direkt zum Airport und flog mit der nächsten Maschine zurück nach Durban. Das war ihr Glück, denn wäre sie in die Türkei geflogen, hätte sie das gleiche Schicksal ereilt wie Tessa Beetge. Sie wäre mit Sicherheit mit dem „Päckchen“ festgenommen worden, denn wie sich später herausstellte, waren Cwele und der Nigerianer schon seit einiger Zeit im Visier der Drogenfahnder.

Vorerst ist nun ein Urteil gesprochen. Sheryl Cwele und Frank Nabolisa sollen 12 Jahre ins Gefängnis. Charmaine’s Zeugenaussage und diverse abgehörte Telefonate und abgefangene SMS’s und E-Mails waren ziemlich eindeutig, sodass auch eine Revision kaum zu einem anderen Urteil kommen dürfte. Aber wer will darauf wetten, zumal ja höchste politische Kreise berührt sind. Der Minister für nationale Sicherheit und Ehemann, weiß anscheinend nichts, schweigt jedenfalls bisher beharrlich.

Zapiro Cwele
( vigilance = Wachsamkeit, Mr. Cwele arbeitet an einer Verteidigungsrede für die "Protection of Info Bill", ein Zensurgesetz ähnlich dem, welches die ungarische Regierung kürzlich durchprügeln wollte. Der ANC möchte seine dauernden Skandale besser unterm Deckel halten.)
Tessa Beetge hatte eigentlich noch mehr Grund über den Zweck ihres Reiseauftrags nach zu denken, denn ihr wurde ein Job in London avisiert, der dann, als sie in Joburg ankam „leider schon besetzt“ war, aber, welch glückliche Fügung, in Kolumbien, in Bogota, sei ein Päckchen abzuholen und dann mit zu bringen. Sie hat nicht nachgedacht, oder nicht nachdenken wollen. Nun verbringt sie schon 3 Jahre in einer Gefängniszelle in Brasilien. Wie man hört, arbeitet sie dort an einem Buch über ihre Erlebnisse. Arbeitstitel: Die Frau des Ministers ( Nein, Blödsinn – den Titel habe ich jetzt erfunden. Ansonsten stimmt’s aber – weitgehend.)

Mittwoch, 17. November 2010

Gefasst - endlich!

Aufatmen allenthalben hier an der Southcoast. Nach viereinhalb Monaten intensiver Ermittlungen war die Polizei erfolgreich und hat in Gamalakhe einen Mann verhaftet, der mittlerweile gestanden hat, an der Vergewaltigung und Tötung der 81-jährigen June Wallies beteiligt gewesen zu sein. Nach einem 2. Täter wird weiter gefahndet. Folgt man dem Bericht in der Lokalpresse, so kann man über die Umstände des Verbrechens nur noch den Kopf schütteln. Danach schildert der Verhaftete die Tat wie folgt:

Herald about June Wallies case 1Mrs. Wallies führt, wie jeden Abend, ihre beiden Hunde aus, auf dem beliebten Strandpfad zwischen St Michaels und Uvongo. Dort begegnet sie dem nun verhafteten 30-jährigen, welcher sie um eine Zigarette angeht. Mrs. Wallies kann, da Nichtraucherin, dieser Forderung nicht nachkommen und wird daraufhin vom Beschuldigten niedergeschlagen. Dies beobachtet ein 2. Mann, der auf einer Bank in der Nähe sitzt. Dieser sei dann hinzugeeilt und habe vorgeschlagen, so der nun Verhaftete, Mrs. Wallies zu fesseln und zu vergewaltigen. Mit Schubändern wurden Mrs. Wallies' Hände gebunden und ihre Hunde ebenso. Dann habe der andere Mann noch Mrs. Wallies mit ihrer eigenen Unterwäsche geknebelt, ihren Hals verdreht und sie vergewaltigt.

Herald about June Wallies case 2Er, der Festgenommene sei erst danach zum Zuge gekommen. Ob Mrs. Wallies während der Vergewaligung noch lebte, könne er nicht sagen. Auf jeden Fall habe sich Mrs. Wallies nicht gewehrt und wäre während der Vergewaltigungen ganz still gewesen. Nach der Vergewaltigung habe er den Tatort sofort verlassen und seinen Weg zum St Mikes-Beach fortgesetzt. Der 2. Mann sei ihm nach kurzer Zeit gefolgt und habe Wertsachen des Opfers, eine Uhr und eine Halskette mitgebracht. Diese Sachen hätten zusammen einen Wert von ca. 300 Rand gehabt und das Geld hätten sich die beiden Männer später geteilt und dafür Alkoholica gekauft.

Der Ermittlungsrichter sieht sich nun in der Pflicht zu klären, ob das Opfer zum Zeitpunkt der Vergewaltigung noch lebte und ob überhaupt eine Tötungsabsicht bestand.

Wenn man den Tatort kennt und den Zeitpunkt der Tat, quasi in aller Öffentlichkeit bei hellem Tageslicht, wenn ich das Foto dieses Hänflings von „mutmaßlichem“ Täter sehe und diese Zusammenfassung seines Geständnisses lese, dann läuft es mir angesichts der grausamen Banalität, der spürbaren Gefühlsrohheit bei diesem Verbrechen kalt den Rücken runter. Ich weiß, dass es falsch ist, aber einen gewissen Anflug von Verständnis für den Rassismus und die Vorbehalte der weißen Minderheit gegen „die Schwarzen“ kann ich dann nicht verhehlen.

Nachtrag:

Gestern, am 17.11. wurde auch der 2. Mann festgenommen, ein 47-jähriger Obdachloser hier aus St Michaels. Irgendwie schon beruhigend, dass die Polizei ihre Arbeit macht, still im Hintergrund, aber effektiv.

Sonntag, 7. November 2010

Olga rennt...

...am Strand und sie in voller Beschleunigung zu erleben, ist ein ästhetischer Genuss.

Olga rennt

Olga mit Verband
Leider ist es damit vorerst vorbei, denn wieder einmal wurde sie Opfer jener Ignoranten, die leere Flaschen mit einer Schleuderbewegung einfach in die Büsche am Strand entsorgen. Diese Büsche werden während der trockenen Winterperiode von anderen Idioten angezündet , weil’s so herrlich hohe Flammen gibt und die Hitze lässt die Glasflaschen zu Scherben zerbersten. Jetzt im Frühjahr erholen sich die ausgebrannten Büsche sehr rasch und alles wuchert und grünt wieder. Olga liebt diese Büsche und durchstöbert sie beim Strandspaziergang mit Akribie und Ausdauer. Gestern kam sie, wie schon vor zwei Jahren, humpelnd zurück. Wieder hat sie sich an einer Glasscherbe die Vorderpfote tief aufgeschnitten. Nun ziert wieder ein dicker Tapeverband die Pfote und wenn man das arme Vieh jetzt beim mitleiderregenden Humpeln beobachtet, kann man sich kaum vorstellen , mit welcher Energie und Eleganz sich das gesunde Tier bewegen kann (s.o.).

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