Broder, Sarrazin – Ein Kopf-an-Kopf-Rennen


Sarrazins Erfolg war durchschlagend. Das Medienecho auf seine Kritik an faulen arabischen Gemüsehändlern, die in Wärmestuben fortwährend kopftuchtragende Muslima produzieren, war gewaltig und das Rauschen des Blätterwaldes dröhnte Broder in den Ohren, hatte er doch bislang selbst mit der abwegigsten Muslimbeschimpfung niemals so eine Reaktion erreicht. Das kränkt, selbstverständlich, ist aber auch nicht verwunderlich. Broders Polemiken sind so absurd, dass sie nur als Satire zu begreifen sind und von einem ehemaligen „St. Pauli-Nachrichten“- und „Pardon“ –Autoren darf man das auch erwarten.
Im Kampf um den Titel des nationalen Klassenclowns hat Broder nun seine „Kipa in den Ring geworfen“, wie die Süddeutsche Zeitung meldet. Broder hält die Frau Knobloch für völlig ungeeignet und will nun höchst selbst Vorsitzender des Zentralrats der Juden werden. Das ist ein gelungener Coup, denn er garantiert Broder endlich mal wieder Aufmerksamkeit in den Medien und Sarrazin kann da nicht mitmischen, der ist nämlich kein Jude. Broders Chancen stehen zwar nicht gut, aber wer weiß? Der Zentralrat der Juden fand auch den öligen Friedmann schon mal geeignet fürs Präsidium.
Noch ein Wort zu Sarrazin. Sein Name deutet auf arabische Abstammung hin. Sarrazin – Sarazenen ( arabischer Volkstamm, bekannt als mutige Gegner der Kreuzritter) – na, dämmert’s? Und dann wird auch bei Sarrazin einiges klar: Die größten Kritiker der Elche waren früher selber welche!
blackconti - 22. Okt, 18:16
Wow! Das scheint mir hier aber selber mal arg polemisch - und anderswie dann wieder mit den Absichten der beiden Polarisierer doch sehr d'accord!
Ich glaube, es geht aber gar nicht mehr um Argumente - es geht um schon lange zu bequem gewordenen Gewissheiten, die keine mehr sind. (Und in diesem Beitrag zumindest sehe ich weit und breit auch kein weiter führendes Argument... außer für die mir fast schon fundamentalistisch vorkommende "Correctness", die ihre eigentlichen Gegenstände längst verfehlt. Dass Sarrazin was gegen Araber hat, lese ich aus seinen Ausfällen nicht. Und auch nicht bei Broder. Dass die aber die faulen Konsenshaltungen nicht ehr mitmachen wollen, ist deren Mindestverdienst. Diese beiden Figuren scheinen viel wichtiger, in dem sie ein bisschen Dreck aufwirbeln - dass er auf ihren eigene Köpfen runtergeht, nehmen sie in Kauf. Und das ist vielleicht mehr, als die Selbstgewissen beitragen.
Frage aber: Worum ging's eigentlich noch mal? Und gibt es da tatsächlich, abseits der richtigen Haltungen, irgendwelche Lösungen? Sehe ich bisher nicht. Aber vielleicht ist mal wieder ein Anfang gemacht.
Möglicherweise hast Du recht und die beiden wollen nur eine Erstarrung aufbrechen und endlich eine ehrliche Diskussion auslösen. Ich bin da skeptisch, zu selbstverliebt erscheinen mir die beiden, aber wie auch immer, wenn’s dazu führen würde – mir wär’s recht.