Sheryl Cwele ist hier bei der Hibiscus Coast Municipality angestellt. Sie bekleidet den Posten des/der Direktors/Direktorin für die Abteilung Gesundheit und öffentliche Dienste.
Siyabonga Cwele ist der südafrikanische Minister für nationale Sicherheit und ist der Ehemann von Sheryl. Diesem Umstand verdankt Sheryl wohl auch ihren sehr ordentlich entlohnten Direktorenposten bei der Bezirksverwaltung, denn, glaubt man einschlägigen
Presseveröffentlichungen , wurde bei ihrer Anstellung auf normalerweise erforderliche Zeugnisse oder Befähigungsnachweise verzichtet. Sheryl und Siyabonga Cwele bewohnen ein schönes Haus in Port Shepstone und 4 Kinder entsprangen dieser gutsituierten Verbindung.
Tessa Beetge (35) war eine Nachbarin und mit der Zeit eine Freundin von Sheryl Cwele. „War“, so darf man wohl vermuten, denn Tessa Beetge sitzt seit 2008 in einem Gefängnis im brasilianischen Rio de Janeiro, wegen Drogenschmuggels zu 6 Jahren Haft verurteilt und sie ist auf ihre „Freundin“ sicher nicht gerade gut zu sprechen.
Charmaine Moss (48) betreibt hier in St Michaels einen Beauty-Salon, ist zeitweise auch Airobic-Trainerin und wurde über die Jahre eine gute Bekannte von Frau Blackconti, welche Charmains Dienste immer wieder mal in Anspruch nimmt. Frau Moss war auch mit Sheryl Cwele befreundet, da ihr Sohn mit einer Tochter der Cweles zur Schule ging und die Frauen sich über Fahrgemeinschaften für die Kinder kennen gelernt hatten. Auch hier darf man mit Fug und Recht „war“ schreiben, denn Frau Moss blieb das Schicksal der Tessa Beetge nur erspart, weil sie im letzten Augeblick von einer verlockenden Reise in die Türkei absprang.
Frank Nabolisa, ein Nigerianer mit dubioser Vergangenheit, war der „Geschäfts“-Partner der Sheryl Cwele, und auch hier ist das „war“ angebracht, denn dem Geschäft der beiden wurde nun die Grundlage entzogen. Sheryl und Frank wurden vor wenigen Tagen vom High Court, dem Oberlandesgericht, in Pietermaritzburg zu 12 Jahren Haft verurteilt. Frank sitzt schon seit seiner Verhaftung im Januar 2010 ein, wohingegen Sheryl, die 2010 ebenfalls verhaftet wurde, nach kurzer Untersuchungshaft gegen 100 000 Rand Kaution wieder freigelassen wurde. Nur so nebenbei, auch nach dem letzten Urteil bleibt sie auf freiem Fuß, denn sie behauptet nach wie vor unschuldig zu sein und hat Einspruch eingelegt.
Was aber war die
Geschäftsidee des Paares Sheryl und Frank? Nun, es ging ganz einfach um Drogenhandel. Frank wusste, wo man diese im Ausland günstig einkaufen konnte und Sheryl war für die Logistik, d.h. den Transportweg nach Südafrika zuständig. Also war Sheryl gut zu ihren „Freundinnen“, Tessa und Charmaine, und offerierte diesen gut bezahlte, leichte Aushilfstätigkeit im Ausland. Tessa sollte für 14 Tage in London arbeiten und Charmaine 2 Wochen in der Türkei. Was genau dort dann zu tun sei blieb im Unklaren, aber alles wäre legal, man würde mit 25 000 Rand entlohnt und alle Reisekosten würden übernommen. Wer wird schon misstrauisch, wenn eine wohlhabende Freundin, die Ehefrau eines Staatsministers gar, so ein Jobangebot macht? Die beiden Frauen jedenfalls waren es nicht, waren geradezu begeistert, und so erfuhr auch ich via Frau Blackconti, dass ihrer Massage- und Waxing-Spezialistin Charmaine eine gut bezahlte Reise in die Türkei in Aussicht stand. Das war 2008 und da keine weiteren Details genannt wurden, dachte ich nur: Schön für sie, also Charmaine, und hatte die Sache vergessen.
Irgendwann erfuhr ich dann aus den Medien, dass eine Frau Tessa Beetge aus Port Shepstone in Brasilien mit 10 kg Kokain im Gepäck verhaftet worden sei. Für mich war das eine Nachricht wie hundert andere. Den Namen hörte ich da zum ersten mal und außer, dass es eine Frau aus Port Shepstone, also hier von der Southcoast, war, interessierte ich mich auch nicht weiter dafür. Ziemlich elektrisiert aber war ich dann Anfang 2010, als ich in einer überregionalen Zeitung einen Artikel über die Verhaftung der Sheryl Cwele und des Frank Nabolisa las. Drogenschmuggel und –handel wurden ihnen vorgeworfen und, wie es hieß, „Shelly Beach-Beauty-Practioness“ Charmaine Moss sei die Hauptbelastungszeugin der Staatsanwaltschaft.
An dieser Stelle sollte ich auf einen, für uns Deutsche, ziemlich gewöhnungsbedürftigen Fakt hinweisen. Die hiesigen Medien haben keine Hemmungen, die Klarnamen und oft auch Fotos von Personen zu veröffentlich, die eines kriminellen Vergehens verdächtigt werden. Dass dies hier auch bei Belastungszeugen praktiziert wird, macht mich ziemlich fassungslos, denn man mag sich die Angst des Zeugen vor Nachstellungen von interessierten Kreisen vorstellen. Wenn ich hier jetzt auch alle Namen ausschreibe, kann das keinen Schaden mehr anrichten, denn aus unzähligen Presseveröffentlichungen sind diese Namen bekannt.
Charmaine hatte jedenfalls eine Heidenangst und wurde für einige Zeit regelrecht unsichtbar. Später erzählte sie uns dann, dass sie ihre Reise bereits angetreten hatte. Sheryl Cwele hätte das Visum für die Türkei und die Flugtickets besorgt und so ist Charmaine dann nach Johannesburg geflogen. Von dort sollte dann am nächsten Tag der Flug nach Istanbul starten. In Joburg nahm sie besagter Frank Nabolisa in Empfang und brachte sie über Nacht in einer ziemlich schäbigen Absteige in Joburg unter. Nachfragen zu ihrer Tätigkeit in der Türkei wurden erst ausweichend und dann dahingehend konkretisiert, dass sie in der Türkei eigentlich nur ein Päckchen in Empfang nehmen und mit nach Südafrika bringen solle; ansonsten könne sie sich 14 Tage bis zum Rückflug eine schöne Zeit machen.
In dieser Nacht habe sie angefangen zu denken, zu suspekt waren der zwielichtige Nigerianer, die miese Unterkunft und dann erst dieser merkwürdige Auftrag. Früh am nächsten Morgen fuhr sie direkt zum Airport und flog mit der nächsten Maschine zurück nach Durban. Das war ihr Glück, denn wäre sie in die Türkei geflogen, hätte sie das gleiche Schicksal ereilt wie Tessa Beetge. Sie wäre mit Sicherheit mit dem „Päckchen“ festgenommen worden, denn wie sich später herausstellte, waren Cwele und der Nigerianer schon seit einiger Zeit im Visier der Drogenfahnder.
Vorerst ist nun ein Urteil gesprochen. Sheryl Cwele und Frank Nabolisa sollen 12 Jahre ins Gefängnis. Charmaine’s Zeugenaussage und diverse abgehörte Telefonate und abgefangene SMS’s und E-Mails waren ziemlich eindeutig, sodass auch eine Revision kaum zu einem anderen Urteil kommen dürfte. Aber wer will darauf wetten, zumal ja höchste politische Kreise berührt sind. Der Minister für nationale Sicherheit und Ehemann, weiß anscheinend nichts, schweigt jedenfalls bisher beharrlich.
( vigilance = Wachsamkeit, Mr. Cwele arbeitet an einer Verteidigungsrede für die "Protection of Info Bill", ein Zensurgesetz ähnlich dem, welches die ungarische Regierung kürzlich durchprügeln wollte. Der ANC möchte seine dauernden Skandale besser unterm Deckel halten.)
Tessa Beetge hatte eigentlich noch mehr Grund über den Zweck ihres Reiseauftrags nach zu denken, denn ihr wurde ein Job in London avisiert, der dann, als sie in Joburg ankam „leider schon besetzt“ war, aber, welch glückliche Fügung, in Kolumbien, in Bogota, sei ein Päckchen abzuholen und dann mit zu bringen. Sie hat nicht nachgedacht, oder nicht nachdenken wollen. Nun verbringt sie schon 3 Jahre in einer Gefängniszelle in Brasilien. Wie man hört, arbeitet sie dort an einem Buch über ihre Erlebnisse. Arbeitstitel: Die Frau des Ministers ( Nein, Blödsinn – den Titel habe ich jetzt erfunden. Ansonsten stimmt’s aber – weitgehend.)