Sonntag, 22. September 2013

Schock

Verkehrsunfälle passieren tagtäglich überall auf der Welt und jeden Tag sterben dabei Menschen. Das ist der Preis der Mobilität und wird als unvermeidlich hingenommen, Wir verdrängen die entsetzlichen Tragödien und Schicksale, die sich hinter solch „normalen“ Unfällen verbergen und wir besteigen unsere Automobile jeden Tag in der Scheingewissheit, dass die schlimmen Unfälle immer nur Anderen passieren. Diese trügerische Selbstsicherheit wird allerdings gewaltig erschüttert, wenn man von einem schrecklichen Unfall ganz in der Nähe hört, bei von einem Moment zum anderen 27 Menschen den Tod fanden.

Pinetown ist ein Vorort im Westen von Durban und wegen seiner Hanglage weisen die Hautverkehrsstraßen in Richtung Durban ein ziemliches Gefälle auf. Umsichtiges Fahren ist also geboten, aber die talwärts führenden Fahrbahnen sind gut ausgebaut und große Warnschilder fordern für LKW ein Zurückschalten in den niedrigsten Gang.

Am 5. September hörten wir mit Entsetzen von einem schrecklichen Verkehrsunfall in Pinetown. Ein LKW sei außer Kontrolle geraten, habe mehrere vollbesetzte Sammeltaxis gerammt und 27 Todesopfer seien zu beklagen. Die Nachricht und die TV-Bilder der herumliegenden Wracks und Trümmer ließen uns betroffen aufhorchen, denn jeder hier an der Küste kennt diese Straße und befuhr sie schon ungezählte mal.

Mittlerweile wurden auf Youtube Bilder von Überwachungskameras hochgeladen, die den Unfallhergang aufgezeichnet haben. Die Bilder sind so schockierend, dass ich hier auf eine Einbettung verzichte. Wer unbedingt mag, kann sich bei YouTube selber bedienen. Mir wurde jedenfalls bewusst wie selten zuvor, wie unsicher und zu jederzeit gefährdet unser Leben ist und Tod oder Leben oftmals einfach nur davon abhängt, dass man zufällig nicht zum falschen Moment am falschen Ort ist. Hoffentlich krieg ich die Bilder schnell wieder aus dem Kopf.

Freitag, 20. September 2013

Tod eines Kritikers

Zum Tode Marcel Reich-Ranitzkis ist ja bereits alles gesagt und deshalb hier nur noch einmal eine gelungene Parodie des äußerst unterhaltsamen Selbstdarstellers:

Dienstag, 17. September 2013

Die Wut und ein Gewehr

Heston NRAMitten in Washington erschießt ein Mann 12 Menschen und wird dann selbst erschossen. Die Gründe für diesen Amoklauf sind noch nicht bekannt, aber, ganz ehrlich, sie sind mir auch ziemlich egal. Zu regelmäßig hören wir von solchen Blutorgien aus den USA, als dass uns das noch wirklich berühren könnte. Die Fakten sind immer wieder die gleichen: Egal, ob in der Schule, im Kino oder am Arbeitsplatz – ein Mann ist wütend, auf was auch immer, und er hat ein Gewehr. Diesen wütenden Mann gibt es überall auf der Welt, und vielleicht gibt es für seine Wut sogar ziemlich handfeste Gründe, ein Gewehr aber hat er in zivilisierten Gesellschaften normalerweise nicht. Zivilisierte Gesellschaften wissen um die tödliche Gefahr, die von Feuerwaffen in der Hand von wütenden Männern ausgeht und haben deshalb den Zugang zu Schusswaffen für den normalen Wutbürger streng reglementiert, d.h. nahezu unmöglich gemacht.
Das sieht die Mehrheit der US-Amerikaner anders:

Dort ist’s ein Brauch von Alters her,
wer wütend ist, hat ein Gewehr!
Und sieht der dann vor Wut noch rot,
dann sind –bumm-peng- 12 Menschen tot.
USA im Schock, doch dann -
tritt Charlton Heston auf den Plan,
nein, nicht er selbst, es ist sein Geist,
der jetzt Stetigkeit beweist,
erklärt, dass einzig Feuerwaffen
dem US-Bürger Freiheit schaffen.
Das sagt er immer, jedes Mal,
und sind die Folgen auch letal,
er ist das Sprachrohr von Idioten.
Ich freu mich auf die nächsten Toten.



Achtung NSA: Den letzten Satz, aber nur den, habe ich ironisch gemeint – ehrlich!

Samstag, 7. September 2013

Herbstdepression

Die Nachrichtenlage in diesen Tagen gibt reichlich Anlass schwermütig zu werden. Ein zum Hoffnungsträger hochgejubelter Präsident setzt jenseits des Atlantiks die sattsam bekannte US-Politik der Gewaltandrohung und Kriegstreiberei seines Vorgängers nahtlos fort und keine Lüge ist zu blöde zur Rechtfertigung illegaler Aggression. Die Geheimdienste der westlichen Hemisphäre scheren sich einen Dreck um Grundrechte und gesetzliche Vorschriften und die zuständigen Politiker geben sich ahnungslos. Statt sich der illegalen Schnüffelei und dem Überwachungswahn entgegenzustellen, statt die Bürger zu schützen, wird verharmlost und gelogen. Das alles ist misslich, aber wenn zu diesem ganzen Elend dann noch die Vorstellung weiterer vier Jahre geballter Inkompetenz als „beste Regierung“ aller Zeiten die Zukunft trübe und grau erscheinen lässt, so schlägt das gewaltig auf’s Gemüt.

Dagegen muss was unternommen werden und, warum eigentlich nicht, schau ich mal was es im Fernsehen gibt. Was zur Entspannung, lockere Unterhaltung im „Ersten“, und die wird uns in der ARD-Programmvorschau u.a. wie folgt angepriesen:

„…lädt er in das Berliner Ensemble für acht neue Folgen "Krömer - Late Night Show". Live und vor Publikum wird Kurt Krömer seinen investigativen Journalismus von der Leine lassen, seinen Gästen Antworten entlocken, von denen sie selbst noch nicht wussten, und tief in das Innerste seiner schwarzen Seele blicken lassen…“

Interessant, schau ich mir an. Das Berliner Emsemble, ein sehr schönes, klassisches Theater, ist vollbesetzt und auf der Bühne – nichts, d.h. der eiserne Sicherheitsvorhang ist unten und darauf wird nun ein Filmchen projeziert, in dem der Protagonist Kurt Krömer sein Intro - na ja, „singt“. Dann macht dieser Krömer das Maul auf, mimt den Berliner Proleten, ruft „Eh Du“ und öfter mal „Scheisse“ und, witzig ist da aber gleich gar nichts, das Publikum im Theater lacht. - Ja, über was eigentlich? Wenn’s nicht so unendlich billig, grauenhaft und primitiv wäre, hätte ich längst ausgeschaltet, aber nun will ich’s auch bis zum Ende wissen. Irgendwas muss doch da noch kommen. So eine geballte Ladung Müll ist doch ungenießbar. Aber da liege ich wohl falsch. Irgendein Programmverantwortlicher der ARD muss eine ziemlich merkwürdige Weltsicht haben, denn wie anders soll ich mir oben zitierte ARD-Programmankündigung erklären. „Investigativer Journalismus“ – ne, is klar! Krömer (Orginalton: "Eh, Roberto, wedelst Du Dir wieder einen von Palme?") und seine Gäste flegeln und proleten 45 Minuten sinnentleert auf dem Niveau pubertierender Halbwüchsiger und am Ende darf eine Larifari Band noch ein Liedchen trällern. Das wars - und mir zieht’s wegen dieser Peinlichkeit die Kopfhaut zusammen. Möglicherweise ist so ein Blick in die ARD-Unterhaltungslatrine aber auch faszinierend und, wer mag, darf sich hier jetzt selber ein Bild machen:



Wie bin ich noch darauf gekommen? Ach ja, ich erhoffte mir ein Antidepressivum. Da war diese „Unterhaltung“ wohl eher kontraproduktiv. Aber - was soll’s? Jetzt wird’s’s hier Frühling und der vertreibt bekanntlich mit seinem blauen-Band-Geflatter alle trübsinnigen Gedanken. Für die Nordhalbkugel allerdings sieht’s finster aus. Weitere vier Jahre unter der Inkompetenzknute des Merkels ächzen – keine erfreulichen Aussichten.

Donnerstag, 5. September 2013

Das Nazischwein

Pink Floyd Schwein"Antikolonial, pro freiheitlich, pro Dialog, pro Frieden, antiautoritär und antifaschistisch," so beschreibt Pink Floyd-Frontmann Roger Waters seine Neuauflage des Bühnenspektakels „The Wall“, welches vor wenigen Stunden im Berliner Olympiastadion aufgeführt wurde. Eine recht zutreffende Beschreibung sollte man meinen, denn die 1979 erschienene Doppel-LP und die auf diesem Album basierende Show kennt man ja nun schon einige Jahrzehnte. „Nein“, empören sich jetzt die jüdische Gemeinde Berlin und im Gleichklang auch noch das American Jewish Committee (AJC), „die Show ist ANTISEMITISCH, weil auf dem Plastikschwein, welches über die Zuschauer fliegt, ein Davidstern zu sehen ist“.

Ein Davidstern auf einem Schwein, noch dazu im Olympiastadion, dem NS-Bauwerk schlechthin, dazu die anderen Symbole, Shell-Muschel (Kapitalismus!?) oder Hammer und Sichel (Kommunismus!?) – welch eine antisemitische Provokation! Die Sprecherin des AJC begründet Ihre Empörung und die Forderung, die Show im Olympiastadion nicht zu erlauben, sehr überzeugend. Das Schwein provoziere, weil für Juden der Verzehr von Schweinefleisch verboten sei und mit den Kapitalismus- und Kommunismussymbolen würden Juden verantwortlich gemacht für die Urheberschaft und die negativen Auswüchse dieser Systeme. Gut, dass uns das erklärt wurde, denn wir dachten in unserer Naivität, die dem Schwein aufgemalten Symbole würden auf prominente Mauererbauer gestern und heute verweisen.

So kann man sich irren und unser trotzig gebrülltes: „We don't need no education...“ war völlig fehl man Platze, denn Roger Waters hat dazugelernt. Er hat, so wurde vor kurzem berichtet, das Schwein vorhin ohne Davidstern fliegen lassen und - weg war jeglicher Antisemitismus. Allerdings nur für diese Show, denn wenn der Antisemitismus wirklich verschwände, käme das für so manchen Antisemitismusexperten, Hendryk M Broder zum Beispiel, einer existenziellen Katastrophe gleich und - uns würde was zum Lachen fehlen.

Samstag, 31. August 2013

Hurra, wir sind dabei!

Wir sind dabeiDie Engländer wollen nicht, aber dafür ist jetzt die Türkei willig. Was für ein Glücksfall für die Bundeskanzlerin. Jetzt ist sie bei den Willigen, automatisch, ohne selbst vor der Wahl diese höchst unpopuläre Entscheidung treffen zu müssen. Und, was für ein Zufall, die deutschen Soldaten sind bereits vor Ort, an der syrischen Grenze.

Als im Januar dieses Jahres die Patriot-Raketenabwehrsysteme in die Türkei verlegt wurden schien mir die Begründung: „Schutz der Türkei vor syrischen Raketenangriffen!“ geradezu eine Beleidigung des gesunden Menschenverstandes, denn warum sollte Syrien die Türkei angreifen. Assad hatte doch mit den Rebellen, Aufständischen und Freischärlern im eigenen Land genug Probleme am Hals.

Jetzt aber kommt Sinn in das Ganze. Nicht Syrien greift die Türkei an, sondern wird sich gegen einen türkischen Angriff wehren und natürlich zurückschießen. Das ist dann die Stunde der Patrioten. Deutschland ist dann Partei in einem illegalen Angriffskrieg und, toll, weder muss das Merkel was entscheiden, noch muss das Parlament gefragt werden. Wenn das , incl. der passenden Assad-Giftgas-Story, von langer Hand geplant war, kann man nur den Hut ziehen.

Patriot – Riot – Idiot – unzulässige Assoziationen eines kranken Hirns, ich weiß. Aber die kommen einfach, was soll ich machen?

Dienstag, 27. August 2013

Nein, bitte nicht schon wieder!

Der grausame Blutsäufer Bashar Al-Assad muss stockblöde sein. Seine Armee gewinnt im syrischen Bürgerkrieg mehr und mehr die Oberhand. Sie drängt die Guten, die freiheits-und demokratieversessenen Dschiadisten und Al-Quaida-Kämpfer aus deren zuvor eroberten Gebieten zurück und an den Rand einer Niederlage. Und just in diesem Moment liefert der grausame Despot den bereits unruhig mit den Säbeln rasselnden Amis, Briten und Franzosen endlich DEN Vorwand, in den syrischen Bürgerkrieg einzugreifen. Assad setzt verbotene Chemiewaffen ein, vergiftet damit unschuldige Zivilisten und überschreitet somit wissentlich eine sogenannte „rote Linie“. Was für ein Idiot – wenn’s so stimmen würde.

Es handelt sich hier aber einzig um die Darstellung der Angriffswilligen aus Washington, London und Paris. Beweise werden nicht vorgelegt, weil es die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gibt. Stattdessen wird ein fester Glaube bezeugt. Der Glaube versetzt Berge, sicher, aber mit dem Glauben lässt sich auch trefflich morden. Genau wie der Glaube an die Massenvernichtungswaffen des Saddam Hussein im Irak, so wird der Glaube an die chemischen Waffen des Bashar Al-Assad in Syrien die Opferzahlen explodieren lassen.

Wo der Glaube die Fakten ersetzt, hat die Logik keinen Platz mehr und mit Logik hat ja die Begründung zum Eingreifen der „Willigen“ nun wirklich nichts zu tun. Syrien wird am Ende so „befriedet“ wie der Irak, wie Afghanistan oder Libyen. Hunderttausende von Toten, zerstörte Infrastrukturen und gespaltene Gesellschaften, die sich dann im anschließenden „Frieden“ tagtäglich gegenseitig in die Luft sprengen.

Warum aber die „Willigen“ so unbedingt diesen Krieg wollen, ist mir nicht klar. Humanität und Menschenrettung als Begründung halte ich eingedenk der erwartbaren fürchterlichen Eskalation für pure Heuchelei. Syrien hat nur unbedeutende Ölvorkommen, d.h. das ist wohl auch kein Kriegsgrund. Öl hat der Iran und das will man ja schon lange wieder unter Kontrolle bringen. Der Iran unterstützt das Assad-Regime. Hofft man vielleicht, den Iran in diesen Konflikt hineinzuziehen um ihn dann endlich angreifen zu können? Vielleicht kann mir da mal einer weiterhelfen.

Spannend wird die Frage, wie sich Deutschland nun verhält. Die überwiegende Mehrheit der Deutschen lehnt eine Teilnahme an einem Syrienkrieg ab. Mutiert die Kanzlerin nun zum Schröder und verweigert sich den „Willigen“? Immerhin steht die Wahl vor der Tür und ein Teilnahme am Syrienkrieg könnte Stimmen kosten. Nein, mag die Begründung auch noch so absurd sein, Merkel ist am Ende willig. Wetten?

Mittwoch, 21. August 2013

Right through the windshield – Haha

Bradley Manning hat uns via Wikileaks-Video über den heldenhaften Kampf der US-Truppen gegen den Terrorismus im Irak informiert. Das hat ihm nun 35 Jahre Gefängnis eingebracht. Hier noch einmal eine gekürzte Fassung des Gemetzels:



Ich muss auch nach der x-ten Betrachtung dieses Videos immer noch am Klos im Hals schlucken und man versteht natürlich, dass die USA solche entsetzlichen Bilder lieber geheim gehalten hätten. Nicht genug, dass die vermeintlichen „Terroristen“ Fotoreporter und deren „Waffen“ Kameraobjetive waren, die schießwütigen Killer können es kaum erwarten, auch noch die hilflosen Verletzten und den Krankentransporter samt Insassen zu durchsieben. „Come on – let’s shoot!“ „Right through the windshield – HaHa!“, “Look that dead bastards!”, “Nice!” Der Zynismus dieser Kommentare, die mitleidlose Verrohung und Menschenverachtung ist nicht zu fassen. Ja , die Wahrheit ist peinlich und auch gefährlich. Es könnte ja mal wieder einer auf die Idee kommen, es den USA mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Bradley Manning hat dem Ansehen der USA geschadet und zahlt nun einen hohen Preis dafür, dass er uns hinter die gelackte Fassade der offiziellen Kriegsberichte blicken ließ. George W. Bush aber, der Hauptverantwortliche und unseelige Initiator dieses illegalen, mit dreisten Lügen angezettelten Angriffskrieges, hat das Ansehen und die Reputation der USA nahezu irreparabel ruiniert. Er wird sich allerdings niemals vor einem Gericht verantworten müssen und darf weiter dümmlich grinsen.

PS.
Tags für den NSA-Gebrauch: Killer, Terroristen, Gemetzel, Angriffskrieg, Lügen, G.W.Bush

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