Wo liegt das Problem?

Euro-Pol meldet, dass mindestens 700 Fußballspiele durch eine international agierende Wettbetrügermafia manipuliert worden sind. In die Schiebereien seien Spieler, Schiedsrichter und Funktionäre involviert und es seien Beträge in Millionenhöhe ergaunert worden. Na und? Wer wird denn hier geschädigt? Das sind doch wohl nur diese dubiosen Wettanbieter, Bwin, BetatHome, BetimBett, BetteeinBit usw., die ja die kunstvoll selbstgebastelten Wettgewinne auszahlen mussten. Anscheinend sind mit der Spielsucht anfälliger Menschen exorbitante Profite zu erzielen, denn warum sonst schießen diese Buchmacherfirmen wie Pilze aus dem Boden, nach dem deren Lobby endlich die Legalisierung dieser windigen Geschäftsmodelle durchgedrückt hat.

Bezeichnenderweise aber hört man aus dieser Ecke keinen empörten Aufschrei, kein Wort der Klage. Da sind wohl die Verluste aus den Betrügereien nur Kleingeld, verglichen mit den Gewinnen, die man aus den Taschen der „normalen“ Zocker ziehen kann. Ja, und interessiert uns die die Manipulation der Viert-Liga-Begegnung zwischen Neheim-Hüsten und Horst-Emscher oder eines WM-Qualifikationsspiels zwischen Zimbabwe und Burkina-Faso wirklich? Zur Klarstellung: Die vorgenannten Partien gibt, oder gab es gar nicht, entspringen nur meiner Phantasie, um zu verdeutlichen, welch abseitige Wetten angeboten werden und dass dadurch ja geradezu zum Betrug eingeladen wird. Mir soll’s nur recht sein, wenn diese ekelhaften Wettanbieter ordentlich über den Tisch gezogen werden und insofern hat die asiatische Wettmafia meine volle Sympathie.

Dass Phillip Wollscheid, Innenverteidiger meiner geliebten Werkself Bayer04, seinen Katastrophen-Rückpass, der am Sonntagabend zum 2:3 Sieg der Dortmunder führte, auf Anweisung der Wett-Paten aus Singapur gespielt hat, ist nur ein bösartiges Gerücht, welches einzig ich hier streue und auch gleich wieder offiziell dementiere, obwohl – nee, - oder?…
Gregor Keuschnig - 6. Feb, 09:45

Die Wetten würden auch ohne die "offiziellen" Wettanbieter stattfinden. In den 70er/80ern hatte ich ein bisschen Einblick in Pferdewettanbieter. Etliche davon waren "schwarze Buchmacher", zumal die Profiwetter die Buchmachersteuer sparen wollten. Und auch in den 80ern gab es schon "schwarze" Fußballwetten; wenigstens von einem Bundesligaspiel weiss ich, dass es trainerseitig (!) manipuliert wurde.

Ansonsten teile ich Deine leicht resignative Sicht vollkommen. Etliche Galopp- und Trabrennbahnen in Deutschland sind inzwischen nahe der Pleite; die Leute ziehen sich zurück, weil gemogelt wird, das sich die Balken biegen. Ähnliches wird vielleicht auch einmal dem Fussball blühen. Es gibt einfach zu viele Ligen und zu viele Spiele, die irgendwann keine große Bedeutung mehr haben und dann für wenig Geld manipulierbar sind. Wenn in der Regionalliga XY der Tabellenzehnte gegen den Tabellenelften spielt, zum Beispiel. Auch Qualifikationsspiele können sanft manipuliert werden; da führt man eben nicht 4:0 zur Halbzeit, sondern nur 1:0.

Spannend und wirklich krebsartig wird es für den Fußball, wenn die Schiedsrichter bestochen werden. Dem kann man nur begegnen, in dem Videobeweise eingeführt werden, die dann vor Ort von anderen als den Schiedsrichtern beurteilt werden. Das würde diese auch entlasten. Aber daran denkt von diesen Steinzeitfunktionären niemand.

blackconti - 6. Feb, 17:24

Ob offiziell oder schwarz, die Buchmacher sind doch die Opfer der Spielmanipulationen, oder sehe ich das falsch? Für die „normalen“ Wetter macht das doch kaum einen Unterschied, denn der kann ja durch Zufall auch das manipulierte Resultat getippt haben. Für den Fußball insgesamt ist natürlich das Wissen, bzw. das Vermuten von Schiebereien längerfristig eine Katastrophe.

Ob für irgend ein Wald- und Wiesenspiel in der 4. Liga, den, wegen ihrer Unauffälligkeit, wohl bevorzugten Manipulationszielen, der technische Aufwand für eine beweiskräftige Videoüberwachung je installiert wird, wage ich zu bezweifeln.
Gregor Keuschnig - 7. Feb, 15:35

Naja, bei den Pferdewetten waren die illegalen Buchmacher häufig auch Initiatoren von Wettmanipulationen: Da sie das Ergebnis (vermeintlich) kannten, konnten sie verdeckt auf ihre Favoriten Geld platzieren und Wetten auf andere einfach "halten". So etwas ist auch hier denkbar, aber wenn die Organisation(en) mafiös sind, scheidet das natürlich aus. Die finanziell Betrogenen sind dann die legalen Wettanbieter bzw. deren Kunden. Würde man diese Organisationen in D oder gar der EU verbieten (was alleine wegen GB nicht geht, weil die auf alles wetten), würde zwar immer noch manipuliert, aber irgendwann neutralisiert sich das dann.

Natürlich wäre es unsinnig, in der Regionalliga noch Videokameras einzusetzen. Man sollte diese Unterklassen zu Hobbyligen erklären und legale Wetten verunmöglichen (s. o.).

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