Anspruch und Wirklichkeit – die 2.

10 Minuten am Anfang und 5 Minuten in der 2. Halbzeit, also insgesamt 15 Minuten, versuchte die deutsche Mannschaft dem Anspruch, die EM zu gewinnen, gerecht zu werden. Die restlichen 78 Minuten stolperte sie ohne Ausnahme den wunderbar aufspielenden Spaniern hinterher. Was man schon gegen Kroatien, Österreich und die Türkei erlebte, wurde heute nahtlos fortgesetzt, sah nur noch viel unbeholfener aus, da die Spanier ein ganz anders Kaliber waren und geradezu einen Klassenunterschied sichtbar werden ließen.
Das wäre ja alles nicht weiter erwähnenswert, wäre da nicht diese unsägliche Quatscherei im Vorfeld. Da werden dem Kaiser die wunderschönsten Kleider angedichtet und bei der Parade zeigt er sich dann ungeniert vollkommen nackt.
Heute wäre eine Niederlage mit 4-5 Toren Unterschied angemessen und höchstwahrscheinlich heilsamer gewesen, denn diese knappe 1 : 0 –Niederlage leistet nur weiterem Selbstbetrug Vorschub, wie einige Äußerungen nach dem Spiel leider Gottes vermuten lassen.
blackconti - 29. Jun, 23:53
Der Grund liegt meines Erachtens auch darin, dass etliche derjenigen, die bei der EM zu Leistungsträgern wurden bzw. "ernennt" wurden, in den vereinen die meiste Zeit auf der Bank sassen. Und zwar nicht nur verletzt (Ballack), sondern aufgrund der Tatsache, dass dort andere, stärkere Spieler (meistens Ausländer) dominierten. Es kann nicht sein, dass es Vereine gibt, die einfach jeden potentiell starken Spieler aufkaufen - um ihn dann als Luxusbankdrücker versauern zu lassen.
Mit Spanien hat eine Mannschaft gewonnen, die schon seit Jahren eine exzessive Nachwuchsarbeit betrieben wird. Die inneren Spannungen scheint man dort jetzt überwunden zu haben - und schon klappt's. Ähnliches gilt für die Türkei und Russland.
Nebenbei: Endlich muss man diesen ausgelutschten Begriff "Sommermärchen" nicht mehr in jeder Nachrichtensendung ertragen und auch der grauenhafte Anblick "spontan" grölender "Fans", sobald eine eingeschaltete TV-Kamera auf sie gerichtet ist, dürfte sich nun hoffentlich erledigt haben. Was 1998 bei der WM in Frankreich noch spontaner Ausdruck nationaler Freude war, diese Massenversammlungen auf Boulevards und Plätzen, was 2006 in Deutschland, weil eigentlich überraschend, noch faszinierte, das ist mittlerweile zum völlig kommerzialisierten
"Event " verkommen und ähnlich peinlich wie der Musikantenstadl. In dieser Hinsicht wird die WM 2010 hier in Südafrika mit ziemlicher Sicherheit ein Flop - Gott sei Dank.