erlebtes

Mittwoch, 22. Februar 2006

Summertime Blues

Angeregt durch den Verweis von Frau Budenzauberin auf die hübsche Idee im Blog von Bateman habe ich mich an eine Begebenheit in meiner Kindheit erinnert, die immer dann sofort wieder lebendig wird, wenn ich Eddi Cochran’s „Summertime Blues“ höre. Sicher ist es nicht der „Song of my Life“, weshalb ich auch nicht an dem Wettbewerb teilnehme, aber erzählen will ich die Geschichte schon.


Ich wuchs in der Nachkriegszeit in einer westdeutschen Kleinstadt auf und Eddi Cochranbis heute ist mir der spießige Mief der fünfziger Jahre präsent, wenn ich mich an diese Zeit erinnere. Mit Beginn der Pubertät, so um das Jahr 1959, wurde mir bewusst, dass im Radio Schlager ausschließlich in deutscher Sprache gesendet wurden. Ausländische Hits wurden grundsätzlich eingedeutscht und entweder von den Originalinterpreten auf Deutsch mit Knödelakzent, oder von einheimischen „Künstlern“ in deutscher Version interpretiert.
Der Rock ’n Roll war neu und aufregend und natürlich wollte ich die Originale hören. Die gab es aber nur auf Schallplatten und diese waren für mich unerschwinglich.

Zweimal im Jahr aber war Gelegenheit, sich in dieser, bei allen Erziehungsberechtigten verpönten, „Negermusik“ zu suhlen, leidenschaftlich und bei voller Lautstärke - auf dem Rummelplatz, auf der Kirmes, auf dem Schützenfest.

Eine besondere Anziehungskraft übte auf mich dort die sogenannte „Raupe“aus, auch beziehungsreich „Amorbahn“ genannt. Ein Karussell, bei dem aneinandergekoppelte Wagen wellenförmig in Kreise herumsausen, welche dann gegen Ende der Fahrt von einem grünen Stoffverdeck überzogen werden. Letzteres war der Clou, da Jungen und Mädchen dann unter diesem „Sichtschutz“ täppische Annäherungsversuche wagen konnten. So hingen wir Jungen und auch die Mädchen dann stundenlang auf dieser Bahn herum, in dieser aufregenden Atmosphäre aus erwachendem Eros und heißem Rock ’n Roll. Die Mädels hatten sich mit Petticoat – Kleidern rausgeputzt und wir Jungs trugen unsere Konfirmationsanzüge, ordentlich, mit Schlips und weißem (mmhh, riecht gut) Nylonhemd.

Und wie beneidete ich die Karussellkassierer, junge Männer von vielleicht siebzehn, achtzehn Jahren ( „junger Mann zum Mitreisen gesucht“), wie sie elegant auf die rasende Bahn auf- und absprangen und besonders dann, wenn lautes Sirenengeheul das Schließen des Verdecks angekündigte, sich mit katzengleicher Wendigkeit in die Wagen zu verzückt kreischenden Mädchen schwangen. Karussellkassierer - mein Traumberuf!

Leider war an Mitreisen noch nicht zu denken, ich war ja gerade mal 14 und musste in die blöde Schule gehen. Aber wenigstens auf die fahrende Bahn aufspringen, das wollte ich doch einmal versuchen - oh heilige Einfalt - und hab’s dann nach einigem Zögern auch in die Tat umgesetzt. Kaum aber hatte ich das Karussell angesprungen, so packte mich die Fliehkraft und katapultierte mich in hohem Bogen zurück, direkt vor die Füße einer Gruppe entsetzt auseinanderstiebender Mädchen, auf die dreckstarrenden Bretter.

Nur einem Riesendusel verdanke ich, dass nichts Schlimmeres passiert ist und bis auf ein paar Prellungen trug ich keine körperlichen Verletzungen davon. Die Narben der seelischen Verletzungen allerdings, welche das schallende Gelächter der Mädels bei mir hervorriefen, spüre ich noch heute, wenn ich Eddi Cochran’s „Summertime Blues“ höre, der just da aus den Lautsprechern wummerte, als ich verdreckt, hinkend und zutiefst beschämt in meinem Konfirmationsanzug davonschlich.
„...sometimes I wonder what I’m - a gonna do / but there ain’t no cure for the summertime blues.“ Da da da damm - da da da damm....( langsam ausblenden)

Montag, 13. Februar 2006

Rugby

sharkie1401Am Wochenende begann hier die neue Rugby-Saison und beim ersten Spiel der „Sharks“ ( Durban) gegen die „Chiefs“ aus Hamilton, Neuseeland, musste ich einfach dabei sein. Die Serie nennt sich „Super 14“ und wird zwischen den besten Teams aus Südafrika, Neuseeland und Australien ausgetragen.
In diesen Ländern ist Rugby neben Cricket die Sportart mit dem höchsten Zuschauer- interesse. Hier in Südafrika gilt der letzte Satz allerdings nur für die weißen Südafrikaner. Die schwarze Bevölkerungsmehrheit spielt und interessiert sich hauptsächlich für Fußball.

Rugby1Rugby ist ein brutal hartes Spiel mit ausgeprägtem Körperkontakt, vergleichbar dem American Football, jedoch ohne die dort üblichen Schutzeinrichtungen wie Helme und Protektoren. Rugbyliebhaber verachten Fußballspieler als Weicheier und Schauspieler, weil Fußballer sich bei der geringsten Rempelei sofort am Boden wälzen und schwerste Verletzungen markieren. Beim Rugby gehören Rempeln, zu Boden reißen, Bodycheck und Tackle zum normalen Spiel und je härter und intensiver um jeden Meter Raumgewinn gekämpft wird, um so entzückter ist der Fan auf der Tribüne.

Rugby4Bei aller Härte, ja teilweise Brutalität auf dem Spielfeld, fallen mir als fußballgewohntem Europäer zwei Dinge besonders auf:
Die Spieler akzeptieren klaglos und ohne zu lamentieren jegliche Entscheidung der Schiedsrichter und auf den Tribünen herrscht durchweg eine friedlich–freundliche Atmosphäre. Keine Spur von Aggression unter den Anhängern beider Teams und zwar unabhängig von Spielstand oder Spielausgang. Fanausschreitungen sind gänzlich unbekannt.

ABSA Stadium DurbanDas außergewöhnlichste ist aber das Verhalten der Zuschauer nach Spielende. Während nach Ende eines Bundesligaspiels in Deutschland die Masse der Zuschauer umgehend zu ihren Autos eilen, um die Parkplätze so schnell es geht zu verlassen, schiebend, drängelnd und im Stau fluchend, geht hier in Südafrika nach dem Spiel die Party los. Die Leute öffnen die Kofferräume ihrer Fahrzeuge, holen Tische, Stühle und vor allem einen Grill heraus und dann wird auf den Parkplätzen gebraait ( gegrillt ), getrunken und gefeiert. Das zieht sich dann hin und noch zwei oder drei Stunden nach dem Ende des Spiels haben nur die wenigsten das Areal um das Stadion verlassen.
Übrigens, die „Sharks“ haben das Spiel mit 30 zu 21 Punkten gewonnen, aber das war völlig nebensächlich.

Dienstag, 10. Januar 2006

sixty

sixty and friends
Thanks a lot, friends, for the great evening and that wonderful birthday song :-)
photo by Hairy Munster Productions

Montag, 21. November 2005

eigentlich will ich's nicht glauben, aber...

...es war ein interessantes erlebnis, welches ich unbedingt schildern muss, da es in letzter konsequenz mein komplettes weltbild zum einsturz bringen könnte - also:

vor einiger zeit hatten wir besuch aus deutschland, willi, brigitte und andre. morgens saßen wir so beim frühstück, letzter tag vor dem rückflug, und kamen auf das thema übersinnliche phänomene, da sich brigitte mit solchen dingen beschäftigt. ich erzählte so nebenbei, dass ich ja, wie bekannt, eigentlich an nix glaube, dass ich allerdings mittels schweissdrähten schon wasserleitungen im erdboden gefunden hätte und dass die wissenschaft hierfür keine erklärung hätte. brigitte zeigte sich darauf sgeheimzeichen2ehr überrascht, dass gerade ich dieses phänomen kennen würde und sie fragte ganz zaghaft an, ob sie mir mal etwas zeigen dürfte. klar doch - und schon holte sie zwei abgewinkelte stahldrähte aus ihrem zimmer ähnlich den schweissdrähten, welche ich seinerzeit benutzte und fragte mich, ob wir mal unser schlafzimmer "ausmessen" sollten. warum nicht? wir wandern nach oben ins schlafzimmer, sie drückt mir die drähte in die hände und meint, ich solle mal in richtung meiner bettseite gehen. ich mach's und - kein quatsch - die drähte bewegen sich, je näher ich komme, mehr und mehr gegeneinander. auf meiner seite! wiederholung auf karins seite - nichts passiert. erklärung lt. brigitte: auf meiner seite ist eine " schlechte strahlung", aber es gäbe abhilfe. und nun kommts wirklich ganz dick. brigitte holt eine fotokopie eines, wie sie sagt "jahrtausende alten ägyptischen zeichens" und legt dieses blatt unter das bett. was soll ich lange herumreden, beim erneuten "messen" mit den drähten rührt sich nichts mehr. zeichen weg - drähte schlagen aus, zeichen wieder unters bett - ruhe am draht. unglaublich! und brigitte meint, ich könnte das zeichen auch fotokopieren, es wirke immer und je länger es vor ort sei, umso besser würden die verhältnisse. ich glaube natürlich weiterhin an gar nichts, aber jetzt bin ich doch ins grübeln gekommen. jedenfalls lass ich das blatt mal unter dem bett. vielleicht ist ja wirklich nützlich. ich scan das zeichen jetzt mal ein und häng es an. dann könnt ihr es ausdrucken und seine wirkung selbst erkunden.
garantieren kann ich aber nichts.

Hochzeit in Newcastle

Herr und Frau Blackconti fahren zu einer Hochzeit. Hochzeit von Damian und Mirka am Samstag in Newcastle – Vorbereitung am Tag zuvor in St. Mikes - business as usual. Schuhe putzen, Anzug anprobieren, 19-mirka-und-damian-3man hat evtl. ja etwas zugelegt und die Hose muss geweitet werden, Hemden passend zu Krawatten oder umgekehrt, kurz : alles klar – am nächsten Tag kann’s losgehen.
Früh am nächsten Morgen: Bitte etwas Beeilung – wir haben eine Fahrt von über 400km vor uns. Koffer einladen, die sorgfältig aufbereiteten Roben oben drauf, 2 Autos gestartet ( Jan und Jürgen fahren separat, weil sie noch ein paar Tage länger in Newcastle bleiben wollen).
Leider spielt ausgerechnet an diesem Wochenende das Wetter verrückt. Wochenlang herrschte brütende Hitze, nun regnet es Bindfäden und selbst hier an der Küste ist es ungewöhnlich kalt. Die Fahrt ist recht anstrengend und dauert länger als geplant. Wir erreichen unser Hotel in Newcastle um halbdrei – die kirchliche Zeremonie soll um drei Uhr beginnen. Ich soll der Brautführer sein. Es regnet in Strömen. Die Zufahrt zum Hotel ( eine unbefestigte Straße) besteht nur noch aus Matsch und beim Aussteigen aus dem Auto gelingt es kaum, sich nicht richtig einzusauen.
Schlüssel holen, unseren Bungalow finden, alles ausladen und umziehen, alles in höchster Eile. Ich steh in der Unterhose – wo ist mein Anzug? Ääh – Schreck – wo ist mein Anzug? Klar – zu Hause hängen gelassen.
Was hab ich noch ? Hemd und Schuhe sind im Koffer. Ansonsten die Leinenshorts und das Shirt, welches ich während der Reise getragen habe. AUS! Vergiss es! Ich geh in die nächste Kneipe und hol euch morgen ab. In diesen Klamotten geh ich weder in die Kirche noch auf die danach angesetzte Hochzeitsfeier. Wie spät ist es? Gut, ich fahr zurück in die Stadt und versuch noch was halbwegs vorzeigbares aufzutreiben.
Leider schließen die Geschäfte um 2, aber, und jetzt mach ich’s kurz, ich finde noch einen Laden, der einige Anzüge im Sortiment hat und ich finde einen, bei dem das Jackett passt, die Hose jedoch bis fast unters Kinn reicht. Gekauft! Schwarze Jeans haben die auch. Passt – die Hosenbeine kann ich umschlagen. Zahlen, zurück zum Hotel, umziehen und auf kürzestem Weg zur Kirche. Dort erlebe ich noch die letzten 2 Minuten, d.h. den Abschiedssegen des Pfarrers. Erleichterung bei Karin und vorwurfsvolle Blicke von Seiten der Braut ob meiner Schusseligkeit.
Dann war aber alles wunderbar. Freundliche und fröhliche Menschen aller Kulturen und Rassen ließen sich von dem wirklichen Sauwetter nicht beeindrucken und ein richtig schönes Hochzeitsfest mit gutem Essen, gutem Wein, lärmenden undstampfenden Zulutänzern, Sex , Drugs and Rock n’ Roll nahm seinen harmonischen Verlauf, bis dann so gegen 4 Uhr morgens die letzten Gäste in ihre Betten wankten.
Am nächsten Morgen Brummschädel, aber ein reichhaltiges Frühstück schafft auch hier bald Abhilfe. Dann verstreut sich die Gästeschar so langsam und auch wir machen uns wieder auf den Weg zurück an die Küste, wo wir am Abend wieder eintreffen und wo uns mit aufgeregtem Bellen und Winseln unser Hund Ferdi freudig begrüßt.

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